29.11.2016 16:49 Uhr

Absturz: "Trauriger Tag für den Fußball"

Die Wrackteile des Flugzeuges, in dem auch das Team von Chapecoense saß
Die Wrackteile des Flugzeuges, in dem auch das Team von Chapecoense saß

Der Weltfußball trägt Trauer. Die Mannschaft des brasilianischen Erstligisten Chapecoense stürzte in der Nacht zum Dienstag auf dem Flug nach Medellin in Kolumbien ab. Ein Blick auf die Reaktionen verrät vor allem Trauer und Entsetzen.

Nach dem Flugzeugunglück in Kolumbien mit 75 Toten hat der der Verein einen Großteil seiner Mannschaft verloren. Der Schock bei Spielern, Vereinen und Verantwortlichen sitzt tief und reicht über alle Kontinente hinweg. "Das ist ein sehr, sehr trauriger Tag für den Fußball. In dieser schweren Zeit sind unsere Gedanken bei den Opfern, ihren Familien und Freunden", sagte FIFA-Chef Gianni Infantino.

Der fünfmalige Weltfußballer Lionel Messi äußerte ebenfalls sein Mitgefühl: "Mein tiefstes Beileid für alle Familien, Freunde und Fans von Chapecoense." Sein FC Barcelona hielt am Dienstag vor dem Training genau wie Erzrivale Real Madrid eine Gedenkminute ab. Der kolumbianische Superstar Radamel Falcao widmete seine "Gebete und Solidarität den Überlebenden, Familien und Freunden von Chapecoense." Medellíns Bürgermeister Federico Gutierrez sprach von einer "Tragödie von riesigem Ausmaß."

 "Eine der tragischsten Seiten der brasilianischen Sportgeschichte"

Während Brasilien eine dreitägige Staatstrauer verhängte, trauert Chapecó, die Heimatstadt des Vereins, offiziell für 30 Tage und sagte in diesem Zeitraum alle Feierlichkeiten ab. Der Unterricht an den Schulen in der Stadt wurde für zwei Tage ausgesetzt. "Wir erleben eine der tragischsten Seiten der brasilianischen Sportgeschichte", sagte Marco Polo Del Nero, Chef des brasilianischen Fußball-Verbandes CBF.

In Deutschland zeigte sich Bundesligist 1899 Hoffenheim besonders betroffen: Unter den Opfern befindet sich laut eines Statements des Vereins auch Matheus Biteco. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler absolvierte im Kraichgau Anfang des Jahres ein Reha- und Aufbautraining und trainierte mit der U23 des Vereins. "In Gedanken sind wir bei der Familie und den Freunden von Matheus sowie bei allen von der Katastrophe Betroffenen", schrieb die TSG, bei der zudem Bitecos älterer Bruder Guilherme drei Jahre lang unter Vertrag gestanden hatte.

Auch der frühere deutsche Nationalspieler Paulo Rink, der im Jahre 1995 eine Saison für Chapecoense spielte, war von dem Unglück schwer bestürzt. "Das ist eine Riesenkatastrophe. Ich weiß nicht, wie es jetzt mit Chapecoense weitergehen soll. Der Verein ist ja jetzt praktisch ausgelöscht, wenn so viele Spieler nicht mehr da sind", sagte der 43-Jährige der Rheinischen Post.

Finalgegner voller Trauer

Auch Chapecoenses Finalgegner Atlético Nacional sprach nach dem Unglück via Twitter umgehend sein Beileid aus: "Wir bedauern zutiefst das Unglück und solidarisieren uns mit Chapecoense."

Insgesamt hatten sich neun Besatzungsmitglieder und 72 Passagiere an Bord befunden: Nach ersten Informationen starben 75 Menschen, sechs überlebten. Unter ihnen sind nach Angaben des zivilen Luftfahrtamtes drei Spieler, zwei Besatzungsmitglieder und ein Journalist. Bei den Spielern handelt es sich um die Abwehrspieler Alan Ruschel und Neto sowie den Torwart Follmann. Der Schlussmann Danilo verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Insgesamt verlor der Verein offenbar 22 Spieler bei dem Unglück.

Ursache bislang unklar

Chapecoense befand sich auf dem Weg nach Medellín, um dort am Mittwoch das Final-Hinspiel in der Copa Sudamericana gegen Atlético Medellín zu bestreiten, als rund 50 Kilometer vor Kolumbiens zweitgrößter Stadt die Maschine am Montagabend abstürzte.

Der Flughafen von Medellín gab bekannt, dass die Maschine - eine Avro RJ der bolivianischen Fluggesellschaft Lamia - gegen 22:00 Uhr wegen eines elektronischen Fehlers einen Notfall gemeldet hatte. Man wisse aber noch nicht, "ob dem Flugzeug das Benzin ausgegangen ist, es einen technischen Defekt gab oder ob das schlechte Wetter die Ursache war", sagte Elkin Ospina, Bürgermeister von La Ceja, der Nachrichtenagentur "AFP".

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