17.10.2015 10:00 Uhr

U17-WM 2011: Yeşil sorgt für leere Betten

Samed Yeşil schießt die DFB-Junioren ins Halbfinale
Samed Yeşil schießt die DFB-Junioren ins Halbfinale

6:1 gegen Ecuador, 3:0 gegen Burkina Faso und 2:0 gegen Panama in der Gruppe sowie ein glattes 4:0 gegen die US-Boys im Achtelfinale: Der deutsche Nachwuchs zauberte sich 2011 widerstandslos wie ein schottischer Zweihänder durch zimmerwarme Butter unter die besten acht Teams der U17-WM und scheiterte erst hauchdünn im Halbfinale am späteren Sieger und Gastgeber Mexiko. weltfussball wirft vor dem Start der nächsten Austragung einen Blick auf die damaligen Protagonisten des DFB.

Der Zeitunterschied war enorm, die TV-Zeiten mies und die Augen müde. Wer sich 2011 dennoch vor die Flimmerkiste schleppte, wurde nicht enttäuscht: Angeführt von einem brillanten Samed Yeşil und von scheinbar unstillbarem Offensivdrang getrieben, sorgte der U17-Nachwuchs Deutschlands für spektakuläre Stunden und fußballerische Aufbruchstimmung. Spätestens nach dem 4:3-Offensivspektakel im Spiel um Platz drei gegen Brasilien war sich Fußball-Deutschland einig, dass die Hauptakteure des Spektakels noch deutliche Fußstapfen hinterlassen würden. Eine Erkenntnis, die sich allerdings nicht für alle Mannen des 21-köpfigen Kaders bewahrheiten sollte.

Im Schnitt 6,4 Mal im Oberhaus

Vier Jahre später haben es die Mitglieder des damaligen Teams im Schnitt auf 23 Einsätze in den ersten drei Profiligen gebracht – davon gerade mal 6,4 im deutschen Oberhaus. Von den Keepern, naturgemäß die Position mit dem größten Konkurrenzgerangel, konnte beispielsweise lediglich die damalige Nummer eins, Odisseas Vlachodimos, unlängst in der Bundesliga debütieren. Thomas Dähne kickt mittlerweile in Finnland, Cedric Wilmes pariert gar nicht mehr im Profigeschäft.

Selbiges gilt leider für Cimo Röcker. Der Außenverteidiger verpasste 2011 keine Minute und galt als Lösung der endlosen Bremer Suche nach einer Ideallösung für die linke Seite. Anstatt des prognostizierten Durchbruchs folgte jedoch eine Verletzungspause nach der anderen. Zuletzt schnürte der ehemalige U17-EM-Finalist die Schuhe für die Zweitvertretung von Hannover 96 in der Regionalliga, wo sein Kontrakt im Sommer jedoch auslief. Apropos Regionalliga: In der vierten Liga tummeln sich mit Noah Korczowski (Wolfsburg II), Nico Perrey (Hessen Kassel), Koray Kaçınoğlu (Wattenscheid), Levent Aycicek (Werder II), Marvin Ducksch (BVB II) sowie Mirco Born (Meppen) momentan weitere Akteure des WM-Kaders.

Vom Talent zur festen Größe

Dass der Weg allerdings auch steil bergauf gehen kann, zeigt hingegen die Laufbahn anderer Kicker der damaligen Stammelf: Kaan Ayhan ist auf Schalke längst zur festen Größe geworden, Mitchell Weiser überzeugt in Berlin, Koray Günter (Galatasaray) und Robin Yalcin (Rizespor) haben in der Türkei ihr Glück gefunden und Emre Can spielt inzwischen erfolgreich beim Liverpool FC und der deutschen A-Nationalmannschaft.

Wäre alles nach Plan gelaufen, würde an Cans Seite inzwischen auch der damalige Topstar der deutschen Elf für Furore sorgen. Samed Yeşil, mit sechs Treffern und einer Reihe von brillanten Dribblings damals einer der herausragenden Spieler des Turniers, folgte im Sommer 2012 ebenfalls dem Lockruf der Reds. Anstelle des großen Durchbruchs auf der Insel folgte jedoch eine bittere Odyssee. Ausgerechnet im Dress des deutschen Kicker-Nachwuchses zog sich der Youngster kurz nach seinem Wechsel einen Kreuzbandriss zu, der zugleich das Saisonaus für den Deutsch-Türken bedeutete. Kaum genesen, zwang das Kreuzband Yeşil erneut zur Pause. Die Leidenszeit endete erst nach mehr als zwei Jahren im zurückliegenden August. Aktuell geht der gebürtige Düsseldorfer auf Leihbasis für den FC Luzern in der Schweizer Super League auf Torjagd, wo er Schritt für Schritt zu alter Stärke findet.

Ob dem Profigeschäft inzwischen den Rücken gekehrt, Stammspieler bei einem europäischen Topklub oder irgendwo dazwischen - die furiose WM des DFB-Nachwuchses, die am 10. Juli 2011 im legendären Azteken-Stadion vor 94.379 Zuschauern mit Platz drei ihr Ende fand, wird sicher keiner der Spieler und auch kaum ein Zuschauer vergessen. Ein Umstand, der für die neue Generation des DFB Ansporn genug sein sollte, endlich den ersten Titelgewinn in dieser Alterklasse einzutüten. Los geht die Mission übrigens am Sonntag um 21 Uhr, wenn Deutschland auf Australien trifft. Wir berichten natürlich live.

Mehr dazu:
>> Der deutsche Kader der WM 2011
>> Alles zur U17-WM 2015

Marc Affeldt