24.12.2016 07:50 Uhr

Duelle des Jahres: "Wirr-ekstatische Tänze"

Liverpool feierte im Europa-League-Rückspiel gegen den BVB eine furiose Aufholjagd
Liverpool feierte im Europa-League-Rückspiel gegen den BVB eine furiose Aufholjagd

Ein ereignisreiches Fußballjahr 2016 geht zu Ende. Im ersten Teil unseres ganz persönlichen Redaktions-Rückblicks stellen wir uns die Frage: Was war eigentlich das Spiel des Jahres?

Was war für dich das Spiel des Jahres?

Lars Plantholt: Das Europa-League-Viertelfinalrückspiel zwischen Liverpool und Dortmund. Nach einer Stunde enttäuscht und übermüdet auf dem Sofa so eben gerade dem Drang zum Umschalten widerstanden. Eine weitere halbe Stunde später wirr-ekstatische Tänze auf dem gleichen Möbelstück.  

Fabian Benterbusch: Der 4:3-Sieg von Liverpool gegen den BVB in der Europa League. Wie die Reds die 3:1-Führung der Dortmunder in der zweiten Hälfte noch gedreht haben, war schier unfassbar. Die Stimmung auf den Zuschauerrängen an der Anfield Road - gepaart mit Klopps Emotionen an der Seitenlinie - gaben dem Spiel eine atemberaubende Dynamik. Der Siegtreffer von Dejan Lovren in der Nachspielzeit brachte die Tribüne fast zum Einstürzen. Für solche Momente lieben wir doch den Fußball.  

Mats-Yannick Roth: Die Partie unserer DFB-Kicker gegen Angstgegner Italien war für mich mit klarem Abstand das Spiel mit dem höchsten Thrill-Faktor des Jahres. Schon die 120 Minuten gegen die Squaddra Azzurra waren Fußballkrimi auf höchsten Niveau. Dann noch die verschossenen Elfmeter ausgerechnet von Thomas Müller, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger im Shootout – eigentlich unsere Besten vom Punkt. Dass dann ausgerechnet der unscheinbare Jonas Hector zum Helden des Abends wurde, indem er als neunter Schütze den entscheidenden Elfmeter gegen Gigi Buffon verwandelte, rundete eine herausragende Fußballnacht im Juli ab. 

Nils Marlow: Um mal nicht das EM-Spiel zwischen Italien und Deutschland zu nennen, werfe ich die die Halbfinals zwischen Bayern und Atlético in den Raum. Hier war alles drin: Dramatik, Lattentreffer, verschossene Elfer und natürlich sehenswerte Treffer. Mehr braucht ein Top-Duell nicht.

Falk Velten: Beim 5:4-Spektakel zwischen dem VfL Bochum und dem 1. FC Nürnberg wurden im Ruhrstadion Erinnerungen an das legendäre 5:6 gegen den großen FC Bayern vor knapp 40 Jahren wach. Diesmal behielten die Westfalen allerdings die Oberhand. Der Nürnberger Anschlusstreffer, das neunte Tor der Partie, kam (Gott sei Dank) zu spät.

Gerrit Kleiböhmer: Zugegeben, als großer Fan der chilenischen Selección fällt das Finale der Copa América 2016 sofort als das Spiel des Jahres ins Auge – und nicht nur, weil sich La Roja nach einem packenden Elfmeterkrimi gegen Erzfeind Argentinien zum zweiten Mal in Folge die Krone des Kontinents aufsetzte. Die Partie hatte schließlich alles zu bieten und ist das Parade-Beispiel für ein perfektes, torloses Unentschieden: Chile ackerte, jagte, ließ sich vom frühen Platzverweis nicht beirren und behielt am Ende die Nerven. Ganz anders Lionel Messi, der nach seinem Fehlschuss weinend den Platz verließ. Zugegeben, da kommt bei mir doch der Chile-Fan durch.

Julian Biermann: Auch wenn es letztendlich schlecht ausgegangen ist, auf kein anderes Spiel habe ich so sehr hingefiebert wie auf das Europameisterschafts-Halbfinale zwischen Deutschland und Gastgeber Frankreich – vielleicht auch, weil ich das Glück hatte, das Spiel vor Ort im Stade Vélodrome zu verfolgen. Und die Erwartungen haben sich mehr als erfüllt. Ein wunderschönes Stadion, ein packendes Spiel, aber viel wichtiger: ein friedliches Fußball-Fest. 

Florian Pütz: Das EM-Achtelfinale der favorisierten Engländer gegen den Underdog aus Island. Die Three Lions führen schon nach vier Minuten, aber Island ballert sich mit zwei Toren in der sechsten und 18. Minute noch selbst ins Viertelfinale. Wenn dann ein Mann mit dem traumhaften Fußballernamen Kolbeinn Sigþórsson (Siegtorsson) den entscheidenden Treffer macht, dann muss es die Partie des Jahres sein!

Marc Affeldt: Der 1:0-Sieg des BVB gegen den mal wieder übermächtigen Rivalen aus München am 19. November war nicht das schönste, nicht das wichtigste und eigentlich auch nicht das beste, für mich aber dennoch DAS Spiel des Jahres. Mit dem unerwarteten Erfolg machten die Dortmunder einen eher durchwachsenen Saisonstart plötzlich wieder vergessen und mischten wieder mitten im Meisterrennen mit. Auch wenn der Zauber schnell wieder verflogen ist, war der deutsche Pseudo-Klassiker für mich doch die schönste Momentaufnahme des Jahres.  

Patrick Senft: Das EM-Finale 2016. Ein Duell voller kleiner Geschichten. Irgendwie schaffte es Portugal ins Finale. Alles sprach für den turmhohe Favoriten aus Frankreich. Und so lief das Spiel zunächst auch. Ronaldo unter Tränen ausgewechselt und irgendwie bis in die Verlängerung gerettet. Dann kam Éder in der 109. Minute und schoss Frankreich ins Tal der Tränen. So bleibt den Franzosen das Gefühl, dass drei Tage zuvor schon Deutschland hatte: Die bessere Mannschaft ging als Verlierer vom Platz.

Jahresrückblick 2016:

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