17.04.2017 11:00 Uhr

Die Ahnungslosen an der Rapid-Spitze

Michael Krammer und Christoph Peschek immer sehr synchron
Michael Krammer und Christoph Peschek immer sehr synchron

Nach neun Ligaspielen ohne vollen Erfolg endlich wieder ein Sieg. Also alles gut beim SK Rapid? Weit gefehlt. Die Versager an der Vereinsspitze erhielten nur ein wenig Osterfrieden.

Der 3:0-Sieg am Karsamstag gegen Altach war für Rapid ein wichtiger Befreiungsschlag, um sich im Abstiegskampf Lust zu verschaffen. Mit acht Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Ried ist vor den letzten sieben Runden aber noch längst nicht alles eitel Wonne. Hinter den Kulissen und bei den Fans rumort es.

"Von Vorstand bis Spieler nur noch die Marie im Schädl. Begreift's endlich, es geht um Rapid - Ned nur um's Knedl!", ließ der Rapid-Anhang beim ersten Bundesliga-Erfolg im Jahr 2017 die Vereinsbosse mit einem riesigen Spruchband wissen. weltfussball wirft einen Blick auf die Rolle von Geschäftsführer Christoph Peschek und Präsident Michael Krammer.

Die Forderung der Arbeitszeitverkürzung nachhaltig umgesetzt

Ein kurzer Blick zurück. Vor vier Jahren sieht Christoph Peschek, als Wiener Jugendvorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG), die "Zeit reif für eine radikale Arbeitszeitverkürzung!" Nach seinem Wechsel von der SPÖ zum SK Rapid ist der Ex-Politiker auf dem besten Weg seine Ideen in Wien-Hütteldorf umzusetzen.

Dort werden Arbeitskräfte mit Vertrag bis 2019 einfach beurlaubt (wie aktuell Ex-Chefcoach Damir Canadi), oder sogar für das Nichtstun ausbezahlt (wie der ehemalige Sportchef Andreas Müller sowie die früheren Betreuer Mike Büskens und Zoran Barišić). All das kostet die Grün-Weißen riesige Geldsummen, die sportlich weit sinnvoller verwendet werden könnten. So sieht es eben aus, wenn man einen Sport-Neuling in eine Führungsposition "befördert". Vielleicht auf sanften politischen Druck im "roten Wien" beim ehemaligen blau-roten I. Wiener Arbeiter-Fußballclub?

Wie Christoph Peschek seine Stelle als Geschäftsführer Wirtschaft beim größten Sportverein Österreichs bekommen konnte? Die Visitenkarte ÖGB/GPA-djp, Landtagsabgeordneter und SPÖ-Gemeinderat in Wien sowie Vorstandsfunktionen in diversen Organisationen reichten offenbar für die wichtigen Leute im Hintergrund um einen Fußball-"Fremden" mit Geburtsjahr 1983 in Amt und Würden zu bringen. Längst wurde aber an vielen Stellen erkannt, welcher Fehlgriff dabei passierte. "In der Rapid-Führung ist kein Mann dabei, der sich im Fußball auskennt", brachte es Rapid-Legende Hans Krankl zuletzt auf den Punkt.

Die Welt des Christoph Pescheck: Vater, Stiefvater, Freunde, Medien-Versorger

Ein Blick auf die Vita von Christoph Peschek lohnt sich. Vater Horst Peschek Amateurfußball-Trainer, Stiefvater Ernst Nevrivy SPÖ-Bezirksvorsteher der Donaustadt. Im November 2014 unternahm der damalige Wolkersdorf-Trainer Horst Peschek einen Besuch nach Altach um seinen guten Freund Damir Canadi zu besuchen. Der anschließende 4:1-Sieg gegen RB Salzburg wurde von Canadi und Peschek im "Ländle" gebührend gefeiert.

Eine Freundschaft, die eine wichtige Rolle spielen sollte, als Altach-Erfolgscoach Damir Canadi zwei Jahre später von Rapid aus seinem Vertrag herausgekauft wurde (was sehr kostenintensiv war) und nach Wien-Hütteldorf wechselte. Horst Peschek, im Fußball-Unterhaus als echter "Machertyp" bekannt, vermittelte. Christoph Peschek besorgte den Rest. Sein Wort war entscheidend bei der Trainer-Bestellung. Die leichten Zweifel von Vereins-Präsident Michael Krammer (der mit "Didi" Kühbauer auch eine grün-weiße Legende zu einem "Hearing" eingeladen hatte) wurden beseitigt.

