22.11.2016 15:16 Uhr

"Bye Bye Jurgen": Klinsis US-"Ära" endet

Jürgen Klinsmann ist kein US-Coach mehr
Jürgen Klinsmann ist kein US-Coach mehr

Die Ära von Jürgen Klinsmann als US-Nationaltrainer ist zu Ende, sein Traum von der WM in Russland geplatzt.

Barack Obama hatte so eine Vorahnung. "Ist nicht so gut gelaufen in Costa Rica, oder?", fragte der scheidende US-Präsident Jürgen Klinsmann beim Abendessen in illustrer Runde in Berlin. "Nein, Mr. President, es lief gar nicht gut", musste der deutsche Nationaltrainer der US-Fußballer am Rande des Dinners bei Bundeskanzlerin Angela Merkel antworten - vier Tage später wurde Klinsmann entlassen.

Das Ende der "Ära" des 52 Jahre alten Ehrenspielführers des Deutschen Fußball-Bundes beim US-Verband hatte sich nach den vergangenen Tiefschlägen angedeutet. In der entscheidenden Qualifikationsrunde Nord- und Mittelamerikas zur WM 2018 verloren die US-Boys erst gegen den Erzrivalen Mexiko 1:2, dann in Costa Rica 0:4. Das von Klinsmann selbst ausgerufene Fernziel, in knapp zwei Jahren in Russland ins WM-Halbfinale zu kommen, schien utopisch.

Keine DFB-Rückkehr

Spekulationen über eine Rückkehr zum DFB erteilte Verbandsboss Reinhard Grindel (vorerst) eine Absage. "Er ist für uns immer ein hochgeschätzter Gesprächspartner", sagte der DFB-Präsident am Dienstag: "Aber es gibt keinerlei Gedankenspiele über eine etwaige Verwendung beim DFB."

Der US-Verband "zieht den Stecker des Klinsmann-Experiments" schrieb das Magazin Sports Illustrated, das bereits nach der Costa-Rica-Pleite gefordert hatte: "Es ist Zeit zu gehen." Klinsmann, da waren sich die großen US-Medien am Dienstag einig, ist als US-Coach gescheitert, von seinen großen Versprechen nicht mehr viel übrig.

Die US-Boys sind dank Klinsi gewachsen

Branchenüblich ganz anders las sich die Stellungnahme von Verbandsboss Sunil Gulati. Der dankte dem früheren Bundestrainer, der 2009 als Coach bei Bayern München gescheitert war, "für seine Arbeit und Hingabe in den vergangenen fünf Jahren". Klinsmann habe alle im US-Fußball herausgefordert und zu "neuem Denken" angestachelt. "Dank seiner Anstrengungen sind wir gewachsen", sagte Gulati.

Klinsmann war seit 2011 im Amt und führte sein Team unter anderem ins Achtelfinale der WM 2014. Ein Jahr zuvor hatte er mit den USA vor heimischen Publikum den Gold Cup gewonnen, im vergangenen Jahr scheiterte das Team bei der Kontinentalmeisterschaft im Halbfinale an Jamaika. Bei der Copa America im Sommer im eigenen Land schieden die USA im Halbfinale gegen Vize-Weltmeister Argentinien aus.

Klinsmann machte Soccer beliebter

Hoch angerechnet werden sollte Klinsmann zudem sein unermüdliches Ringen um mehr Aufmerksamkeit für den Fußball, der in den USA hinter American Football, Baseball und Basketball lange Randsportart war. "Soccer" wurde mit Klinsmann als Nationaltrainer, dessen Bilanz mit 55 Siegen bei 27 Unentschieden und nur 16 Niederlagen am Ende so schlecht nicht war, deutlich beliebter.

"Es gab nie eine bessere Zeit für den Fußball in unserem Land", sagte Gulati, der den Zeitpunkt von Klinsmanns Entlassung - wie Sky Austria berichtet muss auch Co-Trainer Andreas Herzog gehen - taktisch günstig wählte. Das nächste Spiel steht erst am 24. März 2017 gegen Honduras an, vier Tage später müssen die USA in Panama antreten. Nachfolger soll den US-Medien zufolge Vorvorgänger Bruce Arena werden - was nicht unbedingt dafür spricht, dass der US-Verband den progressiven "Klinsmann-Weg" weitergehen will.