23.10.2017 13:32 Uhr

Magdeburg feiert die Wende nach der Wende

Der 1. FC Magdeburg ist auf dem Weg zurück zu altem Glanz
Der 1. FC Magdeburg ist auf dem Weg zurück zu altem Glanz

Der 1. FC Magdeburg gewann als einziger DDR-Klub den Europapokal. Nach der Wende folgte der Absturz, doch nun geht es wieder bergauf. Das soll auch Borussia Dortmund spüren.

Vom Europapokalsieg in die Insolvenz - und zurück in die Spur? Seit dem Mauerfall rang der 1. FC Magdeburg lange um seine Existenz im Profifußball der geeinten Republik. Manchmal so bemüht, dass er daran zu zerbrechen drohte. Der Triumph im Europacup der Pokalsieger von 1974 vergilbte im Kampf um neue Strukturen, es gab wenig zu feiern.

Bis jetzt. Das internationale Geschäft bleibt für den Drittligisten zwar eine Utopie, die Rückkehr des großen Fußballs an die Elbe aber keinesfalls.

"Früher wurde zu viel geträumt, heute wird gearbeitet", fasste DDR-Legende Joachim Streich im "kicker" treffend zusammen. Heute steht Magdeburg auf Platz zwei der dritten Liga, einem Aufstiegsrang, und spielt am Dienstag in der zweite Runde des DFB-Pokals gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund.

Insolvenz und Zwangsabstieg

Darauf deutete Anfang des neuen Jahrtausends noch nicht allzu viel hin. Der Verein war am Boden. Die Magdeburger hatten sich am eigenen Erfolg verhoben. In der Saison 2000/01 preschte der damalige Viertligist bis ins Pokal-Viertelfinale und zwang in der zweiten Runde gar Bayern München im Elfmeterschießen in die Knie. In derselben Spielzeit stieg der 1. FCM in die Regionalliga auf, verzettelte sich jedoch beim Etat. Die Lizenz gab es nur gegen Auflagen, ein Jahr später folgten Insolvenz und Zwangsabstieg.

Mitte der Neunzigerjahre hatte der frühere Präsident Eckard Meyer noch das Ziel verkündet, "Bundesligafußball" innerhalb von zehn Jahren erreichen zu wollen. Das war spätestens 2002 ein illusorisches Vorhaben.

Insolvenz und Zwangsabstieg-Duell als verdienter Lohn

In der sportlichen Bedeutungslosigkeit ist der 1. FC Magdeburg genesen. "Es gibt keine persönlichen Eitelkeiten mehr. Vom Präsidenten bis zur Waschfrau gehen alle in dieselbe Richtung", sagte Mario Kallnik. Der heutige Geschäftsführer war nach der Pleite 2002, die er als Kapitän miterlebt hatte, dem Verein als einziger Spieler treu geblieben. "Der 1. FC Magdeburg ist kerngesund", sagt Kallnik heute.

Nach dem Drittliga-Aufstieg 2015 spülten Ticketverkäufe und Fernsehrechte zusätzliche Gelder in die Kasse, auch das Sponsoren-Portfolio wurde massiv ausgebaut.

Der Klub floriert derzeit so sehr wie zuletzt wahrscheinlich zu DDR-Zeiten. Ein Lohn der Arbeit ist das Duell mit dem BVB, in der ersten Pokalrunde musste bereits der FC Augsburg dran glauben. "Wir sind Pokal, wir können Pokal - dieser Glaube hat sich über Generationen verfestigt. Diese Spiele elektrisieren alle. Manche Gegner wundern sich, was hier im Stadion abgeht", sagte Streich.

Einer, der genau weiß, was in Sachsen-Anhalts Hauptstadt abgeht, ist BVB-Kapitän Marcel Schmelzer. Als gebürtiger Magdeburger spielte er von 2001 bis 2005 beim 1. FCM. Und ist außer sich vor Vorfreude: "Ich freue mich riesig auf die Anreise, die Zeit vor dem Spiel, die Ankunft im Stadion und natürlich darauf, in einem Pflichtspiel gegen meinen alten Verein anzutreten. Das ist ein Super-Los."