19.04.2016 13:27 Uhr

Hertha ist "so heiß wie noch nie"

Pal Dardai hat als Spieler im Pokal
Pal Dardai hat als Spieler im Pokal "immer versagt"

Hertha BSC will nach vielen Jahren der Tristesse endlich wieder einmal Geschichte schreiben und ins Pokalfinale im eigenen Wohnzimmer einziehen. Die Chancen stehen nicht schlecht, obwohl der Gegner Borussia Dortmund heißt.

"Ich glaube, dass es Dortmund nicht einfach haben wird. Berlin hat in dieser Saison überraschend gut gespielt", erklärte Bundestrainer Joachim Löw vor dem Halbfinale der Hertha am Mittwoch gegen den Favoriten BVB.

Löw hat eine Wohnung in der Hauptstadt und so hautnah erlebt: "Hertha wird alles fokussieren. Die ganze Stadt ist so heiß wie noch nie in dieser Saison. Sie haben seit langer Zeit die Chance auf das Finale, sie können im eigenen Stadion, in der eigenen Stadt spielen. Eine größere Motivation gibt es nicht."

Erstmals seit der DFB das deutsche Traditionsfinale 1985 im Berliner Olympiastadion installiert hat, könnten die Hertha-Profis am 21. Mai als Hauptdarsteller mit dabei sein. "Berlin ist heiß, die Mannschaft und der ganze Stab auch", sagte Pal Dardai.

"Wir haben immer versagt"

Der Hertha-Coach hatte schon im vergangenen Sommer den Traum vom "Endspiel zu Hause" neu belebt. "Ich habe lange hier gespielt, wir haben immer versagt", erzählte der Ungar. Nach seiner Karriere sei er aus seiner nahe gelegenen Wohnung immer verärgert Richtung Olympiastadion gepilgert. "Uns hat kein Trainer richtig erklärt, welche Bedeutung dieses Finale hat", erinnerte sich Dardai.

Rund zehn Millionen Zuschauer werden am 21. Mai vor den TV-Schirmen sitzen. 2,5 Millionen Euro ist der Sprung ins Endspiel wert, eine weitere Million der Finalsieg. Vier Millionen Euro hat Hertha in der bisherigen Pokalsaison schon verdient. Und dann lockt natürlich die Titelchance. Die Meisterschafts-Triumphe der Berliner stammen aus den Jahren 1930 und 1931, die verlorenen DFB-Pokal-Finals waren auch schon 1977 und 1979. "Wenn du nicht Bayern München oder Borussia Dortmund bist, ist es schwierig, Titel zu holen in Deutschland", bemerkte der Schweizer Fabian Lustenberger als Hertha-Kapitän.

Dardai lernt aus der eigenen Geschichte

Dardai machte aus all dem eine Motivation für sein ganzes Team - und die wirkte. In der Liga formte er aus einem Abstiegskandidaten einen Anwärter auf einen internationalen Wettbewerb. Auch deshalb konnte Herthas Bundesliga-Rekordspieler jetzt vor dem "Spiel des Jahres" locker verkünden: "Dortmund ist der Favorit, wir haben unser Ziel längst erreicht. Wenn wir es gut mitmachen, können wir 20 Jahre davon erzählen. Innerhalb von einem Spiel kannst du ein Wunder schaffen."

Die Aufmerksamkeit für die Hertha ist bereits beim ersten Halbfinale seit 35 Jahren so hoch wie lange nicht. "Diese Woche gibt es große Schlager in Berlin, erst Dortmund und am Samstag Bayern. Berlin lohnt sich", betonte Löw im TV-Sender Sky. Der Promi-Auflauf ist hoch: Neben Löw haben sich auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel sowie zahlreiche Politiker angesagt. 76 233 Zuschauer sind live dabei. "Wenn das Image besser wird, machen wir einen guten Job. Das müssen wir ausnutzen, damit im nächsten Jahr immer 10 000 Fans mehr kommen", sagte Dardai.

Vor allem mit Leidenschaft und Freude will Hertha die dritte Finalteilnahme der Dortmunder nacheinander verhindern. Allerdings ist das Mitwirken von Spielmacher Vladimir Darida (Innenband-Dehnung) noch fraglich. "Wir erinnern uns, dass wir es zuletzt im Februar gut gemacht haben", erklärte Manager Michael Preetz optimistisch. Beim 0:0 in der Bundesliga hatte Hertha die Borussia am Rand einer Niederlage. "Die Geschichte vom David und Goliath im Pokal ist unendlich", hofft der Manager. Dortmund ist gewarnt. "Wir brauchen unsere beste Leistung und absolute Willenskraft auf höchstem Niveau", unterstrich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel.