22.12.2016 11:49 Uhr

Trotz Pleite: RB hat Europa "als Minimalziel"

Gegen den FC Bayern hatte RB Leipzig einen schweren Stand
Gegen den FC Bayern hatte RB Leipzig einen schweren Stand

RB Leipzig spielt eine überragende Hinrunde, übt sich nach dem 0:3 beim FC Bayern aber in Bescheidenheit - in falscher Bescheidenheit.

Die Laune von Ralf Rangnick war schlecht. Er wirkte beleidigt, beinahe persönlich beleidigt, was seinen Ruf als schlechter Verlierer nun nicht unbedingt widerlegte. Das 0:3 (0:3) beim FC Bayern war ihm sichtlich an die Nieren gegangen, darüber konnte seine Feststellung nicht hinwegtäuschen, dass RB Leipzig mit 36 Punkten aus nunmehr 16 Spielen eine "fantastische Bilanz" vorweisen kann und die "Mannschaft das bisher grandios gemacht hat".

"Wir haben nicht gut gespielt, gar keine Frage", sagte Rangnick, ehe er attestierte: "In der ersten Halbzeit haben die Bayern mit unseren Waffen geglänzt. Der FC Bayern war in der ersten Halbzeit so stark wie schon lange nicht mehr in dieser Saison." Diesen zweiten Teil seiner Analyse wiederholte der Leipziger Sportdirektor mehrfach, es klang, als wolle er sagen: Seht her, der FC Bayern spielte nur deswegen so gut, weil er uns einfach abgekupfert hat.

"Nicht unser Leistungslimit erreicht"

Nach Rangnicks Auffassung spielte der FC Bayern wie sonst RB Leipzig, nur: Das stimmte allenfalls in einem Punkt. Die Münchner wollten es gegen diesen lästigen Aufsteiger einfach wissen, waren deshalb "hochmotiviert", wie Rangnick erkannte. Und Leipzig? War in den entscheidenden Momenten der ersten Halbzeit vor allem gedanklich zu langsam. "Wir haben heute nicht unser Leistungslimit erreicht", sagte Rangnick am Mittwochabend.

Dem wollte Trainer Ralph Hasenhüttl, unter der Woche von Uli Hoeneß als ein Mann mit Zukunft beim FC Bayern umschmeichelt, nicht widersprechen. "Das war eine Lehrstunde", sagte er, betonte aber auch: "Das ist nicht schlimm. Unsere junge Mannschaft hat gesehen, dass man gegen so eine Mannschaft alles bringen muss." Das hätte sie allerdings vorher wissen können. Fast schien es, als vertrauten die Roten Bullen nicht ihrem beachtlichen Potenzial.

Europa als Minimalziel

Ein bisschen hatten die Leipziger sich diese Niederlage deshalb selbst zuzuschreiben. "Alles kann, nichts muss", hatte Rangnick vor dem Spiel gesagt, und Yussuf Poulsen ergänzte hinterher: "Wir sind gegen alle Mannschaften auf Augenhöhe, außer gegen die Bayern, aber das muss man auch nicht sein." Nein? Fast scheint es, als wollten die Leipziger sich künstlich kleinreden. Doch dazu besteht keinerlei Veranlassung.

Nur einer scherte aus und pfeift auf die falsche Bescheidenheit: Dietrich Mateschitz, der Überboss. "Wir wissen ja, dass vier die Champions League und zwei die Europa League erreichen - das ist das Minimalziel", wurde er in der Schweizer Zeitung Blick zitiert. Rangnick bereitet diese Aussage fast körperliche Schmerzen, "ich glaube nicht", erwiderte er am Mittwoch mürrisch, "dass es nach so einem Spiel wie heute Sinn macht, das Saisonziel zu korrigieren".

RB will weiter angreifen

Das Ziel hieß und heißt: eine "sorgenfreie" Saison. Nur: Es ist überfällig, es zu korrigieren, das 0:3 hin oder her. Nochmal: Der Aufsteiger hat 36 Punkte, und mit dieser Punktzahl ist zuletzt im Jahre 2003 Arminia Bielefeld direkt abgestiegen - nach 34 Spielen. "Ich kann versprechen, dass wir in der Rückrunde auch wieder versuchen werden, ähnlich viele Punkte zu holen", sagte Hasenhüttl.

Ein bisschen mutiger dürfen sie schon sein in Leipzig, und übrigens: Die Hinrunde ist noch nicht beendet.