12.09.2016 16:44 Uhr

Der Ur-Neuer stirbt vor 50 Jahren

Auch heute denken die Fans noch an Heiner Stuhlfauth
Auch heute denken die Fans noch an Heiner Stuhlfauth

Er galt als einer der weltweit besten Torhüter seiner Zeit und war berühmt für riskante Ausflüge aus seinem Tor – die Parallelen zu Manuel Neuer sind unverkennbar. Heiner Stuhlfauth, die Torhüter-Legende vom 1. FC Nürnberg, starb am 12. September 1966.

In den 1920er Jahren dominierte der 1. FC Nürnberg die deutsche Fußballszene nicht zuletzt aufgrund seines Mannes zwischen den Pfosten, der für seine Position neue Maßstäbe setzte. In der Presse nannten sie ihn den "dritten Verteidiger", weil er seine Aufgaben nicht auf den eigenen Fünfmeterraum begrenzt sah. Stuhlfauth galt als „mitspielender Torwart“, der im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen die nötige Technik besaß, um brenzlige Situationen außerhalb des Strafraums mit einer Fußabwehr zu bereinigen. "Ich bin dem Ball oft zwanzig und dreißig Meter entgegengelaufen und habe den Angriff unterbunden, indem ich den Ball weggeschlagen habe", erklärte der 1,84-Meter große Schlaks mit der markanten Schiebermütze später.

Bei allen fünf Meisterschaften des Clubs zwischen 1920 und 1927 stand Heinrich, genannt "Heiner", Stuhlfauth im Nürnberger Kasten. Auch in der Nationalmannschaft war er unumstrittener Leistungsträger und Rekordinternationaler seiner Zeit. Nachdem der gebürtige Nürnberger die italienische Sturmreihe im April 1929 gleich reihenweise mit seinen Paraden zur Verzweiflung getrieben hatte, titelte eine italienische Zeitung: "Gott selbst stand im Tor!" Ein Jahr später absolvierte Stuhlfauth seinen 21. und letzten Einsatz im Nationalmannschaftsdress.

Der heimatverbundene Keeper war nicht nur Spieler, sondern auch großer Fan seines Vereins und hielt dem 1. FC Nürnberg auch nach dem Karriereende 1933 die Treue und gehörte viele Jahre dem Ältestenrat des Clubs an. Spiele für seinen Verein waren für Stuhlfauth eine Sache der Ehre, was sein vielleicht berühmtestes Zitat verdeutlicht: "Es ist eine Ehre, für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen. Möge all dies immer bewahrt werden und der großartige FC Nürnberg niemals untergehen." Noch heute wird dieser Ausspruch vor jedem Heimspiel des FCN auf der Videowand eingeblendet.

Wie populär der stilbildende Torhüter auch über Franken hinaus war, zeigt eine Umfrage mehr als 20 Jahre nach seiner aktiven Zeit. 1956 wurde Stuhlfauth in einer Abstimmung des "kicker" zum populärsten deutschen Fußballspieler gewählt. Wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag starb Heiner Stuhlfauth am 12. September 1966 an einem Herzschlag.

Ralf Amshove