10.07.2016 12:48 Uhr

Rangnick und Neururer kritisieren DFB-Team

Ralf Rangnick kritisiert die Spielweise der deutschen Nationalmannschaft bei der EM
Ralf Rangnick kritisiert die Spielweise der deutschen Nationalmannschaft bei der EM

Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick hat der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale und Halbfinale der EM fehlendes Tempo und mangelnden Spielwitz vorgeworfen. Und auch Peter Neururer ging mit dem DFB-Team hart ins Gericht.

Gegen Nordirland und vor allem die Slowakei habe der Weltmeister auf diese Weise seine besten Spiele gemacht. "Wir haben es leider nicht mit der gleichen Zielstrebigkeit und mit dem gleichen Tempo nach vorne gegen Italien und auch gegen Frankreich geschafft zu spielen. Deswegen hatten wir in diesen beiden Spielen auch nicht so viele glasklare Torchancen", sagte Rangnick am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des "ZDF".

Der Ex-Bundesligatrainer hält die Diskussion über fehlende Torjäger für verfehlt. Stattdessen plädierte er für mehr Tempospiel. "Ich glaube, dass die Diskussion bezüglich der Mittelstürmer ein bisschen am Ziel vorbei führt", erklärte der 58-Jährige. Leipzig habe mit Yussuf Poulsen, Terrence Boyd und Davie Selke drei Mittelstürmer. "Aber auch wenn ich mir die zehn Saisontore von Davie Selke anschaue, die waren alle nach vorherigen Steilpässen, Tempo, nach Speed oder nach Spielwitz, sonst schießt der auch keine Tore", sagte Rangnick.

Bei immer nur hohen Flankenbällen von der Seite hätten gegen groß gewachsene Innenverteidiger auch groß gewachsene Stürmer nur selten Torchancen. "Wenn du aus dem Spiel heraus Tore schießen willst, gerade gegen Mannschaften, die sich sehr weit zurückziehen, dann brauchst du Tempo und Spielwitz", betonte Rangnick.

"Sonst kann ich ihn auch zu Hause lassen"

Neben dem Leipziger Sportdirektor äußerte sich auch Peter Neururer kritisch über das DFB-Team. Man hätte "ganz entscheidende Fehler gemacht", sagte der 61-Jährige im "Sport-1-Doppelpass". Löw habe sich mit der Kaderzusammenstellung keinen Gefallen getan. So attestierte Neururer dem Dortmunder als einzigem deutschen Linksverteidiger internationale Klasse. "Warum kommt der nicht mit?", fragte der Ex-Bochum-Trainer.

Auch die Aufstellung im Halbfinale war für Neururer alles andere als glücklich gewählt: "Wenn ich einer Mannschaft sage, wir sind so stark und schlagen die Franzosen im eigenen Land, ihr dann aber einen weiteren Defensivspieler einbaue: Was flüstere ich der Mannschaft damit ein? Kein Selbstbewusstsein." Seiner Meinung nach wäre der Schalker Leroy Sané die richtige Wahl für das Spiel in Marseille gewesen: "Wenn ich ihn mitnehme, muss ich ihn auch bringen. Sonst kann ich ihn auch zu Hause lassen."