23.11.2016 16:08 Uhr

Aufstiegschance ist für die Austria greifbar

Die Aussicht auf das Überwintern im Europacup  weckt bei den Austrianern den Tastsinn
Die Aussicht auf das Überwintern im Europacup weckt bei den Austrianern den Tastsinn

Austria Wien empfängt in der Europa League am Donnerstag (ab 21:05 im weltfussball-Liveticker) den rumänischen Meister Astra Giurgiu. Ein Sieg am vorletzten Gruppenspieltag könnte den Veilchen bereits zum Aufstieg in die Runde der letzten 32 reichen.

"Wir können diesmal etwas für mich Tastbares erreichen", brachte Austria-Trainer Thorsten Fink seine Vorfreude auf den Europacup-Abend gegen Astra Giurgiu zum Ausdruck, "Die Chance in die nächste Runde aufzusteigen, das ist etwas Greifbares. In ein Sechzehntelfinale zieht man ja nicht einfach so ein."

Zuletzt überwinterte die Austria, gestärkt durch die Investitionen des damaligen Mäzens Frank Stronach, in der Saison 2004/2005 im Europacup. Unter Lars Søndergaard überstanden die Veilchen damals eine Fünfergruppe im UEFA-Cup und scheiterten schließlich im Viertelfinale nach zwei Remis wegen der Auswärtstorregel an Parma. In der Europa League wäre es demnach eine Premiere für die Austria, obendrein "mit der zweitjüngsten Mannschaft" (hinter Ajax, Anm.) im Bewerb, wie Fink hervorhob.

Sieg und Schützenhilfe notwendig

Mit fünf Punkten sind die Wiener aktuell Zweiter hinter Roma (8) und vor Giurgiu (4). Für den vorzeitigen Aufstieg benötigt die Austria ihrerseits einen Sieg gegen Astra. Viktoria Plzeň, mit drei Punkten Letzter, darf im Parallelspiel nicht bei der AS Roma gewinnen. "Das müssen wir abwarten, aber wir haben zwei Spiele. Selbst wenn das in die Hose geht, können wir noch in Pilsen (8.12.) gewinnen." 

13.500 Karten sind bislang verkauft worden, alles ist, wie es so schön heißt, angerichtet. Sportdirektor Franz Wohlfahrt war überhaupt einmal "glücklich, dass wir so ein Entscheidungsspiel spielen dürfen", betonte aber auch, dass es eine "zweite Möglichkeit" gebe und wollte daher "nicht den ganzen Druck" auf das anstehende Spiel schieben.

Am ersten Spieltag der Gruppe E hatte die Austria Astra Giurgiu in Bukarest mit 3:2 bezwungen und ihren bisher einzigen Sieg in dieser Bewerbsphase gefeiert. "Sie sind im Moment in einer besseren Verfassung, haben ihr letztes Spiel gewonnen", wusste Thorsten Fink. Tatsächlich datiert die letzte Niederlage in der Liga 1 vom 2. Oktober. Der rumänische Meister, wenngleich derzeit trotzdem nur Tabellenzehnter, hat sich sozusagen erfangen.

Systemfrage

Giurgiu-Coach Marius Şumudică schickte seine Mannschaft in den vergangenen Wochen gerne in einer 3-5-2-Formation aufs Feld, zuletzt jedoch im 4-1-4-1. "Ich kann nicht abschätzen, in welchem System sie spielen werden", gestand Fink. "Wir wollen so spielen, dass sie sich nach uns richten müssen. Aber Kleinigkeiten werden im Spiel sein, die wir beobachten müssen."

Eine gewisse Vorahnung hatte Thorsten Fink jedoch: "Ein Spieler war gesperrt, der sonst immer spielt." Sollte der rumänische Teamstürmer Constantin Budescu wieder mit dabei sein, würde sich Astra-Coach Marius Şumudică wohl für eine Variante mit zwei Spitzen entscheiden. "Es ist nichts Dramatisches, etwas anders zu verteidigen. Wir sind darauf eingegangen", wähnte Fink seine Mannschaft gut vorbereitet.

Jung und Alt

Gleichzeitig warnte Thorsten Fink auch vor der Routine des Gegners. "Sieben Spieler ihrer Stammelf sind über 30. Sie wissen, wann sie gewinnen müssen", so der 49-Jährige. Ein Geduldspiel sei daher nicht zu erwarten. "Sie müssen gegen uns gewinnen, weil sie sonst gegen Roma gewinnen müssen. Ehrlicherweise ist es gegen uns einfache. Sie werden uns defensiv beschäftigen."

Der "jugendliche Elan" spreche laut Fink dagegen für seine Mannschaft. "Ich erwarte mir, dass sie mehr laufen und hungriger sind." Raphael Holzhauser meinte dazu: "In den entscheidenden Spielen haben wir immer gezeigt, dass wir da sind. Wir wissen, was wir abrufen können." Selbstvertrauen wurde in diesem Herbst ausreichend getankt, die Mannschaft zeichne ein "irrer Zusammenhalt" aus.

Gemeinsam mit Alexander Grünwald ist Holzhauser ein Spezialist für ruhende Bälle. "Näher zum Tor macht er sie, weiter weg ich", so der Austria-Sechser. Entschieden wird aber spontan, wer einen Freistoß ausführt. "Wenn er alle rein macht, kann er die nächsten fünf alle machen", so Holzhauser.

Europacup-Prämien und Kaderplanung

Neben der Erfüllung eines sportlichen Traums würde der Aufstieg auch einen finanziellen Segen bedeuten. Inklusive Ticketverkauf und Merchandise ginge es wohl um rund eine Million Euro an unverhofften Mehreinahmen. "Man kann immer darüber nachdenken, wie wir uns verbessern könnten", sagte Franz Wohlfahrt. Bezüglich Winter-Neuzugänge ginge die Tendenz für ihn eher in Richtung Nein. "Wir werden keine Schnellschüsse machen. Generell ist die Winter-Transferzeit sehr schwierig." Darüber hinaus müsse er auch für die Saison 2017/2018 planen. "Einige Verträge laufen aus, auch hier machen wir uns Gedanken." Als Teilnehmer an der EL-Runde der letzten 32 verhandelt es sich da sicher einfacher.

Mehr dazu: >> Ergebnisse und Tabelle Europa League Gruppe E 

Sebastian Kelterer