03.11.2016 08:51 Uhr

Rampenlicht: Ein Wandervogel hat noch Lust

Mit 37 Jahren immer noch in Torlaune: Theofanis Gekas
Mit 37 Jahren immer noch in Torlaune: Theofanis Gekas

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf zwei Wandervögel und einen Youngster der seinen zweiten Durchbruch feiert.

"Es hat Spiele gegeben da hat er 14 Ballkontakte gehabt, aber die Partie dann doch entschieden“, erinnert sich Marcel Koller im Schweizer "Tagesanzeiger" an seinen Ex-Schützling Theofanis Gekas aus gemeinsamen Zeiten in Bochum. Zur Saison 2006/2007 stieg der Erfolgscoach mit dem VfL in Deutschlands höchste Spielklasse auf und lieh den damals 26-jährigen Griechen von Panathinaikos Athen aus.

Viele Akteure leiden nach dem Wechsel zu einem Verein im Ausland zunächst an Anpassungsproblemen. Nicht so Theofanis Gekas: Beim Aufsteiger machte der Torjäger genau da weiter, wo er bei den Hellenen aufgehört hat. Nach 58 Treffern in 117 Spielen in Griechenlands Super League schoss der ehemalige Nationalspieler den Aufsteiger aus Bochum mit 20 Treffern auf den achten Tabellenplatz. Zudem setzte er sich damit die Torjägerkrone auf.

Zwölf Vereine in neun Jahren

In den folgenden Jahren begleitete den Stürmer der Ruf eines Wandervogels. Nach seiner Leihstation im Pott folgten zwölf verschiedene Engagements in nur neun Jahren, darunter bei Bayer Leverkusen, der Frankfurter Eintracht und Hertha BSC. Seine Gastspiele verliefen mal mehr, mal weniger erfolgreich. Selbst wenn der Angreifer Tore wie am Fließband schieß, zog es ihn am Ende immer weiter.

Im Januar 2016 landete der Routinier in der Schweiz beim FC Sion. Nach einer kleinen Flaute zum Saisonstart scheint der 36-Jährige am vergangen Wochenende seinen Torriecher wieder gefunden zu haben.

Im Spiel gegen den FC Lugano schlug der Hellene gleich in der ersten Minute zu. Als wäre dies noch nicht genug schnürte er in der 38. Minute mit dem 3:0 einen Doppelpack. Das Spiel endete mit 5:1.

Ob Gekas sich zum Saisonende nach 17 Profijahren und 14 verschiedenen Vereinen endgültig zu Ruhe setzt oder seine Reise fortsetzt, ist bislang offen.

Mit 20 Jahren Deutscher Meister

Die Torjägerkrone gewann Nelson Valdez zwar nie, dafür wurde er aber mit dem SV Werder Bremen 2004 unter Thomas Schaaf Deutscher Meister. Auch der Stürmer aus Paraguay ist kein Sinnbild für Vereinstreue.

In 15 Jahren spielte er für immerhin neun Vereine. Nach erfolgreichen Zeiten an der Weser und vier Jahren bei Borussia Dortmund folgten eher enttäuschende Intermezzos in Spanien, Russland und Griechenland.

Kein neues Glück beim alten Trainer

Die Werder-Fans werden sich aber immer gerne an Valdez zurück erinnern. 2004 schoss er die Bremer im Pokalhalbfinale gegen den VfB Lübeck mit seinem Tor zum 3:2 ins Finale nach Berlin. Unter dem damaligen Bremer Trainer Thomas Schaaf "hatte ich meine schönste Zeit", erinnerte sich Valdez später selbst.

Die Rückkehr zu seinem Entdecker folgte im Juli 2014 mit dem Wechsel nach Frankfurt. Auch in der Finanzmetropole fand der Stürrmer aber nicht sein Glück. Gleich im ersten Spiel riss er sich das Kreuzband. Nach nur einem Jahr und einem Tor in zehn Spielen löste er seinen Kontrakt bei den Hessen auf. Valdez setzte er sich ins Flugzeug, flog nach Amerika und unterschrieb bei den Seattle Sounders.

Playoff-Knipser

In der Regular Season 2016 blieb er zwar ohne eigenen Treffer, den Sprung in die Playoffs schaffte das Team aber dennoch. Rechtzeitig zum Titelkampf findet der Torjäger aber zurück zu alter Stärke.

Am Montag brachte er die Elf von Brian Schmetzer mit seinem Treffer zum 1:0 im Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Dallas auf die Siegerstraße. Am Ende gewannen die Sounders 3:0.

Auch im Achtelfinale gegen Kansas City hatte Valdez bereits getroffen. Der 1,78-Meter-Mann lässt die Fans in Seattle weiter auf die erste Meisterschaft in der noch jungen Franchisegeschichte hoffen.

Titelkampf in Österreich

Die Hoffnung auf einen Titel haben auch die Fans von Austria Wien. Der 24-malige österreichische Meister steht derzeit punktgleich mit RB Salzburg auf dem vierten Tabellenplatz. Mit dem 2:0 Sieg am Wochenende gegen Sturm Graz verpassten die Wiener dem Tabellenführer die zweite Saisonpleite.

Hauptverantwortlich für den Erfolg war Spielmacher Raphael Holzhauser. Mit einem Tor per Elfmeter und der Vorlage zum 2:0 bestätigte der Mittelfeldstratege seine herausragende Form. Einige Tage zuvor gelang ihm ein Treffer beim 3:3 in der Europa League gegen Legende Francesco Totti und seine Römer.

Fortschritt statt Rückschritt

Holzhauser schaffte 2011 den Sprung ins Profigeschäft beim VfB Stuttgart. Nach einem guten ersten Jahr und einer Ausleihe zum FC Augsburg baute der VfB nicht mehr auf den Youngster. Dieser kam nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Im Januar 2015 flüchtete der bei Rapid Wien ausgebildete Mittelfeldmann dann in seine Heimat - ausgerechnet zur Austria.

Was nach einem Rückschritt klingt, entpuppte sich als Volltreffer für Holzhauser. Während die Schwaben derzeit in der zweiten Bundesliga kicken, kämpft der Linksfuß mit der Austria um Titel und steht in der Europa League mit einem Bein in der K.-o.-Phase.

Man darf gespannt sein, wohin ihn sein Weg noch führt. Bestätigt der 23-Jährige seine aktuelle Form in den nächsten Wochen, steht einem erneuten Engagement in einer größeren Liga nicht viel im Wege.

Fabian Benterbusch