29.05.2016 20:03 Uhr

Noten: Ter Stegen patzt, Götze als Lichtblick

Nicht ohne Fehl und Tadel: Marc-André ter Stegen
Nicht ohne Fehl und Tadel: Marc-André ter Stegen

Bevor Joachim Löw seinen endgültigen EM-Kader benennt, durfte ein Großteil seiner Jungs am Sonntagabend nochmal unter Beweis stellen, dass sie zu den 23 Auserwählten gehören sollten. Wir haben die Leistung der deutschen Kicker genauer unter die Lupe genommen.

Bernd Leno: Der Leverkusener wurde bei seinem Debüt im Nationaldress 40 Minuten nicht gefordert und fing sich dann doch zwei Tore. Bei Hamšíks Hammer zum 1:1 war Leno allerdings absolut chancenlos, beim zweiten Treffer konnte der 24-Jährige zumindest nicht glänzend. Leno musste den Platz zwischen den Pfosten, wie zuvor besprochen, in der Halbzeit für ter Stegen räumen.

Note: 4,0

Antonio Rüdiger: Der Italien-Legionär wirkte in der neuformierten Defensive vor allem im ersten Durchgang teilweise etwas fehl am Platz und agierte manchmal einfach zu ungestüm. In der zweiten Halbzeit überzeugte Rüdiger dann immerhin mit der ein oder anderen konsequenten Abwehraktion. In der Spieleröffnung herrschte beim 23-Jährigen jedoch weitestgehend die Ideenlosigkeit. In dieser Form weiterhin ein potentieller Streichkandidat.

Note: 4,0 

Jérôme Boateng: In Abwesenheit von Hummels und mit Höwedes und Mustafi auf der Bank gab Boateng den letzten Mohikaner der WM-Abwehr und hätte dabei für einen perfekten Start sorgen können. In der dritten Minute verpasste Boateng seinen ersten Treffer im Nationaldress jedoch, als er eine Götze-Ecke Volley nicht auf den Kasten der Slowaken bringen konnte. Defensiv gewohnt stark und solide im Spielaufbau. Negativ: Beim 1:1 der Slowaken konnte der Münchner den Schuss von Hamšík nicht blocken. Positiv: Der 27-Jährige reagierte als einziger Akteur. In der 64. Minute räumte Boateng das Feld.

Note: 3,0

Joshua Kimmich: Der Youngster des FC Bayern lieferte ein Debüt mit Licht und Schatten ab - wobei letztere am Ende überwiegten. Größter Wermutstropfen: Beim 2:1 durch Filip Duriš und dem 3:1 durch Kucka fehlte dem Neu-Nationalspieler bei den vorausgehenden Ecken die Zuordnung. Positiv: Im Spielaufbau zeigte Kimmich durchaus seine Stärke. Nach 75 Minuten beendete der Bundestrainer den ersten Einsatz des Riesentalents.

Note: 4,0

Jonas Hector: Der Kölner gehört inzwischen zum Stammpersonal, konnte als "Routinier" in der jungen Startelf aber nur selten vorangehen. Offensiv steht eine gefährliche Flanke aus der 11. Minute zu Buche, defensiv ließ sich Hector jedoch mehrfach überrumpeln. In der 43. Minute dribbelte sich Duriš über seine Seite bis in den deutschen Sechzehner vor.

Note: 4,5

Sami Khedira: Solide in der Rolle als Abräumer vor der Abwehrkette und Ballverteiler im Mittelfeldzentrum. Wirklich für Aufsehen sorgte der Khedira jedoch nur mit einem Zuckerpass auf Draxler in der 32. Minute. Alles in allem erfüllte der 29-Jährige seine Pflichten, gab aber nicht den erhofften Leitwolf. Bekam mit dem sicheren EM-Ticket in der Tasche nach 45 Minuten seine Pause.

Note: 4,0

Sebastian Rudy: Der Hoffenheimer wusste auf der rechten Seite durchaus zu überzeugen, verbuchte in der ersten Halbzeit starke Hereingaben aus dem Halbfeld (13. auf Sané und 45. auf Gomez) und überzeugte auch defensiv, als er Švento in der 35. Minute das Leder in letzter Sekunde das Leder vom Fuß spitzelte und in der 43. Minute resolut klärte. Bei der Wasserschlacht in Durchgang zwei erkämpfte sich Rudy einige zweite Bälle. 

