05.05.2017 18:25 Uhr

Bei Rapid ist man "nicht blind"

Für den SK Rapid steht am Samstag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) mit dem Heimspiel gegen den Wolfsberger AC die vorentscheidende Partie im Bundesliga-Saisonfinish auf dem Programm. Eine Pleite und der Abstiegskampf in Wien-Hütteldorf ist endgültig bittere Realität.

Bis Freitagmittag waren 18.300 Karten für die enorm wichtige Begegnung gegen den Angstgegner aus Kärnten weg. Der Heimvorteil durch die grün-weißen Fans ist den Hausherren trotz ihrer katastrophalen Saison gewiss. Rapid-Sportchef Fredy Bickel war beruflich im Ausland unterwegs und deshalb verhindert, so nahm Geschäftsführer Christoph Peschek am Podium Platz und berichtete mit Uber über den 13. zusätzlichen Partner seit Juni. Zudem bedankte er sich für die "unglaubliche Unterstützung der Rapid-Anhänger, die einmalig und großartig ist".

Am Freitag begann beim österreichischen Rekordmeister zudem für die Vereinsmitglieder der exklusive und geschützte Verkauf der Karten für das Finale des ÖFB-Cups am 1. Juni in Klagenfurt.

Der Trainer als Nothelfer und Chauffeur - wieder ein Rapid-Fan mehr 

Die Pressekonferenz begann indes mit Verspätung, weil Rapid-Trainer Goran Djuricin bei einem "Notfall" einsprang. "Ein älterer Herr mit Krücken hatte Probleme. Ich habe das gesehen und bin mit dem Auto stehen geblieben. Neben mir noch ein weiterer Fahrer, alle anderen sind einfach vorbei. Dann habe ich den Herrn geholfen und nach Hause gefahren. Er hat sich bedankt und gesagt, dass es jetzt einen Rapid-Fan mehr in Wien gibt."

Mit Louis Schaub steht dem Rapid-Coach zudem auch ein Kaderspieler wieder zur Verfügung. Dafür fallen Ivan Močinić, Philipp Schobesberger, Thomas Schrammel (eine kleine Einblutung im linken Knie zwingt zu zusätzlichen zehn Tagen Pause) und Maximilian Hofmann aus.

Es wartet das Duell der beiden Krisenteams der Bundesliga: Rapid mit nur einem Sieg in den letzten zwölf Meisterschaftsspielen und der WAC mit ebenfalls nur einem vollen Erfolg in den vergangenen acht Liga-Partien. Bei den Gästen aus Wolfsberg kennt man den Ernst der Lage: "Ein Match, in dem beide Punkte brauchen", weiß der ehemalige Rapid-Torjäger Heimo Pfeifenberger, der seinen Ex-Verein in der Tabelle auch nach Abschluss der 32. Runde weiter hinter sich lassen möchte: "Wir wollen auf jeden Fall auch nach der Partie noch vor Rapid sein."

Beim Letzten in der Frühjahrs-Tabelle 2017 ist man "nicht blind"

Sein Gegenüber warf sich indes am Freitag einmal mehr verbal für seine Mannschaft in die Schlacht: "Wir haben nicht so eine arge Krise, wie es andere von außen beurteilen. Das Wort Abstiegskampf hat mich bisher nicht interessiert, aber natürlich sind wir nicht blind im ganzen Verein", sagte "Gogo" Djuricin. Nur sieben Punkte fuhr der SCR im Jahr 2017 ein. Letzter in der Frühjahrs-Tabelle.

"Es ist sicher eine spezielle Situation", gab der Rapid-Trainer zu. "Aber das Letzte was wir jetzt brauchen ist, dass wir panisch oder hypernervös werden. Meine Mannschaft erarbeitet sich Chancen und erzielt auch Tore, aber der ein oder andere Spieler vergisst in der Defensive auf seine Hausaufgaben. Entweder sind sie sich zu gut, sind zu faul oder zu müde im Kopf. Aber es geht nicht, dass man sich diese drei, vier Meter erspart. In unserer Situation kann man sich nicht einmal einen halben Schritt ersparen."

Kein fitter linker Verteidiger im gesamten Rapid-Kader

Durch den Schrammel-Ausfall ist Djuricin zudem einmal mehr zu einer Notvariante bei seiner Aufstellung gezwungen. "Wir müssen improvisieren. Es gibt sonst keinen gelernten linken Verteidiger im Kader", gestand der Rapid-Coach. Unglaublich, aber wahr bei bereits 31 eingesetzten Spielern in der grün-weißen Bundesliga-Spielzeit 2016/17.
>> Die 31 eingesetzten Rapid-Spieler in der bisherigen Bundesliga-Saison

Christopher Dibon ist Innenverteidiger und wird im Gegensatz zu Andreas Kuen, Stephan Auer oder Manuel Thurnwald kein Kandidat für die vakante Position sein. Gegenüber weltfussball begründete der 26-Jährige den Absturz auf Rang sieben in der Tabelle und die Abstiegsgefahr des Rekordmeisters so: "Ich glaube, dass hat in der Saison einfach mehrere Gründe. Es wird ja auch immer wieder geschrieben, dass die Mannschaft vier Trainer verbraucht hat. Ich glaube, dass ist einfach auch ein wenig menschlich, wenn man nicht in einem Erfolgs-Run drin ist und ich glaube, dass viele Spieler noch nie in so einer Situation waren."

"Rapid ist ein Verein, der jetzt drei Jahre Zweiter war und auch in der Europa League sehr erfolgreich war. Jetzt ist man auf einmal hinten drin und bringt nicht die Leistung am Platz und auch die Punkte machen wir nicht. Das ist aber das Entscheidende. Ich glaube wir würden alle eine schlechte Leistung nehmen, wenn wir trotzdem die drei Punkte holen, in so einer Situation - da brauchen wir nicht reden. Aber das ist einfach eine gewisse Verunsicherung. Ich glaube, dass sich viel mehr in den Köpfen abspielt. Weil die Spieler in den letzten Jahren gezeigt haben, was in ihnen steckt."

"Es wäre kompletter Schwachsinn, wenn wir jetzt jeden einzelnen Spieler von Rapid in Frage stellen und ihm alles absprechen, was bis jetzt gezeigt wurde. Es ist wichtig für die Spieler, dass man die positiven Situationen, die man erlebt hat, sammelt und seine Stärken daraus zieht. Kein Spieler, der da drüben in der Kabine sitzt, ist mit dem was gerade bei Rapid passiert zufrieden. Jeder Einzelne ärgert sich selbst am meisten über diese Situation. Aber sie ist so, wie sie ist. Da müssen wir anpacken. Und da brauchen wir uns nicht verstecken oder irgendwie gut reden. Nein, es ist nicht gut! Aber das wissen wir. Jeder Einzelne. Da muss ich noch mehr aus mir rauskitzeln, um es ins Positive zu drehen. Und das ist die Aufgabe von uns Spielern."

Offene und ehrliche Worte von Christopher Dibon. Wie es um die Taten bestellt ist, wird man am Samstag ab 18:30 Uhr in Wien-Hütteldorf sehen.

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ct