12.07.2016 11:20 Uhr

Matthäus: Titel für Portugal nicht unverdient

Lothar Matthäus gefielen die kampfbetonten Auftritte der Portugiesen
Lothar Matthäus gefielen die kampfbetonten Auftritte der Portugiesen

Portugal ist nach dem 1:0-Sieg nach Verlängerung gegen Frankreich neuer Europameister. Dabei hat die Seleção nur eines von sieben Spielen nach 90 Minuten gewonnen. Ist der Titel also unverdient?

Nur gegen Wales hatte der neue Titelträger die Partie nach 90 Minuten zu seinen Gunsten entschieden. Ansonsten gab es in der Vorrunde gegen Island, Österreich und Ungarn gleich drei Unentschieden, Kroatien, Polen und Frankreich wurden mit Ach und Krach in der Verlängerung beziehungsweise im Elfmeterschießen bezwungen.

Für Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist der erste große Titel für die Portugiesen dennoch nicht unverdient: "Natürlich hatten die Franzosen als Gastgeber der EURO bessere Chancen im Endspiel. Aber das Portugal am Ende den Titel geholt hat, war nicht unverdient, wenn man darüber hinwegsieht, dass sie von dem neuen Turniermodus profitierten und als Gruppendritter noch weitergekommen sind", schreibt der 55-Jährige in einem Beitrag für englischsprachige Ausgabe der "as".

Die Aussage, der Titel für die Mannen um Topstar Cristiano Ronaldo sei nicht unverdient gewesen, begründet Matthäus mit der positiven Entwicklung im Laufe der K.o.-Phase: "In der Runde der letzten 16 haben sie mit Kroatien einen meiner Favoriten in der Verlängerung besiegt, genauso wie sie es hinterher mit Frankreich gemacht haben. Sie haben es geschafft, weil sie im Laufe der Matches ihre Form gefunden haben und physisch den besseren Eindruck gemacht haben."

Seleção kommt auch ohne seinen Superstar klar

Die Tatsache, dass der Fokus der Berichterstattung während und nach der Partie weitestgehend auf Cristiano Ronaldo lagen, obwohl der nach einem "rüden, aber nicht dreckigen Foul von Dimitri Payet" über 90 Minuten des Spiels gar nicht auf dem Platz stand, irritierte den Weltmeister von 1990.

In der "as" schreibt er: "Bis zum Ende waren die Kameras konstant auf Ronaldo gerichtet, wie er auf der Bank saß, wie er geweint hat. Er hat auch gegen Ungarn und Wales den Unterschied gemacht und durfte als Kapitän als erstes die Trophäe nach oben halten. Aber seine Teamkollegen waren auch glücklich, dass sie endlich einmal zeigen konnten, dass sie auch ohne ihren Star klarkommen." Letztlich war die starke Moral im portugiesischen Team mit ausschlaggebend dafür, dass es am Ende bis zum ganz großen Triumph gereicht hat.