26.04.2016 10:40 Uhr

Vor 42 Jahren: Als Bayerns "Katsche" traf

Die Bayern-Spieler bezwangen im Jahr 1974 Atlético Madrid im Finale
Die Bayern-Spieler bezwangen im Jahr 1974 Atlético Madrid im Finale

Eines der berühmtesten Tore in der glorreichen Europapokal-Historie des FC Bayern rückt beim Wiedersehen mit Atlético Madrid wieder ins Bewusstsein.

42 Jahre liegt der goldene Schuss von Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck zurück, mit dem der Ausputzer 1974 im Endspiel des Meistercups, dem Vorgängerwettbewerb der heutigen Champions League, in Brüssel ein Wiederholungsspiel erzwang. In diesem triumphierten die Bayern deutlich mit 4:0.

Es war eine Verzweiflungstat, als Schwarzenbeck kurz vor Ablauf der Verlängerung aus der eigenen Hälfte nach vorne eilte und aus 30 Metern einfach draufhielt. Der Ball schlug unten links zum 1:1 ein. "Do hätt' net amoi da Pelé zielen kenna", sagte "Katsche" damals zu seinem Gewaltschuss ("So hätte nicht einmal der Pelé zielen können").

"So einen Abend vergisst du dein ganzes Leben lang nicht", sagte der 68 Jahre alte Schwarzenbeck der Münchner "Abendzeitung". Das gilt auch für die Atlético-Spieler von 1974. Sie leiden bis heute unter dem in letzter Sekunde entrissenen Europapokalerfolg. "Der Schuss von Schwarzenbeck war ein Akt der Verzweiflung. Ich kann noch immer nicht an das Tor glauben, das er gegen uns erzielte", erinnerte Verteidiger Eusebio Bejarano.

Sieg im Wiederholungsspiel

"Der 'Katsche' wusste gar nicht, wohin mit dem Ball. Da hat er einfach draufgehalten", schilderte der damalige Bayern-Trainer Udo Lattek die Szene. Schwarzenbeck spricht selbst von einem "puren Instinkt". Im Wiederholungsspiel zwei Tage später hatten die euphorisierten Bayern leichtes Spiel. Gerd Müller und Uli Hoeneß trafen jeweils zweimal. Der Held von Brüssel aber hieß Schwarzenbeck, der bei den Bayern gewöhnlich als Vorstopper die Drecksarbeit für Franz Beckenbauer übernahm. "Putzer des Kaisers" nannte man ihn.

"Ich fühle mich heute noch so wie damals – auf schreckliche Weise besiegt", erklärte Miguel Reina, der Vater des letztjährigen Bayern-Keepers Pepe Reina, im spanischen Sportblatt "Marca". Reina senior hatte damals bei Atlético im Tor gestanden und den Schuss nicht halten können. "Wir suchen seit über 40 Jahren nach einem Schuldigen, aber wir haben keinen gefunden", berichtete der damalige Verteidiger Francisco Melo. "Katsche" Schwarzenbeck war schuld.

Weil Bayern und Atlético erstaunlicherweise seit 1974 nicht mehr aufeinandergetroffen sind, bekommt der Kampf um den Einzug ins diesjährige Champions-League-Endspiel durch die Historie zusätzliche Brisanz. In Madrid werden vor dem Halbfinal-Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) Revanchegelüste geschürt. "Das damalige Finale gehört der Vergangenheit an. Wir hoffen, dass Atlético es jetzt gegen die Bayern packt", sagte Mittelfeldspieler José Ufarte, einer der Verlierer von 1974. Für sie wäre es eine späte Genugtuung.