Die Insel steht Kopf! Ganz England fiebert einem fast schon episch anmutenden Manchester-Derby (am Samstag ab 13:30 Uhr im weltfussball.de-Liveticker) entgegen. Während das Aufeinandertreffen der Intimfeinde José Mourinho und Pep Guardiola die Schlagzeilen bestimmt, bereiten sich die Teams akribisch auf den Kampf um die Vorherrschaft in der Industriemetropole vor - allen voran ein himmelblauer Spätstarter, der im Duell mit dem roten Rivalen eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Im Schatten schillernder Persönlichkeiten könnte ausgerechnet der bescheidene, stets fleißige Nolito den Unterschied machen. Der Sommer-Neuzugang von Manchester City hat sich in kürzester Zeit einen Namen beim Scheich-Klub gemacht und seinen Wert für das Team unter Beweis gestellt. Rund 18 Millionen Euro investierten die Citizens, um den spanischen EM-Teilnehmer in die Premier League zu locken - offenkundig ein lohnendes Geschäft.

Die Start-Statistik des 29-Jährigen kann sich sehen lassen: Fünf Pflichtspiele mit drei Treffern und zwei Assists sprechen eine deutliche Sprache. Nolito scheint sich bestens akklimatisiert zu haben. Verwundern muss das nicht: Nach überaus starken Jahren im Trikot der "Celestes" (zu deutsch: die "Himmelblauen") aus Vigo war der nächste Karriereschritt für den Angreifer längst überfällig. Als das Angebot im Sommer kam, musste Nolito nicht lange grübeln, schließlich erhielt er so "die Möglichkeit, mit einem der besten Trainer der Welt zu arbeiten". Tatsächlich scheint er perfekt in die taktischen Pläne von Pep Guardiola zu passen.

Die volle Bandbreite im Angebot

Auf dem linken Flügel beheimatet, bietet der 14-fache Nationalspieler einen Mix aus Kreativität und Einsatzwillen, der bei seinem Coach bestens ankommt. Anders als Landsmann Jesús Navas, der seit seiner Ankunft in Manchester vor drei Jahren mangels Torgefahr keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte, hält Nolito im physisch fordernden Liga-Alltag mutig dagegen. Dribblings, Sprints, Grätschen - der Spätstarter, der erst auf Umwegen ins Rampenlicht gerückt ist, bietet die volle Bandbreite.

Zugute kommt ihm, dass die von vielen Spaniern gefürchtete Sprachbarriere bei Wechseln ins Ausland kaum eine Rolle spielt: Gleich sieben Teamkameraden stammen ebenfalls von der iberischen Halbinsel, aus Argentinien oder Chile. Und dann wäre da ja noch ein gewisser Señor Josep Guardiola i Sala auf der Trainerbank - der Mann, der Nolito einst beim FC Barcelona zu seinen ersten Einsätzen im Profibereich verhalf und ihn nun erneut unter seinen Fittichen hat.

Bereit für die große Bühne

Vor fünf Jahren deutete derweil noch nichts auf den wundersamen Aufstieg des spielstarken Wirbelwindes hin. Nachdem ihm in Barcelona trotz Peps Einfluss der Durchbruch verwehrt blieb, suchte Nolito sein Glück in Lissabon - vergeblich. Trotz starker Leistungen im Benfica-Leibchen musste er die "Adler" wieder verlassen und wagte 2012 schließlich den Schritt zurück in die heimische Primera División. Abstiegskandidat Granada erbarmte sich des scheinbar Gescheiterten.

Als es auch dort nicht so recht zwischen Spieler und Klub funken wollte, bot sich Celta Vigo als womöglich letzte Chance für den heutigen Superstar, den Status des Ewigen Talents abzulegen. Der Rest ist Geschichte: Nolito avancierte in Windeseile zum Mann für die besonderen Momente und fand sich 15 Monate nach seiner Ankunft in Galicien im Nationalteam wieder.

Nun also die große Bühne in Manchester. Der Spieler geht die Herausforderung selbstbewusst an und baut auf die Fähigkeiten seines Trainers: "Guardiola weiß eine Menge über das Spiel und wird mir helfen, mich als Spieler zu entwickeln", wird der 29-Jährige auf der Vereinshomepage der Sky Blue zitiert. In Abwesenheit des gesperrten Sergio Agüero könnte im Derby seine große Stunde schlagen.