Familie Peschek hatte in Wien aber bereits Jahre zuvor zweifelhaften "Ruhm" erlangt. Vater Horst agierte als Trainer von Hellas Kagran. Ein Verein, bei dem sich damals die erlebnisorientierte Austria-Fangruppe "Unsterblich" unter das Publikum mischte, FPÖ-Rechtsaußen Martin Graf den Vereinsobmann gab und als Kantinenpächter Marcus Vetter mitbrachte, der einst durch seine Bestellungen von Nazi-Liedgut und -Bekleidung als Büromitarbeiter von Graf auffällig geworden war.

"Sportlich ist Hellas einer der am besten geführten Vereine in Wien. Das grenzt an einen Profibetrieb", sagte Peschek und gab an sich nicht für Politik zu interessieren. Über Martin Graf meinte der Chefcoach: "Als Vereinspräsident ist er einer der besten, die ich je hatte. Über Politik habe ich nie mit ihm gesprochen und habe das auch nicht vor." Auch Sohn Christoph Pescheck, der früher selbst bei Hellas gespielt hatte, kam "immer noch auf den Platz zuschauen". Auf einen Platz mit "Unsterblich", FPÖ-"Sympathisanten" und Rechtsradikalen.

Peschek sagt an - der "Kurier" schreibt

Vielleicht ist Christoph Peschek auch deshalb sein Bild in der heimischen Medienlandschaft besonders wichtig. Zur größten Tageszeitung des Landes suchte er intensiv den Kontakt, in der "Krone" gilt Peschek aber - um es zurückhaltend zu formulieren - nicht als "Freund des Hauses". Dies spielt in der Muthgasse jedoch eine extrem wichtige Rolle.

Einige Meter weiter am Leopold-Ungar-Platz 1 ebenfalls im 19. Wiener Gemeinde-Bezirk klappt das Wechselspiel mit dem "Kurier" schon weit besser. Christoph Peschek versorgt den Haus- und Hofberichterstatter des SK Rapid mit wertvollen Informationen, dafür kommt der Geschäftsführer aber nicht vor, wenn es schlechte Presse gibt.

Dies führt dann sogar zu skurrilen Beiträgen wie Anfang April als der "Kurier" exklusiv über 546 neue Mitglieder, über die Ergebnisse von mehr als 3.000 ausgefüllten Fragebögen der Abo-Besitzer, die Zufriedenheit mit dem neuen Stadion und den ausverkauften VIP-Bereich für das Wiener Derby sowie die Umsatzzahlen im Hospitality-Bereich berichtete. Der Übermittler der Botschaft? Christoph Peschek, der natürlich positiv erwähnt wurde.

Im Gegenzug erhält sein "Depeschen"-Schreiber dann aber auch die Informationen, wenn es mal um wichtige Personalentscheidung oder ähnliche Aufreger geht. Eine Hand wäscht die andere.

Ob der Präsident im Urlaub bereits konvertierte?

Auffällig zurückhaltend im Vergleich zu seinem Geschäftsführer präsentierte sich in den vergangenen Wochen und Monaten der Rapid-Präsident. Dabei war es eben jener Michael Krammer, der vor der Saison großspurig von der "Mission 33" im neuen Stadion gesprochen hatte und ankündigte, dass es Rapid "im nächsten Jahr in der Champions League richten werde".

Seine letzte "Großtat" bevor er auf Urlaub ging? Krammer sprach im laola1-Interview davon, dass der SK Sturm in der Steiermark ein Monopol hat. "Es gibt ein paar verklärte Rote aus der Vergangenheit, aber die konvertieren langsam, zumindest ist es eine verschwindende Minderheit."

Sagte der Präsident des SK Rapid über Ex-Meister GAK, der Woche für Woche im steirischen Unterhaus für Zuschauer-Rekorde sorgt und einer der wenigen verbliebenen traditionsreichen Namen im österreichischen Fußball ist.

In der Welt des Michael Krammer konvertiert man also einfach, wenn es mal schlecht läuft. Trägt der Rapid-Präsident im Urlaub bereits ein violettes Oster-Leiberl und präsentiert es im Derby gegen die Austria am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker)?

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Christian Tragschitz