25.11.2015 13:01 Uhr

Rampenlicht: Zweite Chance der Ex-Youngster

Amin Younes (l.) hat sich bei Ajax durchgesetzt
Amin Younes (l.) hat sich bei Ajax durchgesetzt

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei Akteure, die in Deutschland ausgebildet wurden und am Wochenende als Torschützen auffielen.

Für Diego Contento ist es ein Hoffnungsschimmer: Nach einer bisher schwierigen Saison war die frühere Linksverteidiger-Hoffnung des FC Bayern am vergangenen Samstag für Girondins Bordeaux erfolgreich und rettete der Mannschaft einen Zähler beim 2:2 in Rennes. Bei den Franzosen kickt der 25-Jährige unter Cheftrainer Willy Sagnol, der seinerseits ebenfalls als Außenverteidiger viele Jahre in München aktiv war.

Contento, der als gebürtiger Münchener mit italienischen Wurzeln sämtliche Jugendabteilungen an der Säbener Straße durchlief, debütierte im Februar 2010 unter seinem Förderer Louis van Gaal in der Profimannschaft. Nachhaltig in der Startelf des Rekordmeisters etablieren konnte sich Contento jedoch nicht. Zwar stand er im "Finale Dahoam" über die vollen 120 Minuten auf dem Platz, in der anschließenden Triple-Saison folgten aber nur wenig Pflichtspieleinsätze.

Abschied nach einer halben Ewigkeit

Nach insgesamt 19 Jahren verließ der Linksfuß seinen Heimatklub dann im Sommer des vergangenen Jahres in Richtung Frankreich. In seiner ersten Saison in der Ligue 1 war Contento Stammspieler und qualifizierte sich mit seiner Mannschaft für die Europa League. Aktuell läuft es eher durchwachsen. Ende September wurde der Deutsch-Italiener gegen Toulouse noch vor der Pause ausgewechselt, er geriet aufs Abstellgleis.

Viele Fans forderten seinen Abgang für die Winterpause. "Ich bin von Natur aus ein Kämpfer. Ich habe die Anmerkungen des Trainers verstanden", ließ er auf der Vereins-Homepage verlauten. In den letzten beiden Ligaspielen stand Contento wieder auf dem Platz und spielte durch. Ob sich das Ex-Bayern-Juwel tatsächlich zurückgekämpft hat oder vor der Winterpause nur ins Schaufenster gestellt werden soll, bleibt abzuwarten.

Glücklos im Verein

Auch Amin Younes wagte den Absprung nachdem er sich bei seinem Heimatverein nicht durchsetzen konnte. Der aus Düsseldorf stammende Deutsch-Libanese wurde bei Borussia Mönchengladbach ausgebildet und verbrachte insgesamt 14 Jahre am Niederrhein. 18-jährig debütierte der quirlige Linksaußen für die Fohlen in der Bundesliga, alles deutete auf eine blühende Zukunft hin.

In den zwei Folgejahren kamen aber nur sechs Startelf-Einsätze hinzu. Zu wenig für den ambitionierten Youngster, der fast alle U-Nationalmannschaften des DFB durchlief. Auch eine Leihe zum 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Saison brachte keine Besserung. Mit einer starken U21-EM betrieb Younes dann Eigenwerbung. Die Scouts von Ajax wurden aufmerksam und lotsten den 22-Jährigen in die niederländische Hauptstadt.

Stammplatz nach Anlaufschwierigkeiten

Den Beginn der laufenden Spielzeit erlebte der gerade mal 1,68 Meter große Younes noch im Reserveteam des holländischen Rekordmeisters. Doch seit dem 7. Spieltag kam er jedes Mal in der ersten Mannschaft zum Einsatz, davon fünf Mal vom Start. Am Samstag markierte er mit seinem zweiten Saisontor den 5:1-Endstand gegen den SC Cambuur.

"Amin kickt immer dann gut, wenn er einem Trainer vertrauen kann", sagte sein U21-Coach Horst Hrubesch einst über ihn. Das ist bei Ajax offenbar der Fall: Frank De Boer ist bekannt dafür, junge Spieler zu fördern. Zudem scheint der schnelle, technisch anspruchsvolle Offensivfußball den er spielen lässt, wie gemacht für den deutschen Edeltechniker. Sollte sich Younes auf Dauer bei Ajax durchsetzen, wird er in der Zukunft wohl auch ein Thema für Joachim Löw sein.

Vom Kraichgau auf die Insel

Weg aus der sportlichen Heimat zog es auch Daniel Williams früh. In Karlsruhe geboren, wurde er im Internat der Freiburger Fußballschule zum Profi geformt. Im Januar 2010 debütierte der Deutsch-Amerikaner, der im defensiven Mittelfeld und auf der rechten Abwehrseite zu Hause ist, in der Bundesliga. In drei Spielzeiten kam er aber nur auf insgesamt 14 Ligaeinsätze, sodass er im Sommer 2011 nach Hoffenheim wechselte.

Bei der TSG spielte er eigentlich zwei gute Jahre, doch dann kam das unausschlagbare Angebot aus Reading. "Ich bedanke mich für zwei tolle Jahre bei der TSG, aber mit diesem Wechsel kann ich mir den lange ersehnten England-Traum erfüllen", erklärte der US-Nationalspieler damals. Seit 2013 läuft der 26-Jährige nun in der zweiten englischen Liga auf und ist bei den"Royals" seither Stammspieler.

Vergangenen Samstag traf Williams zum zwischenzeitlichen Ausgleich beim 2:1-Heimsieg gegen die Bolton Wanderers. Reading steht momentan auf dem siebten Rang und schnuppert damit an den Playoff-Plätzen - doch die Saison ist noch lang. Sollte am Ende der Aufstieg in die Premier League gelingen, erfüllt sich für Daniel Williams der nächste England-Traum.

Marius Thiemann