14.07.2016 12:44 Uhr

Lilien im Umbruch: "Wir sind nicht doof"

Holger Fach und Norbert Meier tragen die sportliche Verantwortung bei Darmstadt 98
Holger Fach und Norbert Meier tragen die sportliche Verantwortung bei Darmstadt 98

Der SV Darmstadt 98 hat im Moment viele Baustellen zu bearbeiten: Der lange geplante Stadionneubau liegt wegen rechtlicher Probleme vorerst auf Eis. Und auch die Umbauarbeiten am Kader gehen nur schleppend voran.

Über die Hälfte der Stammspieler hatte der Klub nach dem Klassenerhalt verloren. Diese müssen nun ersetzt werden. "Wir sind nicht doof, wir können nur nicht so, wie wir wollen", sagte der Sportliche Leiter Holger Fach kürzlich der "Bild"-Zeitung mit Verweis auf die begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Südhessen. "Manchmal sind wir sogar eher da als die anderen Klubs. Aber der Spieler muss zu uns wollen."

Eine Absage folgt der nächsten

Bislang konnten sich die Lilien erst mit drei neuen Spielern einigen. Das waren zunächst die beiden Torhüter Michael Esser, der von Sturm Graz kam und Daniel Heuer Fernandes vom SC Paderborn. Später folgte aus Freiburg noch noch Innenverteidiger Immanuel Höhn. Zudem wurde die Ausleihe von Angreifer Felix Platte, der eigentlich bei Schalke 04 unter Vertrag steht, um ein Jahr verlängert. "Wir kassieren viele Absagen. Aber wir versuchen es weiter", sagt Fach und bleibt hartnäckig.

Umgekehrt seien dem Verein schon weit über 200 Spieler angeboten worden. Doch oft passte es nicht. "Es sind Profis dabei, da macht es von der Historie schon gar keinen Sinn", sagte Fach. "Wenn jemand in vier Jahren sechs Vereine gehabt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass er uns hilft."

Die Lücken in der Mannschaft sind groß. Der ausgeliehene Verteidiger Luca Caldirola ging zurück zu Werder Bremen, Mittelfeldspieler Tobias Kempe schloss sich dem Zweitligisten 1. FC Nürnberg an, Stammkeeper Christian Mathenia wechselte zum Hamburger SV, Standardspezialist Konstantin Rausch zog es zum 1. FC Köln und Torjäger Sandro Wagner ging zu 1899 Hoffenheim. Für Wagner und Mathenia kassierte der Verein Ablösen, dem Vernehmen nach rund vier Millionen Euro.

"Müssen handlungsfähig bleiben"

Bei der Suche nach Verstärkungen setzen die Lilien auf das bewährte Prinzip der vergangenen Jahre. Im Fokus stehen häufig Profis, deren Karriere in einer Sackgasse steckt. Prominentestes Gesicht der zahlreichen Testspieler ist derzeit der ehemalige französische U21-Nationalspieler David N'Gog, der bereits für Paris Saint-Germain und den FC Liverpool am Ball war. Auch Maximilian Beister, einst für die deutsche U21 aktiv und derzeit beim FSV Mainz nicht mehr gefragt, spielt am Böllenfalltor vor.

Mit dieser Strategie sind die Darmstädter bei ihrem märchenhaften Aufstieg gut gefahren. Allerdings dauerte es auch damals etwas länger, bis die Südhessen zum Zug kamen. "Die Haupttransferzeit im Sommer hat gezeigt, dass am Ende die Bienen stechen, die kleinen Bienen erst recht", erklärte Vereinspräsident Rüdiger Fritsch später im Rückblick. Zeit ist noch genug: Die Transferperiode endet am 31. August. Fach sagt: "Wer weiß, was in einigen Wochen ist? Dann müssen wir aber noch handlungsfähig sein, wenn was auf den Markt kommt."