13.05.2017 20:54 Uhr

Kraftakt rettet Münchner Comeback-Könige

Der FC Bayern hat sich in einem unterhaltsamen Spiel gegen RB Leipzig durchgesetzt
Der FC Bayern hat sich in einem unterhaltsamen Spiel gegen RB Leipzig durchgesetzt

Überragende Treffer, ein irres Tempo und große Emotionen: Das spektakuläre Neun-Tore-Festival zwischen Emporkömmling RB Leipzig und Branchenprimus Bayern München war vielleicht das aufregendste Spiel in dieser Saison und ein klarer Fingerzeig für die Zukunft.

Der FC Bayern hat in dem neuen Vizemeister wohl einen weiteren Dauerrivalen gefunden - neben Borussia Dortmund. Auch wenn die Münchner Comeback-Könige den aufmüpfigen Herausforderer mit einem Kraftakt in der Schlussphase nochmal in die Schranken weisen konnten.

"Glückwunsch an die Bayern für diesen Wahnsinnssieg, Glückwunsch an alle, die ins Stadion gekommen sind. Ich glaube, dieses Stadion hat so ein Spiel noch nicht gesehen - und ich auch nicht", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl noch immer etwas mitgenommen von der rasanten 4:5 (2:1)-Niederlage, gegen die eine Achterbahnfahrt wie ein Kinderkarussell wirkte.

Ancelotti schwärmt von RB

"Wir haben zwar keine Punkte gewonnen, aber Herzen und Sympathien", ergänzte Hasenhüttl. Bis zur 84. Minute hatte der Aufsteiger gegen den Meister mit 4:2 geführt, er hatte das bayerische Starensemble mit seinem Hochgeschwindigkeitsfußball phasenweise sogar vorgeführt. Doch am Ende wurden die Beine schwer, und der gereizte Riese schlug mit drei Treffern innerhalb von elf Minuten zurück. "Es ist erst vorbei, wenn wir sagen, dass es vorbei ist", twitterte Torschütze Thiago (60.).

Als Arjen Robben in der fünften Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte und an der Seitenlinie von den Mitspielern fast erdrückt wurde, stürmte auch Carlo Ancelotti enthemmt auf die Jubeltraube zu. "Ein verrücktes Spiel", sagte der Italiener hinterher, und er schwärmte vom Gegner: "Sie haben eine fantastische Zeit vor sich. Das Team ist jung, talentiert und motiviert."

"So schön kann Fußball sein"

Natürlich weiß keiner, wie RB in der kommenden Saison die Dreifachbelastung und den höheren Druck durch die Champions-League-Teilnahme verkraftet, aber in der Form von Samstag ist der erst vor acht Jahren gegründete und durch viele Red-Bull-Millionen gepushte Klub ein Meisterkandidat. Die Bayern wissen, dass in der Messestadt ein starker Rivale herangewachsen ist.

"Wenn der Erste gegen den Zweiten spielt, dann musst du zeigen, warum du die Nummer eins bist", sagte Doppel-Torschütze Robert Lewandowski (17., Handelfmeter und 84.). Über das Niveau schwärmte der Führende der Torjägerliste: "Ein Wahnsinnsspiel! Viele Tore, viele Aktionen - so schön kann Fußball sein."

Compper "ziemlich angepisst"

Auf dem Papier ging es beim Spitzenspiel um fast nichts mehr - außer ums Prestige. "Es hätte uns schon weh getan, wenn wir verloren hätten", gab Weltmeister Thomas Müller gab zu. Auch deshalb fiel die Siegesfeier der Münchner fast emotionaler aus als zuvor beim 6:0-Sieg in Wolfsburg, mit dem Müller und Co. den Meistertitel perfekt gemacht hatten.

Die Leipziger Spieler konnten die vielen Komplimente für eine lange Zeit herausragende Partie kaum trösten. "Ich bin ehrlich gesagt ziemlich angepisst", sagte Innenverteidiger Marvin Compper: "Der Stachel sitzt tief. Erst wenn der wieder draußen ist, kann ich mich über die Vizemeisterschaft freuen."

Nach dem Spiel versuchten tausende Anhänger beim Fanfest auf der Fanwiese, ihre Lieblinge mit viel Applaus aufzumuntern. Und auch Mäzen Dietrich Mateschitz bedankte sich beim letzten Heimspiel für die sensationelle Saison, die RB am letzten Spieltag bei Eintracht Frankfurt noch immer krönen kann: Mit einem Sieg würde der Klub den 1. FC Kaiserslautern als punktbesten Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte ablösen - nach Siegen sind die Leipziger (20) bereits an den Roten Teufeln (19) vorbeigezogen.