19.08.2016 19:01 Uhr

"Gigantisch": DFB-Team greift nach Gold

Als Team zu Gold: Deutschland ist heiß aufs Finale
Als Team zu Gold: Deutschland ist heiß aufs Finale

Das Ziel heißt Gold, der Gegner Brasilien, das Stadion Maracana. Und über allem steht das unvergessliche 7:1. Auf die deutschen Olympia-Fußballer wartet am Samstag das wohl größte Spiel ihres Lebens, von Nervosität ist jedoch nichts zu spüren.

"Wir freuen uns darauf, von 75.000 Zuschauern ausgepfiffen zu werden. Das wird laut, das wird gigantisch", sagt Lars Bender. Genau diese Unbekümmertheit wird im ausverkauften Hexenkessel nötig sein, um gegen den Topfavoriten um Superstar Neymar zu bestehen. Keine andere Medaille bedeutet Brasilien bei den Spielen im eigenen Land so viel wie Gold im Fußball, es wäre das erste. Hinzu kommt die noch immer offene Wunde des desaströsen 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale 2014.

"Hallo Deutschland, du kannst dich darauf gefasst machen, dein Stündlein hat geschlagen", sangen die Brasilianer deshalb während des Halbfinals gegen Honduras (6:0). Doch all das kümmert die deutsche Mannschaft wenig. "Wir können frei aufspielen", sagt Julian Brandt vor dem Showdown, "Brasilien dagegen steht unter enormem Druck. Sie haben etwas gutzumachen."

Völlig entspannt dürfte das DFB-Team aber nicht in die Begegnung gehen. Max Meyer, Serge Gnabry und Co. können immerhin in den kleinen, aber feinen Kreis der Fußball-Olympiasieger aufgenommen werden. Dort finden sich bereits so prominente Namen wie Lionel Messi, Pep Guardiola oder Samuel Eto'o - und möglicherweise bald auch Grischa Prömel und Robert Bauer.

"Wir können uns gar nicht hinten reinstellen"

"Olympiasieger - das ist ein Titel, den kaum einer gewinnen kann. Den gibt es nicht so oft", sagt Trainer Horst Hrubesch. Seine Mannschaft wolle "aus dem Auswärtsspiel ein Heimspiel" machen und ihr Heil in der Offensive suchen. "Weil wir es gar nicht anders können. Wir können uns gar nicht hinten reinstellen", sagte der 65-Jährige.

Nicht einmal Neymar macht Hrubesch nervös, ganz im Gegenteil. Als er am Donnerstag in Rio nach einem Mittel gegen den Superstar des FC Barcelona gefragt wurde, konterte der Coach: "Eigentlich müsste ich fragen: Was macht Brasilien gegen meine Stürmer? Die haben schon 21 Tore geschossen. Da sollte man vielleicht auch mal drüber nachdenken."

Brasilien allerdings hat noch kein Gegentor kassiert, die Sehnsucht nach dem ersten olympischen Gold ist auch beim Rekordweltmeister riesig. Übersteht das DFB-Team jedoch die ersten 20 Minuten schadlos, ist eine Überraschung durchaus möglich - zumal dann auch die 75.000 Zuschauer nervös werden dürften.

Stimmung im Olympischen Dorf begeistert

Das Olympia-Feeling hat das deutsche Team jedenfalls nach dem ersehnten Einzug ins Olympische Dorf noch mehr gepackt als ohnehin schon. "Wir sind total begeistert. Man sieht nicht jeden Tag Handballer wie Nikola Karabatic oder Basketballer wie Pau Gasol beim Frühstück. Auch mit unseren Handball-Jungs haben wir schon gesprochen", sagte Angreifer Nils Petersen: "Jetzt müssen wir nur noch gewinnen."

Das DFB-Team wohnt in Rio im sogenannten "Fußball-Haus", wo auch die Frauen-Nationalmannschaft untergebracht ist. "Ich ziehe den Hut vor alle den Sportlern, die hier zwei Wochen zu sechst auf engstem Raum leben. Wir Fußballer sind ja manchmal etwas verwöhnt. Dennoch ist es großartig", sagte Petersen.

Auch Niklas Süle war nach der ersten Nacht im Dorf begeistert. "Das werden wir wahrscheinlich nie wieder erleben dürfen. Mit anderen Athleten aus allen Ländern der Welt im selben Dorf zu leben und einige Topstars zu treffen, ist etwas ganz Besonderes", sagte der 20-Jährige von 1899 Hoffenheim.