20.03.2016 10:07 Uhr

"De Topper": Showdown im Titelkampf

"De Topper": Am Sonntag kämpfen PSV und Ajax um die Tabellenführung

Am Sonntagnachmittag (ab 16:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) geht das ewige Traditionsduell der Niederlande in die nächste Runde: Der Titelverteidiger und aktuelle Tabellenführer PSV Eindhoven empfängt den Zweiten Ajax Amsterdam zum Spitzenspiel.

Wenn Ajax gegen Feyenoord "de Klassieker" ist, ist Ajax gegen PSV "de Topper" – das Topspiel der niederländischen Eredivisie. Selten passte diese Bezeichnung so gut wie in dieser Saison: PSV führt die Tabelle mit einem Punkt Vorsprung vor Ajax an, der Rest der Liga ist gute 20 Punkte entfernt. Sieben Spieltage vor Saisonschluss kommt es am Sonntag zum Showdown im Eindhovener Philips-Stadion. Wird der Sieger dieses Spiels auch Meister?

Nicht unbedingt, relativierte Ajax-Trainer Frank De Boer im Interview mit "Voetbal International": "Das Spiel ist schon entscheidend, aber es ist eigentlich utopisch, dass wir und PSV alle sonstigen Spiele gewinnen." PSV-Coach Phillip Cocu pflichtet ihm bei: "Es ist nicht das entscheidende Spiel, aber ein sehr wichtiges. Wenn wir gewinnen sieht es gut aus, aber dann müssen noch sechs Spiele gespielt werden."

Und das Spiele gegen die Normalsterblichen der Liga auch einmal in die Hose gehen können, mussten beide Klubs am vergangenen Wochenende am eigenen Leib erfahren: Nach zehn Liga-Siegen in Folge kam PSV über ein 1:1 gegen Heerenveen nicht hinaus. Die Chance, den ersten Platz zu erobern, ließ Ajax einen Tag später beim enttäuschenden 2:2 gegen Nijmegen aber verstreichen.

Bundesliga-Achse als PSV-Prunkstück

Trotz der ungenutzten Chancen muss man beiden Mannschaften eine sehr gute Form attestieren. Gerade Eindhoven setzte in den beiden Spielen des Champions-League-Achtelfinals gegen Atlético Madrid noch einmal ein dickes Ausrufezeichen. Erst im Elfmeterschießen musste man sich gegen die spanische Topmannschaft geschlagen geben. Atléticos Trainer Diego Simeone stellte anschließend fest, dass es "sehr schwer ist, gegen Eindhoven zu spielen." Stolz zeigte sich auch Cocu trotz des Ausscheidens: "Taktisch waren wir sehr gut, wir haben unheimlich gekämpft."

Ein wichtiger Grund für den Erfolg von PSV ist dabei die Achse aus alten Bundesliga-Bekannten: Für eine stabile Defensive sorgt der Ex-Hamburger Innenverteidiger Jeffrey Bruma. Davor organisiert der ehemalige Leverkusener Andrés Guardado im Zusammenspiel mit Marco van Ginkel und Davy Pröpper das wahrscheinlich beste Mittelfeld der Eredivisie. Und für die Tore sorgt Luuk de Jong, der einstige "Millionenflop" von Borussia Mönchengladbach.

Junger Rückkehrer im Fokus

Genauso hat PSV-Trainer Cocu aber auch Respekt für Amsterdam übrig: "Ich mag sie als Team, sie spielen sehr konsequent, und sie sind unberechenbar." In der Ajax-Offensive helfen dabei ebenfalls ehemalige Bundesliga-Kicker: Linksaußen Amin Younes, Ex-U21-Nationalspieler, hat nach Anlaufschwierigkeiten einen festen Platz im Team der Hauptstädter. Im Sturmzentrum trifft Arkadiusz Milik nach erfolglosen Stationen in Leverkusen und Augsburg inzwischen wie er will und erzielte in den letzten vier Spielen ganze sechs Tore.

Die interessanteste Personalie dieses Aufeinandertreffens der beiden Schwergewichte ist aber Riechedly Bazoer. Der 19-jährige Sechser ist bereits seit der letzten Saison bei Frank de Boer gesetzt und debütierte sogar schon in Hollands Nationalmannschaft. Wegen seiner überragenden Leistungen in seinen jungen Jahren jagt ihn inzwischen halb Europa. Besonders brisant: Bazoer spielte in der A-Jugend noch für die PSV, kehrt nun mit Ajax zurück nach Eindhoven.

Meister geworden ist er aber noch nicht: Im letzten Jahr konnte Eindhoven die Dominanz der Hauptstädter mit zuvor vier Titeln in Folge durchbrechen und sich zum ersten Mal seit der Saison 2008/09 zum Meister krönen. Das will PSV auch in diesem Jahr wiederholen und ein Sieg am Sonntag wäre dafür fast Pflicht. Einfach wird das aber nicht, weiß Cocu, denn "bei PSV gegen Ajax machen in der Regel Details den Unterschied."

Mehr dazu:
>> der direkte Vergleich: alle 124 Spiele zwischen PSV und Ajax in der Übersicht

Benedikt Strickmann