Note: 3,0

Julian Draxler: Der Wolfsburger hatte bei gefährlichen Angriffen der DFB-Elf immer wieder die Finger im Spiel. So zum Beispiel in der 19. Minute mit einem sehenswerten Hackenpass auf Hector oder in der 38. Minute, als Mario Gomez ein starkes Zuspiel des 22-Jährigen nicht unter Kontrolle bringen konnte. Selbst sorgte Draxler unter anderem nach einer guten halben Stunde für Furore, als er einen Volley nur knapp über den Querbalken jagte. Auch im weiteren Spielverlauf hatte Draxler seine Momente, ohne das ganz große Spiel abzuliefern.

Note: 3,0

Mario Götze: Dem Helden des WM-Finals war das Trara um seine Person, das im Vorfeld die Medien beherrschte, nicht anzumerken. Götze versuchte von Beginn an das Offensiv-Spiel an sich zu reißen, war immer anspielbar und holte in Minute zwölf den Elfer zum 1:0 raus. Auch in der zerfahrenen zweiten Halbzeit gehörte Götze zu den engagiertesten DFB-Kickern, verpasste in der 82. Minute aus spitzem Winkel nur knapp den Anschluss und bekam einen zweiten Elfer verwehrt. In dieser Form ist der 23-Jährige eine eindeutige Bereicherung.  

Note: 2,5  

Leroy Sané: Bei seinem zweiten Einsatz für die deutsche A-Mannschaft ließ der Schalker nur zeitweise seine unbestrittene Klasse aufblitzen. Der Knappen-Youngster verpasste eine Rudy-Flanke nach einem mustergültigem Konter in der 15. Minute und ließ in der 30. Minute eine zum 2:0 liegen, als ihm ein Abwehrversuch der Slowaken genau vor die Füße kullerte, der 20-Jährige jedoch freistehend an Keeper Kozáčik scheiterte. In der 84. Minute ließ Sané sein Genie mit einem tollen aber brotlosen Dribbling aufblitzen. Positiv: Er steckte bis zum letzten Moment nicht auf.

Note: 3,5

Mario Gomez: Ließ Keeper Matúš Kozáčik beim 1:0 vom Punkt nicht den Hauch einer Chance und hatte auch hinter den Spitzen lichte Momente. Ab und zu fehlte Gomez im Strafraum die letzte Konsequenz in der Ballannahme. Nach 45 Minuten durfte der Stürmer in der Kabine bleiben.

Note: 3,0

Marc-André ter Stegen (ab der 46.): Der Mann vom FC Barcelona kam in der Pause für Bernd Leno und lieferte einmal mehr alles andere als eine Glanzleistung im DFB-Trikot ab: Das 3:1 rutschte dem 24-Jährigen durch Handschuhe und Beine, in der 64. semmelte der Keeper einen Abschlag unmotiviert zu den lauernden Slowaken.

Note: 5,5

Julian Weigl (ab der 46.): Das undankbare Debüt des Dortmunders verlief weitestgehend im Sand oder bessere gesagt im Regen von Augsburg. 

Note: 4,0

Julian Brandt (ab der 46.): Brandt wirkte bemüht, das Spielgeschehen positiv zu beeinflussen, hatte mit den schwierigen Platzverhältnissen in der zweiten Halbzeit jedoch ebenso zu kämpfen wie seine Nebenmänner.

Note: 4,0

Benedikt Höwedes (ab der 64.): Höwedes wurde nach seine Einwechslung defensiv kaum gefordert und fiel nicht weiter auf.

Ohne Bewertung

André Schürrle (ab der 75.): Der Wolfsburger nutzte seine 15 Minuten Spielzeit, indem er bei zwei Abschlüssen zeigte, dass er ein potentieller Gefahrenherd ist.

Ohne Bewertung

Mats Hummels, Karim Bellarabi, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Marco Reus, Mesut Özil und Thomas Müller absolvierten individuelle Trainingseinheiten oder bekamen nach der anstrengenden Saison noch eine Pause und standen ebenso nicht im Kader wie Toni Kroos und Lukas Podolski, die noch für ihre Klubs im Einsatz waren und erst in der kommenden Woche zum Kader stoßen.