25.12.2015 10:00 Uhr

Redaktions-Rückblick: Spieler des Jahres

Lionel Messi (l.) und Neymar (M.) haben dem Jahr ihren Stempel aufgedrückt
Lionel Messi (l.) und Neymar (M.) haben dem Jahr ihren Stempel aufgedrückt

Ein ereignisreiches Fußballjahr geht zu Ende. Welcher Spieler sollte den Ballon d'Or bekommen? Wer hat darüber hinaus in den letzten 52 Wochen überzeugt? Der Jahresrückblick der weltfussball-Redaktion, Teil 2.

Wer sollte nach seinen Leistung in diesem Jahr Weltfußballer werden?

Tobias Knoop: Lionel Messi. In Top-Form ist der Argentinier der beste Spieler der Welt. Punkt. In der spanischen Liga knipste er übers Jahr gesehen zwar – auch verletzungsbedingt – weniger als sein ewiger Rivale CR7. Dafür führte La Pulga Barça mit herausragenden Leistungen zum Triple – und ist deswegen wieder dran.

Christian Schenzel: Neymar. Was er mit Anfang 20 leistet, verdient großen Respekt und Anerkennung. Er hat sein Spiel 2015 auf das nächste Level gehoben, mit Messi das Triple gewonnen und führt nicht zufällig die Scorerliste in Spanien an. Ganz nebenbei meistert er das Leben eines Popstars. Bis er Weltfußballer wird, ist es nur eine Frage der Zeit – verdient hätte er es schon in diesem Jahr. Allein die Tatsache, dass Neymar neben Ronaldo und Messi zur Wahl steht, zeigt, wie überragend der Brasilianer im vergangenen Jahr gespielt hat.

Jens Fennel: Hat die FIFA dieses Jahr nicht andere Probleme, als die Sportwelt mit sinnlosen Auszeichnungen zu nerven? Aber sei es drum. Ist Lionel Messi nicht mal wieder dran?

Henrik Kuhl: Leo Messi. Auch wenn CR7 das Torrennen 14/15 gegen den Argentinier gewonnen hat, bleibt La Pulga der Beste der Welt. Nicht zuletzt wegen des Triples inklusive Champions-League-Sieg.

Nils Marlow: Neymar. Er hat mich in diesem Jahr deutlich mehr überzeugt als noch im WM-Jahr 2014 und 2015 klasse gespielt. Außerdem bin ich mal für etwas Abwechslung im Titelkampf. Es wird aber ohnehin wieder Messi werden.

Mats-Yannick Roth: Es kann nur einen geben! Cristiano Ronaldo hat in diesem Jahr wieder einmal historische Bestmarken geknackt und darüber hinaus im Kalenderjahr 2015 über 50 Tore in Pflichtspielen geschossen. CR7 liefert seit Jahren in praktisch jedem Spiel ab, seine unfassbare Torquote im Real-Trikot belegt das. Der Ballon d'Or ist eine individuelle Auszeichnung, und meiner Meinung nach überwiegen Ronaldos individuelle Leistungen im Vergleich zu denen seiner Konkurrenz aus Barcelona.

Nico Schrimpf: Mir ist komplett egal, wer die langweiligste Auszeichnung er Welt erhält. Jedes Wort, das über "ich kann nur mit einem Bein was anfangen"-Messi oder "Ich hab die Haare schön"-Ronaldo in diesem Zusammenhang verloren wird, ist eines zu viel.

Jochen Rabe: Warum denn eigentlich nicht Neymar? Er rechtfertigt den großen Hype, der schon früher bei Santos um ihn gemacht wurde, weiter auf beeindruckende Art und Weise. Er hat im Halbfinale und Finale der Champions League insgesamt vier Tore gemacht und jetzt im Herbst ist er während Messis Verletzung zur prägenden Figur der spanischen Liga aufgestiegen. In diesem Alter ist das bockstark! Also, FIFA, brecht doch mal mit alten Strukturen und zeichnet mal einen Neuling aus, Messi und Ronaldo haben echt genug Trophäen im Schrank. Aber FIFA und mit alten Strukturen brechen – das ist ja so eine Sache…

Marc Affeldt: Lionel Messi. Laaaaangweilig, aber wahr! La Pulga hat mit Barcelona alles abgeräumt und ist mal so ganz nebenher zum besten Torschützen der Geschichte der Primera Divisón aufgestiegen. Nur mal so: In der Bundesliga thront in dieser Wertung unangefochten "Bomber" Gerd Müller an der Spitze, Claudio Pizarro hat als bester Aktiver auf Rang sieben schmale 193 Buden Rückstand. Klar, das ist der berühmte Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, aber einfach beeindruckend!

 

Wer war außerhalb der drei Nominierten dein persönlicher Spieler des Jahres?

