06.12.2017 14:09 Uhr

Damals: Kopfstoß-Skandal zum Nikolaus

Der Moment, in dem Norbert Meier (l.) zu Boden geht
Der Moment, in dem Norbert Meier (l.) zu Boden geht

Der Nikolaustag, der erste Höhepunkt der Weihnachtszeit steht für vieles: Vielerorts wechseln kleine Präsente den Besitzer, Familien sitzen bei Kerzenschein zusammen, belohnen sich mit einem kleinen Festmahl und läuten die Weihnachtszeit ein. Kurz: Es ist die Zeit der Besinnlichkeit und der Ruhe. Es sei denn, in Duisburg wird ein Bundesligaspiel ausgetragen.

In einer Nachholpartie des 14. Spieltages treffen am 06. Dezember 2005 der MSV und der 1. FC Köln aufeinander. Von besagter Besinnlichkeit ist in der MSV-Arena wenig zu spüren.

Das Duell steht ganz im Zeichen des Abstiegskampfs, acht Gelbe Karten sprechen Bände. Doch allein wegen der aufgeheizten Atmosphäre, hitziger Zweikämpfe und ein paar Verwarnungen mehr als üblich geht das Spiel nicht in die Geschichtsbücher der Bundesliga ein. Der wahre Aufreger soll fünf Minuten vor dem Ende steigen.

Fair Play mit Füßen getreten

Die Schlussphase in der MSV-Arena läuft bereits, als ein harmloser Zweikampf an der Seitenlinie einen handfesten Skandal einläutet - Hauptdarsteller: MSV-Coach Norbert Meier und FC-Akteur Albert Streit. Meier ist plötzlich völlig aus dem Häuschen, lässt zuerst Schiedsrichter Manuel Gräfe und anschließend Gästespieler Streit lautstark seinen Unmut spüren. Zuviel für Streit. Der Mittelfeldspieler, selbst nicht als Heiliger bekannt, baut sich vor Meier auf, blickt diesem tief in die Augen, kontert die Verbalattacke und kassiert einen deftigen Kopfstoß von Meier. Die Farce: Während Streit überrascht zu Boden sinkt, windet sich Meier längst auf dem Rasen, hält sich seine Stirn und bezichtigt Streit der Attacke.

Noch lächerlicher als die Schauspieleinlage gestaltete sich lediglich die folgende Pressekonferenz, in der Meier weiterhin das Unschuldslamm mimte. "Ich habe mich hinfallen lassen beziehungsweise bin hingefallen, weil ich denke, ich habe eine Wunde davongetragen. Das sieht man, und das ist einfach eine normale Reaktion", rechtfertigte sich der Übungsleiter unbeholfen - die TV-Bilder hatten den Coach zu diesem Zeitpunkt längst entlarvt.

Dennoch hatte Meier sein Ziel erreicht, Streit wurde fälschlicherweise vom Platz gestellt. Ein Umstand, den der Trainer im Nachhinein bereut: "Eine absolut lächerliche Geschichte, die ich noch lächerlicher gemacht habe. Ich war damals selbst schockiert von mir", kommentierte Meier den Vorfall zehn Jahre später im "kicker".

Letztlich gingen am Ende alle Beteiligten als Verlierer aus diesem Tage hervor. Meier wurde vom DFB nachträglich für drei Monate gesperrt und von seinem Verein entlassen. Dieser stieg am Saisonende ebenso ab wie der 1. FC Köln. 

Nico Schrimpf