08.10.2016 11:18 Uhr

Ligen-Check: Der Meister taumelt, Pep rockt

Claudio Ranieri (r.) hatte in den Duellen mit englischen Topklubs bisher nichts zu lachen
Claudio Ranieri (r.) hatte in den Duellen mit englischen Topklubs bisher nichts zu lachen

Nach der großen Shoppingtour der englischen Spitzenklubs wurde in den letzten Wochen auch endlich wieder Fußball gespielt. Sieben Spieltage lassen schon einige Vorhersagen für eine spannende Saison zu: Pep startet durch, Leicesters Meisterschaft wird sich wahrscheinlich nicht wiederholen und West Ham steckt vorerst im Abstiegskampf fest. In der Länderspielpause geht weltfussball auf einen Streifzug durch die Ligen Europas. Nächster Halt: England.

Der Titelkampf: City vor dem Durchmarsch?

Im Rennen um die Meisterschaft deutet sich noch lange keine Entscheidung an. Platz eins bis sieben sind aktuell nur fünf Punkte auseinander. Bis auf Leicester, welches neben Erfolgen in der Champions League in der heimischen Liga hinterherhinkt, belegen die üblichen Verdächtigen die ersten Ränge. Everton mit Stürmerstar Lukaku startete mit vier Siegen aus den ersten fünf Begegnungen in die neue Spielzeit, zuletzt zeigte die Leistungskurve aber wieder nach unten. Als nächster Kontrahent wartet mit Manchester City der erste richtige Knaller auf die Toffees. Dann können sie unter Beweis stellen, wozu sie in diesem Jahr wirklich fähig sind.

Apropos Manchester City: Die Elf mit ihrem neuen Coach Pep Guardiola führt die Tabelle mit sechs Siegen und einer Niederlage an. Diese setzte es erst am vergangenen Spieltag beim 0:2 gegen den ersten Verfolger Tottenham. Ansonsten schienen die Citizens die Spielphilosophie des spanischen Fußball-Akribikers bereits verinnerlicht zu haben. Von den millionenschweren Neuzugängen scheint sich bisher vor allem Verteidiger-Youngster John Stones einen Stammplatz erkämpft zu haben. Das deutsche Nationalelf-Duo İlkay Gündoğan und Leroy Sané spielt sich nach Verletzungen langsam ins Team.

Die Verlierer: Von Entthronten und Sorgenkindern

Der Tanz auf mehreren Hochzeiten tut den Foxes augenscheinlich gar nicht gut. Leicester City, der Sensationsmeister der vergangenen Spielzeit, ist in der Realität angekommen. In der Champions League läuft es für das Team von Claudio Ranieri nach zwei Auftaktsiegen hervorragend, das Tagesgeschäft darf aber nicht unter den Teppich gekehrt werden. Das Finale des Community-Shields verlor man gegen Manchester United, im League Cup war in der dritten Runde gegen den FC Chelsea Schluss.

Auch in der Liga können die Meisterkicker nicht gegen die großen Teams bestehen: Auswärtsspiele bei den Red Devils und den Klopp'schen Reds in Liverpool gingen ernüchternd mit 1:4 verloren. Nach der Länderspielpause wartet der FC Chelsea mit einem Diego Costa in Topform. Setzt es beim Gastspiel an der Stamford Bridge die nächste Klatsche?

Am Ende der Tabelle rangiert zurzeit der AFC Sunderland. Nach erfolgreichen Abstiegskämpfen in den letzten Jahren müssen sich die Fans dieses Mal vielleicht mit dem Gang in die zweite Liga begnügen. Der Klub des aktuell verletzten deutschen Verteidigers Jan Kirchhoff hat noch kein Spiel gewonnen. Genauso geht es Stoke City, das mit Xherdan Shaqiri und Marko Arnautović zwei alte Bekannte aus der Bundesliga im Kader hat und in den letzten Spielzeiten des Öfteren auf das internationale Geschäft schielte.

Die größte Enttäuschung der laufenden Saison ist aber definitiv West Ham United. Der Arbeiterklub setzte sich letztes Jahr im Rennen um die Europa League bockstark gegen den FC Liverpool durch, blamierte sich allerdings zum Saisonstart auf ganzer Linie. Gegen den rumänischen Meister Astra Giurgiu, aktuell in der heimischen Liga nur Zwölfter, schieden die Hammers in der Qualifikationsrunde für die europäische Bühne aus und stehen in der Premier League trotz namhafter Neuzugänge mit mickrigen vier Pünktchen nur auf einem Abstiegsplatz. Englands Fußballlegende Alan Shearer verglich die Leistung des Londoner Teams unlängst mit der einer E-Jugend…

Der Shootingstar: Auf Umwegen zum Nationalspieler

Als Teenager untersagte ihm seine Mutter einen Vertrag bei Tottenham. Zu groß war ihre Angst, ihr Junge würde sich nicht genug auf die Schule konzentrieren können. Ende August wurde er erstmals in Englands Nationalteam eingeladen. Die Rede ist von Michail Antonio, der aktuelle Hoffnungsschimmer von West Ham United. "Ich war am Boden zerstört. Ich hatte die Chance, bei einem großen Team zu spielen, aber ich durfte nicht. Aber jetzt bin ich hier und kann mich nicht beschweren. Im Nachhinein hat mich die damalige Entscheidung meiner Mutter sogar zu einem besseren Spieler gemacht. Ich wurde immer hungriger und eifriger.", erinnert sich der flexibel einsetzbare Rechtsaußen, der ein Ausbildungszentrum für talentierte Nachwuchskicker gegründet hat.

Nach Stationen in der zweitklassigen Championship wechselte Antonio im vergangenen Jahr zu den Hammers. Dort wurde der 26-Jährige, der seine Tore gerne im Stile von Homer Simpson zelebriert, nach kurzen Startschwierigkeiten Stammspieler und holt für sein Team in dieser Saison die Kohlen aus dem Feuer. Auf fünf verschiedenen Positionen, die er bereits in der laufenden Spielzeit besetzte, erzielte der Brite mit jamaikanischen Wurzeln fünf Treffer und lässt die gefrusteten Fans der Irons auf bessere Zeiten hoffen.

Lionard Tampier