03.08.2016 16:16 Uhr

Vor 20 Jahren: Die Super Eagles holen Gold

Die nigerianische Olympiamannschaft feiert nach Abpfiff den Sieg über Argentinien
Die nigerianische Olympiamannschaft feiert nach Abpfiff den Sieg über Argentinien

Am 3. August 1996 gewann die nigerianische Auswahl das olympische Finale gegen Argentinien und wurde zum "Dream Team". In einer mitreißenden Partie wurden die Südamerikaner um Crespo und Zanetti 3:2 besiegt.

Die Mannschaft wurde bereits vor Turnierbeginn als Geheimfavorit gehandelt. Nach der starken WM 1994, als man das Achtelfinale erreichen konnte, sollte nun mit der U23-Auswahl der nächste Schritt folgen. Doch das Jahr begann denkbar schlecht: Aufgrund eines Streits zwischen Nelson Mandela und dem damaligen nigerianischen Diktator Sani Abacha zog dieser die Nationalmannschaft kurzerhand vom Afrika-Cup 1996 in Südafrika zurück. Die Mannschaft um Jay-Jay Okocha, Sunday Oliseh und Taribo West wurde somit um die Möglichkeit beraubt, die nötige Wettbewerbshärte für die Spiele in Atlanta zu sammeln. Dennoch konnte man ins Halbfinale des olympischen Turnier vorstoßen.

Schon das Semifinale war ein Spiel für die Geschichtsbücher. Die Nigerianer bezwangen den Turnierfavoriten Brasilien in einem mitreißenden Spiel 4:3 nach Verlängerung. Die Seleção um die Top-Stars Roberto Carlos, Rivaldo, Bebeto und Dida erwischte allerdings den besseren Start und konnte bereits in der ersten Halbzeit in Führung gehen.

Bis zur 88. Minute führten die Südamerikaner sogar mit 3:2. Dann schlag die Stunde des Nwankwo Kanu: Erst gelang dem Stürmer der Ausgleich zwei Minuten vor Schluss, in der Verlängerung traf er dann bereits nach drei Minuten erneut und führte sein Team dank der  Golden-Goal-Regel ins Finale gegen Argentinien.

Das "Dream Team" wird geboren

86.117 Zuschauer hatten sich im Sansford Stadium in Athens versammelt und die Spieler sollten sie nicht enttäuschen. Die Argentinier gingen durch einen Kopfball von Claudio López bereits nach drei Minuten in Führung, doch das nigerianische Team ließ sich nicht beirren: Nach einer knappen halben Stunde schlug Nwankwo Kanu eine Ecke auf den Kopf von Celestine Babayaro – Die Folge: der postwendende Ausgleich.

Fünf Minuten nach der Halbzeit sprach Schiedsrichter Pierluigi Collina den Argentiniern allerdings einen Strafstoß zu, den Hernán Crespo zur erneuten Führung nutzte. "Wir hatten einen großen Teamgeist, das war entscheidend. Die letzten 15 Minuten des Spiels gehörten uns, weil wir eine Einheit waren", kommentierte Sunday Oliseh.

Nach dem Ausgleich in der 76. Minute geschah, was inzwischen Geschichte ist: Super-Joker Emmanuel Amuneke nutzte in der 90. Minute eine vollkommen misslungene Abseitsfalle der Albiceleste, kam frei an den Ball und setzte den Schlussstrich unter eine intensive Partie.

"Die Mannschaft hatte einen unbedingten Willen: Taribo West wollte weg aus Auxerre, Okocha war mit Frankfurt abgestiegen und spielte um einen Vertrag bei einem neuen Verein und ich spielte mit Köln gegen den Abstieg und war ebenfalls auf Vereinssuche", erinnert sich Oliseh. Vielleicht war es also doch nicht nur der Teamgeist, der die letzten Reserven bei der Mannschaft freisetzte.

Sturzflug der Adler

Zum ersten Mal in der olympischen Geschichte konnte eine afrikanische Fußballauswahl Gold holen. Mit dem Erfolg stiegen auch die Erwartungen an die Super Eagles, die nun auch als erste afrikanische Mannschaft das Halbfinale einer Weltmeisterschaft erreichen sollten. Das Team wurde den Erwartungen jedoch nicht gerecht und ging 1998 im Achtelfinale gegen Dänemark mit 1:4 unter. Das Viertel-, geschweige denn das Halbfinale einer WM-Endrunde erreichte die Nationalmannschaft nie.

So bleibt neben dem zweiten Platz bei den olympischen Spielen 2008 und drei gewonnenen Afrikacups, zuletzt 2013, das glorreiche Finale gegen Argentinien im Gedächtnis. Auch in Rio nimmt Nigeria mit einer Auswahl teil, vom Glanz vergangener Tage ist jedoch nicht mehr viel übrig.

Mit lediglich einem namhaften Spieler, John Obi Mikel, tritt das "Dream-Team VI" an. Odion Ighalo, Kelechi Iheanacho und Alex Iwobi erhielten keine Freigabe ihrer Klubs, was Trainer Samson Siasia sicher nicht freuen wird. Mit der vorhandenen Rumpftruppe wird es ungleich schwerer, noch einmal eine Goldmedaille zu holen.