15.09.2015 14:00 Uhr

Malmö: Mit Rosenberg ist alles möglich

Markus Rosenberg (r.) ist bei Malmö FF der Mann für die wichtigen Tore
Markus Rosenberg (r.) ist bei Malmö FF der Mann für die wichtigen Tore

Zurück an alter Wirkungsstätte hat sich der Ex-Bremer Markus Rosenberg zur Führungsfigur entwickelt. Der Mann für die wichtigen Tore hat Malmö FF als Kapitän zur zweiten Champions-League-Teilnahme in Folge geführt. Längst ist um den 32-Jährigen ein kleiner Kult entstanden.

Die Fußballwelt staunt derzeit über ein kurioses Ereignis, das sich am vergangenen Samstag im Malmöer Swedbank Stadion zugetragen hat. Im Heimspiel gegen IF Elfsborg gelang Markus Rosenberg das seltene Kunststück, zwei technisch perfekte Fallrückzieher aus nahezu identischer Position an den Querbalken zu setzen.

In vergleichbaren Situationen wird gerne konstatiert, mit dem Fußballgott nicht im Bunde zu sein. Wer die vergangenen eineinhalb Karrierejahre des erfahrenen Stürmers Revue passieren lässt, wird allerdings zu der Erkenntnis kommen, dass Rosenberg auch ohne himmlischen Beistand an vielen kleinen Fußballwundern beteiligt war.

Im Spätherbst seiner Profilaufbahn beweist der Ex-Nationalspieler, von den Werder-Fans nicht grundlos einst zum "Millionenberg" getauft worden zu sein. Schon in Bremen galt der Blondschopf als Experte für die wichtigen Buden. 2008 schoss er die Norddeutschen am letzten Spieltag auf Platz zwei und damit sicher in die Königsklasse, zwei Jahre später war es sein Last-Minute-Treffer, der die Grün-Weißen in der Champions-League-Quali in Genua in die Verlängerung rettete. Kleine Meilensteine, die an der Weser bis heute für Gänsehaut sorgen.

Kapitän der Comeback-Könige

Zurück bei Jugendliebe Malmö FF hat der 40-fache Bundesligatorschütze großen Anteil an der sensationellen Erfolgsstory des schwedischen Traditionsvereins. Der amtierende Meister der Allsvenskan hat sich in jüngster Vergangenheit einen Namen als Spezialist für Aufholjagden erarbeitet. In Salzburg können sie ein Lied davon singen: Bereits im Vorjahr scheiterte der ambitionierte Brauseklub nach einem Sieg im Hinspiel doch noch am Team des norwegischen Erfolgstrainers Åge Hareide. Vor wenigen Wochen wiederholte sich die Geschichte, als die Schweden im heimischen Hexenkessel eine 0:2-Auswärtspleite wettmachten und den Favoriten mit 3:0 abfertigten.

Bemerkenswert: Vier Mal unterlag Malmö in den vergangenen Qualiphasen zunächst in der Fremde (2 Mal Salzburg, Sparta Prag, Celtic), doch jedes Mal wurde die Wende geschafft – vor allem dank Markus Rosenberg, der von den eigenen Fans liebevoll "Super-Mackan" gerufen wird. Der schlitzohrige Stürmer, der einst auch für Ajax Amsterdam, Racing Santander und West Bromwich Albion auf Torejagd ging, ist zum Kapitän der Comeback-Könige aufgestiegen.

Der Verantwortung gewachsen

Dabei hatten die wenigsten Beobachter mit einer derart spektakulären Entwicklung gerechnet. Nachdem sein Vertrag in Bremen 2012 trotz ansprechender Leistungen nicht verlängert worden war, suchte Rosenberg sein Glück auf der Insel. Bei West Bromwich lief es für den wuseligen Angreifer jedoch alles andere als rund. Nach 33 Pflichtspielen ohne einen einzigen Treffer wurde das Missverständnis in beiderseitigem Einvernehmen beendet. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall für Malmö, das den verlorenen Sohn mit offenen Armen empfing.

In Windeseile fand "Rosi" in heimischen Gefilden seinen Torriecher wieder und übernahm auf Anhieb Verantwortung im talentierten MFF-Ensemble. Höhepunkt des rasanten Aufstiegs: Der Goalgetter schoss seine Farben im vergangenen Oktober zum 18. Titel und avancierte mit 29 Torbeteiligungen zudem zum Top-Scorer der höchsten schwedischen Spielklasse. "Heute ist mein allergrößter Traum in Erfüllung gegangen", ließ ein sichtlich gerührter Rosenberg seinen Gefühlen damals freien Lauf.

Nicht ohne Grund versuchte Nationaltrainer Erik Hamren im Vorjahr, den Knipser zu einer Rückkehr in die Landesauswahl zu überreden. Der 33-fache Nationalspieler (sechs Tore) lehnte allerdings ab. Seine emotionale Begründung: "Es bringt nichts, sich auf beide Sachen zu konzentrieren. Ich will 100 Prozent für Malmö da sein und nicht für beide Teams nur die Hälfte."

"Super-Mackan" ist Kult

Wie beliebt Rosenberg auf und neben dem Platz ist, zeigte sich erst kürzlich in Glasgow. Der gelbgesperrte Stürmer schlich sich in Zivil unter die mitgereisten Fans, die sich in einem schottischen Einkaufszentrum versammelt hatten. Mit einem Megaphon bewaffnet, übte sich der Publikumsliebling als Vorsänger und machte die Anhänger heiß auf das anstehende Qualimatch im Celtic Park.

Aktionen wie diesen ist es zu verdanken, dass ein kleiner Kult um "Super-Mackan" entstanden ist. In sozialen Netzwerken wird der Schwede mit Liebesbekundungen überhäuft, Fanshirts mit seinem Aufdruck finden reißenden Absatz. Der einhellige Tenor: Mit "Rosi" ist alles möglich. Selten hat ein Fußballer mit der Entscheidung, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, derart richtig gelegen.

Ob weitere Sternstunden im himmelblauen Dress hinzukommen, bleibt zumindest auf internationaler Bühne fraglich. In der CL-Hammergruppe mit Real, Paris und Donetsk sind die Schweden krasser Außenseiter. Zum Auftakt wartet mit PSG eine Herkulesaufgabe im Parc des Princes.

Dort kommt es zum Wiedersehen mit einem weiteren alten Bekannten: Weltstar Zlatan Ibrahimović stammt wie Rosenberg aus Malmö und begann seine Laufbahn ebenfalls bei der "Fotbollförening". Schon träumen die Fans vom nächsten Heimkehrer. Gegen "Super-Zlatan" hätte vermutlich niemand etwas einzuwenden.   

Mehr dazu:
>> Zu den Vereinsspielen von Markus Rosenberg

Heiko Lütkehus