13.06.2017 10:59 Uhr

Ribbeck: "Confed Cup war ein Todeskommando"

Erich Ribbeck feiert am Dienstag seinen 80. Geburtstag
Erich Ribbeck feiert am Dienstag seinen 80. Geburtstag

Erich Ribbeck, ehemaliger Teamchef der deutschen Nationalmannschaft, feiert am Dienstag seinen 80. Geburtstag. Im Gespräch mit dem "sid" blickt der gebürtige Wuppertaler auf einige Schlaglichter seiner Karriere zurück.

Herr Ribbeck, am Dienstag feiern Sie Ihren 80. Geburtstag. An was erinnern Sie sich aus sportlicher Sicht besonders gerne zurück?

In 80 Jahren ist viel passiert. Ich war schon mit jungen Jahren Bundesliga-Trainer. Da gibt es viele Ereignisse, positive wie negative, an die man zurückdenkt. Der UEFA-Cup-Sieg 1988 mit Bayer Leverkusen ragt aber schon heraus.

Den Confed Cup 1999 und die anschließende EM in den Niederlanden und Belgien haben Sie aber wohl in nicht so guter Erinnerung...

Ich kann damit heute gut leben, denn ich weiß ja, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind. Das Turnier in Mexiko war damals in der Tat furchtbar, aber ich hatte ja gar keine Wahl. Wenn wir nicht angetreten wären, wäre Deutschland niemals in den Topf mit den Bewerbern für die Austragung der WM 2006 gekommen. Wenn es nur um den sportlichen Wert gegangen wäre, hätten wir gar nicht an diesem Turnier teilnehmen dürfen. Aus sportlicher Sicht war das damals ein Todeskommando, auch wenn ich diesen Ausdruck heute aus aktuellem Anlass nicht mehr gerne in den Mund nehme.

In einigen Tagen startet auch Bundestrainer Joachim Löw mit einer sogenannten B-Elf beim Confed Cup in Russland. Was ist denn der größte Unterschied zwischen damals und heute?

In der aktuellen B-Mannschaft spielen junge, hoffnungsvolle Talente. Das hat man im Spiel gegen Dänemark deutlich gesehen. Ich musste damals auf viele ältere Spieler zurückgreifen, um ein Team zusammenzubekommen. Die damalige Mannschaft war nicht wettbewerbsfähig und hätte, wenn es nur um sportliche Interessen gegangen wäre, gar nicht an dem Turnier teilnehmen dürfen. Jogi Löw hat es heute besser. Er kann ein solches Turnier nutzen, um einige Kandidaten für die WM 2018 zu testen. Das sind ganz andere Voraussetzungen damals. Der Confed Cup steht heute unter einem ganz anderen Stern.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung im Fußball, vor allem im Bereich der Gehälter und Ablösesummen?

Man denkt immer, dass irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem es nicht mehr weitergeht nach oben. Die Summen und Unsummen, die heute im Spiel sind, sind unverständlich. Es wundert mich, dass die Stadien immer noch voll sind. Denn die Fans zahlen mit ihren Eintrittsgeldern ja die Wahnsinnsgehälter, die kaum noch nachzuvollziehen sind, mit.

Haben Sie auch die Diskussion um den Auftritt von Helene Fischer beim DFB-Pokalfinale verfolgt und wie stehen Sie zu solchen Showeinlagen beim Fußball?

Ich habe das Spiel gesehen und nur den Kopf geschüttelt, als ich den Auftritt von Helene Fischer in der Pause gesehen habe. Diese Zeit hätte man sinnvoller nutzen können, indem zum Beispiel junge Talente ihr Können auf dem Rasen gezeigt hätten. Wir müssen aufpassen, dass der Fußballsport erhalten bleibt, und er nicht nur noch ein Event ist.