Nico Schrimpf: Luca Toni. Wie sich der alte Ohrenschrauber am Stiefel wieder zum Torschützenkönig gekrönt hat, der Wahnsinn!

Tobias Knoop: Jamie Vardy. Nicht nur die starke Torquote des treffsichersten Premier-League-Angreifers fasziniert, sondern auch sein Werdegang vom Straftäter zum Star. Zudem ist es in Zeiten der von vorne bis hinten durchgeplanten Talentförderung doch schön zu sehen, dass man auch auf Umwegen und im etwas reiferen Alter noch im Profifußball durchstarten kann.

Henrik Kuhl: Jonas Hector. Nach starken Leistungen auf der linken Kölner Abwehrseite gab der Linksfuß im November 2014 gegen Gibraltar sein Debüt in der Nationalmannschaft und hat sich seitdem unter Löw festgespielt. Vor allem beim wichtigen Quali-Match gegen Polen (3:1) glänzte der 25-Jährige mit zwei Assists und spielte auch den Rest des Länderspiel-Jahres einen ordentlichen Part auf seiner Seite.

Christian Schenzel: Kevin De Bruyne. Wer eine Mannschaft fast im Alleingang zur Vize-Meisterschaft und zum Pokalsieg führt, Bundesligaspieler des Jahres wird, anschließend zu einem Top-Verein nach England wechselt und auch dort direkt einschlägt, hat das Zeug zur bzw. ist schon Weltklasse. Welcher 23-, 24-Jährige kann schon von sich behaupten, über zwölf Monate einen derart konstant überragenden Fußball gespielt zu haben? Da reden wir über einen Kreis von drei, vielleicht vier Spielern. Kevin De Bruyne gehört definitiv dazu.

Marc Affeldt: Pierre-Emerick Aubameyang. Im Kalenderjahr 2015 muss sich sogar die ganz große Fußballprominenz strecken, um die unfassbare Quote des BVB-Angreifers nicht aus den Augen zu verlieren. Für mich besonders beeindruckend: Obwohl er auf jeden Treffer brennt, ist sich Aubameyang auch beim Stand von 4:0 nicht zu schade, das nächste Tor dem einen Hauch besser positionierten Mitspieler aufzulegen.

Jochen Rabe: Mario Gomez. Gerade in Zeiten dieser unglaublich nervigen Diskussion, ob der moderne Fußball überhaupt noch einen echten Stürmer brauche, finde ich es wohltuend, dass er seine Treffsicherheit wieder gefunden hat. Und es trägt auch zum Amusement beim Schauen von Länderspielen bei. Denn als er gegen Frankreich die erste Chance vergeben hat, haben mir mehrere Leute SMS geschrieben: "Wie haben wir ihn vermisst…" Einfach spaßig! Ich habe ihn wirklich vermisst und hoffe, er bleibt lange gesund und treffsicher.

Mats-Yannick Roth: Holger Badstuber. Ich ziehe immer wieder meinen Hut vor Spielern, die es schaffen, nach schweren Verletzung wieder zu internationaler Klasse zu finden. Die Leidensgeschichte von Badstuber ist in diesem Zusammenhang relativ beispiellos. Seine Rückkehr in die Bayern-Startelf hat mich sehr gefreut, da mir sein Kampfgeist einfach imponiert.

Nils Marlow: Robert Lewandowski. Er hat im Kalenderjahr 2015 überragende Leistungen gezeigt und Polen fast im Alleingang zur EM geschossen. In der Bundesliga ist er in diesem Jahr sowieso ein Ausnahmespieler. Er hätte es zumindest verdient gehabt, unter die letzten Drei zu kommen.

Jens Fennel: Douglas Costa. Wahrscheinlich war ich nicht der Einzige, der sich in der Sommerpause verwundert fragte: "30 Millionen für Douglas Costa? Ist das nicht ein bisschen viel?" Aber nach der Hinrunde ist meine anfängliche Skepsis restlos beseitigt. Der brasilianische Flügelflitzer lässt mit seinen Tempodribblings Franck Ribéry und Arjen Robben fast in Vergessenheit geraten. Zwei Tore und elf Vorlagen sprechen eine eindeutige Sprache. Und dass Douglas Costa quasi ohne Anlaufschwierigkeiten schon nach wenigen Wochen ein wichtiger Baustein im System der Bayern geworden ist, zeigt die Tatsache, dass dem deutschen Rekordmeister, seit seiner Verletzung Ende November, immer öfter das Überraschungsmoment in der Offensive fehlt.

 

Der weltfussball-Redaktions-Rückblick auf 2015:
>> 24.12.: Duelle des Jahres
>> 25.12.: Spieler des Jahres
>> 26.12.: Überraschungen des Jahres

 

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