28.10.2015 10:00 Uhr

Rampenlicht: Ex-Stars in der Versenkung

Es läuft derzeit nicht rund für Papiss Demba Cissé
Es läuft derzeit nicht rund für Papiss Demba Cissé

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei ehemalige Superstars der Bundesliga, die mittlerweile kaum noch für Schlagzeilen sorgen.

Es ist der Auftakt des 30. Spieltags der Bundesliga-Saison 2006/2007. Werder Bremen spielt am Freitagabend unter Flutlicht gegen Alemannia Aachen. Es läuft die dritte Minute der Nachspielzeit, die Grün-Weißen führen 2:1, doch die Gäste bekommen nochmal einen Freistoß im Halbfeld zugesprochen. Der Alemannia-Keeper geht mit in den Strafraum. Die Hereingabe wird jedoch schon auf der Sechzehnerlinie abgefangen und landet anschließend bei Diego Ribas da Cunha, kurz Diego. Was dann folgt, geht später als Tor des Jahres 2007 in die Geschichtsbücher ein. Aus 62,5 Metern zieht der Brasilianer ab, der Ball tickt noch einmal auf und springt dann von der Unterkante der Latte ins verwaiste Gehäuse. Das Weserstadion tobt.

Aus heutiger Sicht war die Zeit in Bremen für den nur 1,73 Meter großen Spielmacher die wohl erfolgreichste in seiner Karriere. Zahlreiche persönliche Auszeichnungen pflasterten seinen Weg in der Hansestadt, unter anderem wurde er in einer kicker-Umfrage zum besten Feldspieler der Saison 2006/2007 gewählt. Zudem gewann er 2009 mit Werder den DFB-Pokal und stand im selben Jahr im UEFA-Cup-Finale. Nach seinem Abgang aus Bremen konnte er dieses Topniveau nur noch selten erreichen. Ein erfolgloses Intermezzo bei Juventus endete mit der Rückkehr nach Deutschland zum VfL Wolfsburg. Dort verscherzte er es sich mit Felix Magath, als er vor dem Saisonfinale 2011 aus dem Mannschaftshotel flüchtete, weil er nicht zur Startelf gehören sollte. Nach einem Jahr auf Leihbasis bei Atlético Madrid in Spanien kehrte der Brasilianer für zwei Spielzeiten nach Niedersachsen zurück, ehe Atlético ihn fest unter Vertrag nahm.         

Heute spielt der mittlerweile 30 Jahre alte Ex-Nationalspieler in der Türkei bei Fenerbahçe. Im Juli letzten Jahres unterzeichnete er dort einen Dreijahresvertrag. Doch so richtig in die Spur kommt der technisch versierte Kreativspieler auch am Bosporus nicht. Oft wird er von seinem portugiesischen Coach Vitor Pereira nur eingewechselt oder vorzeitig vom Platz genommen. Am vergangenen Sonntag gab's allerdings mal wieder was zu feiern. Beim 1:1 im Derby gegen Galatasaray erzielte Feners Nummer 10 den 1:0 Führungstreffer. Nach 79 Minuten war dann Feierabend, Diego wurde ausgewechselt.

Ein Samba-Kicker in der Kühltruhe

Ein anderer brasilianischer Offensivakteur, der ebenfalls in der Bundesliga für Furore sorgte, spielt in Russland bei Rubin Kazan. Carlos Eduardo kam 2007 zum damaligen Zweitligisten 1899 Hoffenheim und war fortan mit für den Durchmarsch der Kraichgauer in Liga eins verantwortlich. In den drei Jahren bei der TSG erzielte er in 90 Spielen 19 Tore, er war Ralf Rangnicks Spielgestalter. 2010 wechselte Eduardo dann für 20 Millionen Euro in die Hauptstadt der Republik Tatarstan nach Russland, um endlich international spielen zu können. Aufgrund einer schweren und langwierigen Knieverletzung machte der sechsmalige Nationalspieler Brasiliens dort in zwei Jahren aber nur 13 Pflichtspiele. Es folgte ein 18-monatiges Leihgeschäft mit Flamengo Rio de Janeiro,. Das Ziel: Spielpraxis sammeln. Seit seiner Rückkehr kommt er bei Rubin wieder regelmäßig zum Einsatz, auch wenn er nicht immer erste Wahl ist. Anfang des Jahres stand Eduardo dann kurz vor einem Wechsel zurück in die Bundesliga zum 1. FC Köln. Verein und Spieler waren sich bereits einig, der Brasilianer befand sich schon in Deutschland, doch Rubin war mit dem Angebot der Rheinländer nicht zufrieden. Der Transfer platzte. Jetzt ist seine Zukunft ungewiss, der Vertrag mit Kazan läuft nächstes Jahr aus.

Den Torriecher verloren?

Seinem Verein nach dem Weggang aus der Bundesliga treu geblieben ist auch Papiss Demba Cissé. Der in Dakar geborene Senegalese spielt im vierten Jahr bei Newcastle United in der Premier League, konnte in der aktuellen Saison aber noch nicht seine Torgefahr aus vergangenen Jahren versprühen. Zuletzt traf der Mittelstürmer beim Saisonauftakt gegen Southampton. Danach ging der 30-Jährige bei sechs Einsätzen leer aus. Gehörte Cissé in den ersten beiden Jahren bei den Magpies noch zur Stammformation, hat er seinen Platz im Sturm inzwischen an Aleksandar Mitrović verloren. Daher bleiben ihm zumeist nur Jokereinsätze, die bislang nicht zur Eigenwerbung beitrugen.

Nach zwei überaus erfolgreichen Jahren beim SC Freiburg, mit starken 37 Bundesliga-Toren in 65 Spielen, zog es den senegalesischen Nationalspieler zur Rückrunde 2012 auf die Insel. Dort traf er auf Anhieb in 14 Spielen 13 Mal. Danach ging es bergab: In den folgenden zwei Spielzeiten traf er in 60 Ligaspielen nur zehn Mal - zu wenig für einen Stürmer seines Formats. Ein Kniescheiben-Bruch tat dann sein übriges und setzte Cissé 2014 über fünf Monate außer Gefecht. Wiedererstarkt erzielte er in der vergangenen Saison immerhin 11 Tore. Aktuell ist jedoch der Wurm drin. Ob der einst so treffsichere Angreifer wieder zu alter Klasse zurückfindet, bleibt abzuwarten.

Marius Thiemann