08.11.2016 12:59 Uhr

DFB-Neulinge: "Das war schon krass"

Werder Bremens Serge Gnabry steht erstmals im DFB-Kader
Werder Bremens Serge Gnabry steht erstmals im DFB-Kader

Die etablierten Stars um Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos genossen die zusätzlichen freien Tage, für die Debütanten Benjamin Henrichs, Serge Gnabry und Yannick Gerhardt konnte es hingegen gar nicht schnell genug losgehen.

"Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich freue mich riesig auf die Reise", sagte Henrichs vor dem Abflug der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch vom Frankfurter Flughafen zum WM-Qualifikationsspiel in San Marino am Freitag (20:45 Uhr/RTL) und Länderspiel-Klassiker vier Tage später gegen Italien in Mailand (20:45 Uhr).

Der 19 Jahre alte Außenverteidiger von Bayer Leverkusen wird dabei ebenso überraschend an Bord des Sonderflugs LH 342 nach Rimini sein wie der Bremer Offensivspieler Gnabry (21) und der Wolfsburger Gerhardt (22). Es war eher erwartet worden, dass Bundestrainer Joachim Löw für die beiden letzten Spiele des Jahres Gonzalo Castro (Dortmund) oder Lars Stindl (Mönchengladbach) für den Kader des Weltmeisters nominiert.

Ihre Berufung kam auch für die Neulinge unerwartet. "Ich war mit ein paar Freunden beim Essen, als der Anruf von Joachim Löw kam. Da habe ich mich erst einmal in ein stilles Eckchen verzogen und dem Bundestrainer zugehört", sagte Henrichs: "Das war schon krass."

Toprak orakelte Henrichs Nominierung

Seine Einladung macht aber durchaus Sinn. Die Probleme auf den Außenverteidiger-Positionen hat Löw durch Joshua Kimmich und Jonas Hector zwar erst einmal behoben, doch dahinter mangelt es an Alternativen. Durch seine konstant starken Leistungen in Leverkusen hat Henrichs sich aufgedrängt, obwohl er erst von Bayer-Trainer Roger Schmidt zum Defensivspieler ungeschult wurde: "Ömer Toprak hat mir das früher schon prophezeit. Er hat immer gesagt: 'Du schießt keine Tore, du gehörst in die Abwehr'."

Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt spielte beim VfL Wolfsburg zuletzt häufiger in der Viererkette hinten links. Er war über seine Einladung noch mehr überrascht als Henrichs. "Natürlich hat man immer ein bisschen Hoffnung. Andererseits war die Lage im Klub ja so, dass diese Hoffnung auch gleich immer ein wenig unrealistisch schien", sagte Gerhardt.

Das gilt auch für Gnabry, der mit Bremen im Tabellenkeller feststeckt. Mit starken Leistungen ragte er aber zuletzt aus der Werder-Elf heraus. Vier Tore und eine Vorlage in neun Bundesligaspielen überzeugten auch Löw, der seinen Nationalspielern aufgrund der hohen Belastung am Montag und Dienstag frei Tage gönnte. "Das wird mir hoffentlich einen weiteren Schub geben", sagte Gnabry über seine Nominierung.

Sprungbrett U21

Das Trio spielte zuletzt schon in der U21-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes. "Es hat uns gefreut, dass wieder ein paar Spieler den Sprung zu Jogi geschafft haben. Auch hier hat die Zusammenarbeit im Vorfeld wieder super geklappt", sagte U21-Trainer Stefan Kuntz.

Mit Blick auf den Confed Cup 2017 in Russland hatte Löw schon nach der EM angekündigt, junge Spieler heranzuführen. Das müsse nicht immer in wenigen Wochen passieren, sondern über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren, sagte Löw, der den Confed Cup als "Perspektivturnier" bezeichnet hatte.

Henrichs, Gnabry und Gerhardt hätten ihre Einladung mit "ihren guten Leistungen in den letzten Monaten" gerechtfertigt, so Löw, der bisher 83 Neulingen zu ihrem Debüt im DFB-Trikot verholfen hat. Nummer 84 bis 86 könnten folgen. Als gläubiger Profi freut sich Henrichs aber nicht nur auf die Spiele. Am Tag vor der Partie in Italien empfängt Papst Franziskus den DFB-Tross zu einer Privataudienz im Vatikan. "Das wird sehr schön. Ich habe eine Bibel-App auf dem Handy und lese immer den Vers des Tages. Das finde ich gut und wichtig", sagte Henrichs der "Bild".