Wenn am Samstagabend Chicago Fire auf Atlanta United FC trifft, gilt das Interesse der deutschen Zuschauer Bastian Schweinsteiger. Der Weltmeister trifft aber auf gleich zwei Landsmänner. weltfussball stellt Julian Gressel und Kevin Kratz vor.

Julian Gressel hat schon einmal gegen Schweinsteiger gespielt - 2012, in der Regionalliga, mit Eintracht Bamberg gegen Tobias Schweinsteiger und die Bayern-U23. Am Samstagabend steht nun das erste Spiel gegen den weltberühmten kleinen Bruder an.

Der junge Franke dürfte sich durch das Aufeinandertreffen mit dem Weltmeister endgültig in seinem Weg bestätigt fühlen. Mit 16 aus der Nachwuchsabteilung der SpVgg Greuther Fürth aussortiert, wagte Gressel nach Zwischenstationen im bayrischen Amateurbereich den ungewöhnlichen Schritt in die USA.

Im Alter von 19 Jahren schrieb er sich am Providence College in Rhode Island ein. "Ich wollte damals Schule und Fußball verbinden. Da haben sich die USA natürlich angeboten", erklärte Gressel im "11-Freunde"-Interview seine Entscheidung für das amerikanische College-System. Bereut hat er diese nie: "Mittlerweile habe ich einen Abschluss und bin Profi."

Gressels American Dream

Profi – so darf sich Gressel seit Januar nennen. Die Geschichte klingt ein wenig nach dem allseits bekannten "American Dream": Schon in der ersten Runde des MLS SuperDraft 2017 wählte Atlanta United den mittlerweile 23-Jährigen als achten Pick. Nach drei Jahren College-Fußball gab der Management-Absolvent sein Debüt für die "5 Stripes" bereits am ersten Spieltag - und überzeugte offenbar.

Mit einer Ausnahme stand Gressel seither stets von Beginn an auf dem Rasen. Atlantas Starcoach "Tata" Martino, der bereits Argentiniens Nationalteam und den FC Barcelona trainiert hat, setzt uneingeschränkt auf den Franken. Dabei kommt Gressel seine Flexibilität zugute.

Zunächst noch zentral aufgeboten, beackert der Youngster momentan Atlantas rechtes Mittelfeld. Das zahlt sich aus: In den vergangenen vier Partien glückten ihm zwei Treffer und zwei Vorlagen. "Ich bin ein vielseitiger Spieler", sagt Gressel selbst. "Ich versuche, immer mein Bestes zu geben."

Atlantas Fans haben ihn längst ins Herz geschlossen, widmeten ihm sogar einen eigenen Hashtag: #Gresselmania! "Das ist natürlich cool und macht mich ein wenig stolz", gestand der Fanliebling dem Fußballportal "SBI".

Bundesliga im Blick

Obwohl es in den USA derzeit traumhaft läuft, bleibt die Bundesliga das große Ziel des Shootingstars: "Es wäre natürlich ein Traum, auch mal samstagnachmittags um 15:30 Uhr aufzulaufen." Wenn er wissen will, wie sich das anfühlt, kann Gressel bei Teamkollege Kevin Kratz nachfragen.

Der ehemalige Bundesligaprofi von Eintracht Braunschweig spielt ebenfalls seit dieser Saison in Atlanta und ist dort schnell zu Gressels Ansprechpartner geworden: "Ich versuche einfach so viel zu fragen, wie möglich. Er hat mir versichert, dass er für mich da ist, wenn ich Hilfe brauche."

Trotz großer Erfahrung läuft es für Kratz allerdings noch nicht so rund wie erhofft. Der 31-Jährige verbringt den Herbst seiner Karriere in den Staaten und wurde bislang lediglich sechsmal eingewechselt.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Bereits im Sommer 2016 wechselte Kratz von Sandhausen nach Philadelphia, stand dort aber auch verletzungsbedingt kein einziges Mal auf dem Platz. In Atlanta will er jetzt durchstarten. "Ich hatte eine gute Zeit in Deutschland, aber es war einfach Zeit für etwas Neues", betonte der Rheinländer im Interview mit "dirtysouthsoccer".

Mit dem Wechsel in die MLS ging für Kratz auch ein langjähriger Wunsch in Erfüllung: "Ich habe den amerikanischen Fußball in den letzten Jahren genau beobachtet. Das erste Spiel, das ich hier gesehen habe, war mit David Beckham und LA Galaxy. Es ist einfach so viel Potenzial hier und davon wollte ich ein Teil sein."

Auch wenn es auf dem Feld noch nicht so klappt, eine Sache hat er Julian Gressel nach insgesamt 122 Erst- und Zweitligaspielen voraus: Kevin Kratz traf bereits zweimal auf Bastian Schweinsteiger. Einmal mit Aachen im Pokal, einmal mit Braunschweig in der Liga. Zwar gingen beide Partien verloren, am Samstagabend ist nun aber vielleicht Zeit für eine Revanche.

Benedikt Strickmann