03.09.2017 11:39 Uhr

Statt Ødegaard: Norwegen hofft auf Ex-Borussen King

Auf Joshua King ruhen die norwegischen Hoffnungen
Auf Joshua King ruhen die norwegischen Hoffnungen

Ausnahmetalent Martin Ødegaard spielt in der norwegischen Nationalmannschaft weiter keine Rolle, die Hoffnungen ruhen stattdessen auf dem ehemaligen Gladbacher Joshua King.

Am Freitag hat Martin Ødegaard mal wieder ein Traumtor per Freistoß erzielt, aus 25 Metern in den Winkel. Der Treffer hatte dennoch gleich zwei gravierende Schönheitsfehler: Das Ausnahmetalent traf "nur" für die norwegische U21 - und das Duell mit dem Kosovo ging nach 2:0-Führung noch 2:3 verloren.

Die Aufregung um den 18-jährigen Profi von Real Madrid ist längst abgeflaut, selbst in Norwegen ist der Hype Geschichte. Als Leihspieler beim SC Heerenveen in den Niederlanden hatte Ødegaard zuletzt zwar einige ordentliche Auftritte, im Kader der Nationalmannschaft stand er jedoch seit März 2016 nicht mehr. Das Land hat sich anderen Hoffnungsträgern zugewandt, allen voran Joshua King.

Wie Ødegaard weiß auch der 25-Jährige wie es ist, schon als junger Kerl mit Überwartungen überfrachtet zu werden. Als King 2008 in die Jugend von Manchester United wechselte, war er 15. Mit 19 versuchte er sich bei Borussia Mönchengladbach, kam in zwei Bundesliga-Spielen aber nur zu 18 Minuten Einsatzzeit. Seine Karriere drohte im Sande zu verlaufen, ehe sie überhaupt begonnen hatte.

Eine "Bande verwöhnter Bengel"?

Inzwischen hat er in der Premier League beim AFC Bournemouth sein Glück gefunden. Als "Zehner" traf der gelernte Stürmer allein in der vergangenen Saison beachtliche 16-mal. In Norwegen, wo die Fans den englischen Fußball oft noch intensiver verfolgen als den heimischen, sorgte das für Schlagzeilen - und wieder steigende Erwartungen.

Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan hieß es in der Presse, King müsse nun endlich mal seinem Nachnamen gerecht werden. Ehemalige Helden wie Ole-Gunnar Solskjær oder Kjetil Rekdal kritisierten Kings Generation als eine Bande verwöhnter Bengel, die sich zu fein sei, fürs Vaterland zu kämpfen. Die Experten, schimpfte King zurück, würden dafür bezahlt, "eine Menge Unsinn zu reden". Beim 2:0 in Oslo traf er zur Führung und war bester Mann. "Vermisst jemand noch John Carew?", fragte das "Dagbladet".

Es war der erste Sieg in der Amtszeit von Nationaltrainer Lars Lagerbäck, der im Januar 2017 vom unverstandenen Fußball-Akademiker Per-Mathias Høgmo übernommen hatte. In Norwegen erzählt man sich noch heute amüsiert, wie Högmo von King einst verlangte, einen "innovativen Außen" zu geben. King verstand nur Bahnhof - und war wie andere Mitspieler überfordert.

King brennt auf Einsatz gegen Deutschland

Unter Lagerbäck, der sein Heimatland Schweden und zuletzt Island erfolgreich betreute, hat sich die Stimmung gewandelt. Der 69-Jährige selbst spricht von "positiver Gehirnwäsche", das Boulevardblatt "Verdens Gang" sieht nach Jahren des Niedergangs endlich wieder "eine Mannschaft, in die man sich verlieben könnte". Und mit dem 19-jährigen Sander Berge ist auch ein neues Wunderkind gefunden.

Gegen Deutschland sieht sich die Nummer 85 der Weltrangliste, die nur noch theoretische Chancen auf die WM-Quali hat, dennoch als klarer Außenseiter. "Der Sieg gegen Aserbaidschan hat uns ein wenig Selbstvertrauen zurückgegeben, aber am Montag wird es ein viel schwierigeres Spiel", sagte King, betonte jedoch: "Ich liebe es, gegen die Besten der Welt zu spielen. Das macht mich heiß!"