24.11.2016 08:47 Uhr

HSV-Legende Kaltz holt zum Rundumschlag aus

Manni Kaltz (r.) krisiert den HSV heftig
Manni Kaltz (r.) krisiert den HSV heftig

Manni Kaltz trägt den Hamburger SV im Blut. Er hat keinerlei Verständnis für das, was zur Zeit bei den Hanseaten abläuft. Der 63-Jährige schießt gegen die Mannschaft, einzelne Spieler und gegen HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer.

"In Hamburg findet keine Entwicklung statt. Ich sehe beim HSV keine Mannschaft auf dem Platz", sagte Kaltz gegenüber dem "kicker". Das Team, das "Didi Beiersdorfer zusammengestellt hat, passt hinten und vorne nicht", lederte die HSV-Ikone weiter gegen den Nordklub, "das sieht man doch Woche für Woche. Es herrscht keine Hierarchie."

Dass die Erwartungshaltung nach der Rückkehr von Sportchef und Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer vor zwei Jahren sehr groß gewesen sei, will der 63-Jährige nicht gelten lassen. "Die Erwartungshaltung in Hamburg ist immer hoch", betonte der Erfinder der Bananenflanke, der Beiersdorfer nicht glorifizieren will: "Wo kam Didi denn her? Er war bei Red Bull, musste dort gehen. Bei St. Petersburg genauso, dort ist er weggelobt worden." Die Erfolge in der ersten Phase beim HSV hätten auch viel damit zu tun gehabt, dass damals noch Bernd Hoffmann an der Spitze des Vereins gewesen sei.

Solch eine starke Führungskraft fehle zur Zeit einfach beim Hamburger SV. "Es fängt immer ganz oben an. Wenn es dort nicht stimmt, kann es darunter auch nicht funktionieren", analysierte Kaltz. 

"Einige Spieler überschätzen sich, definitiv"

Der 63-Jährige kennt Beiersdorfer noch als Mitspieler und HSV-Kapitän und glaubt, dass er auch außerhalb des Platzes zu ruhig und zu zögerlich ist. "Das sieht man doch. Wenn etwas entschieden wird, ist es meistens zu spät." Auch die Sportdirektorsuche sei "ganz schwierig in einer laufenden Saison". Zudem tue ihm der Sportchef, der kommen soll, "jetzt schon leid": "Was soll der machen? Sicher, im Winter kann er Spieler holen. Aber wen kriegt man da?"

 Die aktuellen Spieler jedenfalls hätten zu viel mit sich selbst zu tun. "Einige Spieler überschätzen sich, definitiv", postulierte Kaltz, "die reden immer von Qualität, aber davon sieht man nichts auf dem Platz." Ein prominentes Beispiel hatte der ehemalige HSV-Kicker auch mit dem ehemaligen Kapitän der Hanseaten parat: "Djourou beispielsweise."

Schneller Labbadia-Abschied in der Kritik

Außerdem kritisierte Kaltz den schnellen Trainer-Wechsel, der am Ende verpufft sei. "Bruno Labbadia hätte man noch zwei, drei Spiele Zeit geben sollen. Er hat den Verein 2015 gerettet, war Hamburger des Jahres", sagte der Europameister von 1980, "mir ging das zu schnell."

Die Arbeit von Neu-Coach Markus Gisdol könne er hingegen noch nicht beurteilen, zeigte allerdings Mitleid: "Er hat es nicht einfach. Was soll er machen mit dieser Elf, von der er keinen einzigen Spieler selbst geholt hat?"