16.06.2016 17:22 Uhr

Copa: "Das größte Spiel des Jahres"

Clint Dempsey traf für die USA gegen Costa Rica
Clint Dempsey traf für die USA gegen Costa Rica

Nach knapp zwei Wochen Copa-Alltag geht es in den USA nun um die Wurst. Die acht besten Teams des amerikanischen Kontinents stehen sich gegenüber. Schaffen es Klinsmanns US-Boys im Duell gegen Ecuador ins Halbfinale? Landet Außenseiter Peru gegen die favorisierten Kolumbianer den nächsten großen Coup?

USA vs. Ecuador: Gastgeber gegen Geheimfavorit (am Freitag ab 03:30 Uhr im weltfussball-Liveticker)

USA: Souverän ist anders

Nach drei unterschiedlichen Partien scheinen die USA ihre Turnierform gefunden zu haben. Gegen Kolumbien harmlos, gegen Costa Rica furios, zitterten sich die US-Boys gegen Paraguay zum Gruppensieg. Stets vertraute Klinsmann auf dieselbe Startaufstellung: ein kompaktes, defensives 4-3-3, in dem sich die Außenstürmer Wood und Zardes immer wieder in die eigene Hälfte zurückzogen. Hertha-Verteidiger Brooks ordnete als Chef in der Abwehr das Geschehen.

Nach dem Einzug ins Viertelfinale der Schock: In Orlando werden in einem Nachtclub bei einem grausamen Attentat 49 Menschen getötet und weitere 53 verletzt. Sichtlich mitgenommen wendete sich die Nationalmannschaft mit einer aufmunternden Botschaft an die Nation.

Klinsmann muss nun den Fokus nun wieder auf das Sportliche lenken und macht seine Spieler mit plakativen Phrasen heiß auf die Partie: "Das ist das größte Spiel des Jahres", oder: "Das ist die K.o.-Phase. Es geht ums Ganze." Das letzte Testspiel gegen Ecuador im Mai gewannen seine Schützlinge immerhin mit 1:0 - durch ein Tor in letzter Minute.

Kolumbien: Kontroverse, Comeback, Qualität

Geheimfavorit Ecuador durchlebte in der Gruppenphase ein wahres Gefühlschaos. Kontrovers ging es im ersten Gruppenspiel gegen Brasilien zu Gange, als Schiedsrichter Bascuñán dem Ecuadorianer Bolaños ein klares Tor verwehrte. Der Referee hatte den Ball vorher im Aus gesehen - eine krasse Fehlentscheidung. Mit dem 0:0 waren hinterher trotzdem alle zufrieden.

Comeback-Mentalität bewies die Elf von Quinteros schließlich gegen Peru, als man nach fünfzehn Minuten gar mit 0:2 zurücklag. Doch Enner Valencia und Miller Bolaños egalisierten und hielten ihr Team in der Spur. Wegen ihrer Qualität in der Offensive ließ man im letzten Spiel keine Bedenken an einem Weiterkommen aufkommen: Gegen Haiti gewann El Tri dank seiner beiden "Valencias" mit 4:0. Enner ebnete früh den Weg, Namensvetter Antonio setzte den Schlusspunkt.

Prognose:

In Seattle treten zwei gleich starke Mannschaften aufeinander, die sich allerdings in ihrer Spielanlage unterscheiden. Während Klinsmann auf ein geordnetes, mitunter träges Aufbauspiel setzt, lässt Quinteros seiner Offensivreihe gerne freien Lauf. Mit der Kulisse im Rücken sind die US-Boys wahrscheinlich einen Ticken im Vorteil.

Peru vs. Kolumbien: Die "Hand der Inka" gegen die Frühstarter (am Samstag ab 02:00 Uhr im weltfussball-Liveticker)

Peru: Zwischen Dusel, Betrug und Sensation

Peru steht erneut im Viertelfinale einer Copa. Der Weg dorthin war dabei diesmal so holprig wie fragwürdig. Im ersten Spiel würgte sich das Team von Ricardo Gareca zu einem schmeichelhaften 1:0 gegen Haiti. Kurz vor Schluss hatte Kervens Belfort sogar den Ausgleich für den Underdog auf dem Fuß - doch der Stürmer vergab kläglich.

Gegen Ecuador zeigte die Andenelf dann zwei unterschiedliche Gesichter. In Halbzeit eins spielte Peru den Gegner regelrecht schwindelig – in Halbzeit zwei ging die Puste aus und Ecuador glich aus. In den Fokus der Öffentlichkeit geriet Peru aber erst durch den Sieg über Brasilien im letzten Spiel.

Erneut sahen die Zuschauer ein Spiel mit zwei Gesichtern: Brasilien, drückend überlegen, kam erst nicht an Tormann Gallese vorbei. Dann rückte Schiri Cunha in den Mittelpunkt, als Perus Ruidíaz, für alle im Stadion ersichtlich, den Ball mit der Hand über die Torlinie beförderte. Cunha beriet sich minutenlang mit seinem Team und entschied letztlich, das Tor zu geben - die Sensation war perfekt.

Kolumbien: Mit Hang zur Überheblichkeit

Alles andere als der Einzug in die Runde der besten Acht wäre für Kolumbien eine Enttäuschung gewesen. So ging die Elf von José Pekerman das erste Spiel zielstrebig und spielstark an. Souverän bezwangen die Cafeteros die USA mit 2:0, nachdem ein frühes Tor die Weichen auf Erfolg stellte.

Dass Kolumbien gerade in der Anfangsphase Gas gibt, bekamen in dann auch die Paraguayer zu spüren. Nach nur zwölf Minuten bescherte Stürmer Carlos Bacca seiner Mannschaft die Führung, die von Superstar James Rodriguez ausgebaut wurde - Kolumbien stand schon jetzt als Viertelfinalist fest.

Im letzten Spiel gönnte Pekerman seinen Stars eine Auszeit und ließ mit James, Cuadrado und Bacca seine besten Spieler auf der Bank. Dass Kontrahent Costa Rica nicht mit einer B-Elf zu bezwingen ist, wurde schnell klar. Kolumbien verlor mit 2:3. Im Viertelfinale dürfte Pekerman also keine Experimente wagen.

Prognose:

Peru geht als deutlicher Außenseiter in die Partie und wird versuchen, defensiv sicher zu stehen und auf Konter zu lauern. Dass der Unparteiische erneut die peruanische Brille aufhaben wird, ist eher unwahrscheinlich. Vor allem müssen Guerrero und Co. in der Anfangsphase aufpassen, denn dann sind die Superstars aus Kolumbien am stärksten. Eine spannende Partie - die Bilanz beider Länder ist zumindest ausgeglichen.