23.06.2016 13:53 Uhr

Slowakei will die Weltmeister in Kur schicken

Die Slowaken hoffen auf eine Überraschung
Die Slowaken hoffen auf eine Überraschung

Die Slowakei blickt zuversichtlich auf das Duell mit den deutschen Weltmeistern. Der Mann mit der Irokesenfrisur und den Tattoos trägt die Hoffnungen des ganzen Landes.

Die Annehmlichkeiten des Thermalbads, das direkt gegenüber ihrem Fünf-Sterne-Hotel liegt, konnten die Slowaken am Donnerstag nicht genießen. Ins Schwitzen kamen die Fußballer des deutschen EM-Achtelfinalgegners aber auch ohne Saunagang. Schließlich bat Trainer Ján Kozák sein Team um Topstar Marek Hamšík trotz Temperaturen jenseits der 30 Grad im Kurort Vichy zum Training. Doch wenn es nach dem Willen der Spieler geht, müssen nach der Partie am Sonntag in Lille (18:00 Uhr) ohnehin eher die Weltmeister in Kur.

"Es wäre eine Riesensache für das ganze Land, wenn wir weiterkommen würden. Und wir glauben fast daran, dass das Achtelfinale nicht unser letztes EM-Spiel sein wird", sagte Kapitän Martin Škrtel am Donnerstag. Ja, ergänzte er, "die Deutschen sind der große Turnierfavorit", aber: "Wir werden versuchen, ihre Schwächen zu nutzen und ihre Stärken zu kontrollieren. Wir werden ihnen einen großen Kampf liefern - daran habe ich keine Zweifel."

Ob dieser Plan aufgeht, hängt in erster Linie vom extrovertierten Spielmacher Hamšík ab. "Hamšík besser als Ronaldo", titelte die slowakische Boulevard-Zeitung "Novy Cas" zuletzt erst wieder - auch wenn es dabei nur um ein schon wieder veraltetes UEFA-Formbarometer ging. Dennoch ist klar: Der 28-Jährige, der beim SSC Neapel in Italien bereits Kultstatus genießt, soll Deutschland quasi im Alleingang aus dem Turnier werfen.

Hamšík und Škrtel gefordert

"Er ist ein großartiger Spieler, das hat er jetzt schon über Jahre in Neapel gezeigt", sagt Škrtel, "Marek ist sehr wichtig für uns, er ist unser Schlüsselspieler. Ich hoffe, er kann seine Form aus der Gruppenphase halten." Auch auf Škrtel selbst kommt es an - zumindest bei den Slowaken: Unter Jürgen Klopp dagegen hat er beim FC Liverpool trotz Vertrag bis 2018 keine Zukunft mehr.

Hamšík, der "in Neapel wie Francesco Totti in Rom oder Alessandro del Piero in Turin werden" will, hat in den ersten Spielen bereits angedeutet, wozu er fähig ist. Nicht zuletzt wegen seines Traumtors gegen Russland (2:1) überstand der EM-Debütant die Vorrunde. Die Tageszeitung "Pravda" schrieb über den Mann mit den auffälligen Tätowierungen und der markanten Irokesenfrisur: "Wenn Hamšík das Heft in die Hand nimmt, können wir nun jeden schlagen."

"Gut zu wissen, dass wir sie schlagen können"

Ausgerechnet die Deutschen können ein Lied davon singen. Am 29. Mai verloren sie ihr vorletztes Vorbereitungsspiel - gegen die Slowakei (1:3). "Das war natürlich ein anderes Spiel. Aber für den Kopf ist es gut zu wissen, dass wir sie schlagen können", sagte Innenverteidiger Škrtel: "Wir können kein offenes Spiel riskieren, das ist klar. Die Deutschen werden wieder sehr viel den Ball haben. Aber das ist nicht entscheidend im Fußball."

Entscheidend könnte dagegen die Formation der Slowaken sein. Derzeit sind der Berliner Peter Pekarík, der frühere Nürnberger Róbert Mak, Miroslav Stoch und Erik Sabo angeschlagen. Akut gefährdet ist aber nur der Einsatz von Sabo.

Mak will jedenfalls unbedingt auflaufen. "Gegen Deutschland zu spielen, wird der Höhepunkt meiner Karriere und der Höhepunkt von uns allen bei der EURO. Wir müssen das Spiel genießen", sagte der 25-Jährige: "Die Deutschen auszuschalten, wäre ein Traum für uns. Und mit etwas Glück, ist das auch drin. Wir haben schließlich keinen Druck - wir haben schon Geschichte geschrieben."