06.02.2017 12:06 Uhr

Walldorf träumt vom nächsten Coup

Matthias Born und der FC Astoria Walldorf wollen im Pokal weiter für Furrore sorgen
Matthias Born und der FC Astoria Walldorf wollen im Pokal weiter für Furrore sorgen

Der badische Viertligist Astoria Walldorf ist der klassentiefste Verein, der noch im Achtelfinale vertreten ist. Das Motto vor der anstehenden Partie gegen Bielefeld ist klar: Träumen erlaubt.

Astoria Walldorf steht einfach auf Männer mit Geld. Dass der Klub nach dem ersten US-Multimillionär benannt ist und das heimische Stadion Dietmar-Hopp-Sportpark heißt, sagt eigentlich alles. Doch der Schein trügt. Beim klassentiefsten Verein, der im Achtelfinale des DFB-Pokals vertreten ist, sind noch echte Amateure am Werk. Zwar wird auch beim badischen Viertligisten täglich trainiert, aber erst um 17:30 Uhr - also nach Feierabend.

Deshalb passt der Anstoß der dritten Pokalrunde am Dienstag gegen den Zweitligisten Arminia Bielefeld auch nur geradeso in die Tagesplanung des Teams von Trainer Matthias Born. Vorher müssten die Walldorfer eigentlich noch am Schreibtisch oder in der Uni sitzen. Geträumt werden darf natürlich trotzdem.

Zwei "Spiele des Lebens"

"Du hörst von so vielen Leuten, dass es eigentlich machbar sein sollte", sagte Roland Dickgießer, der sportliche Leiter des Klubs, der "Rhein-Neckar-Zeitung". Schließlich hat es in dieser Saison ja schon zweimal geklappt: Der VfL Bochum (4:3 n.V.) und der Darmstadt 98 (1:0) wurden aus dem Pokal geworfen. In beiden Partien spielten die Amateure ihre "Spiele des Lebens".

Diese Arbeiter-Mentalität hat der Klub möglicherweise von Johann-Jakob Astor geerbt. Der kehrte Ende des 18. Jahrhunderts seinem Geburtsort Walldorf den Rücken, um wenige Jahre später in den USA als Pelz- und Immobilienhändler zum reichsten Mann seiner Zeit aufzusteigen.

Große Vorfreude

Astors Söhne gründeten die Hotelkette Waldorf-Astoria. Der Klub erinnert noch heute mit seinem Namen an den berühmtesten Sohn der knapp 16.000 Einwohner zählenden Kleinstadt - die durch ihre verkehrsgünstige Lage zwischen der A5 und der A6 die Zentrale des Software-Riesen SAP und die Filiale einer großen schwedischen Möbelhaus-Kette beheimatet.

SAP ist indirekt auch der Grund für den Stadionnamen. Schließlich hat die Stiftung von Firmen-Mitbegründer Hopp dem Verein eine Infrastruktur beschert, auf die die Konkurrenz nur voller Neid schauen kann. Klubhaus und Trainingsgelände sind topmodern, das Drumherum bei Astoria ist professionell. Nur die Akteure selbst sind eben Amateure.

Diesen Status wollen die Verantwortlichen auch erhalten. Höher als in die Regionalliga Südwest soll es für den Verein, der vor rund 20 Jahren noch in der Bezirksliga Heidelberg spielte, nicht hinausgehen. In seiner dritten Saison in der 4. Liga liegt Astoria derzeit auf dem 10. Platz.

Die große Bühne bleibt in dieser Spielzeit der Pokal. "Jeder von uns ist in Spannung und freut sich riesig auf das Spiel", sagte Dickgießer, der als Profi früher für Waldhof Mannheim spielte.