07.12.2017 07:50 Uhr

Kölns Neu-Coach zum Debüt durch das "Höllentor"

Das Marakana von Belgrad ist legendär
Das Marakana von Belgrad ist legendär

Für Stefan Ruthenbeck wird das Debüt als Cheftrainer beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln eine echte Feuertaufe. Der Interimscoach startet in der Europa League direkt mit einem Endspiel und muss beim Amtsantritt auch noch durch das Höllentor von Belgrad.

Würde die UEFA in der Europa League nach den beliebtesten Stadion des Wettbewerbs fragen, wäre das Marakana-Stadion in Belgrad wohl abgeschlagen Letzter.

Wer zu einem Auswärtsspiel zu Roter Stern muss, der spürt schon beim Gang auf den Platz, dass die kommenden 90 Minuten alles andere als ein Genuss werden. Brasilianischer Flair á la Maracanã und Erinnerungen an den Namenspaten in Rio? Fehlanzeige.

Spielertunnel? Höllentor!

Aus der Bundesliga kennen wir hochmoderne Spielertunnel. In der Mixed-Zone liegt Kunstrasen, alles ist schön gepflegt und mitunter führt sogar ein Special Effect hoch in die Arena. In Belgrad sieht das aber anders aus. Ganz anders.

Der Weg in den Innenraum führt über einen kahlen und ungemütlichen Tunnel, der in etwa so viel Charme versprüht wie ein verlassenes Fabrikgebäude in einem Krisengebiet.

Zahlreiche Graffitis zieren die grauen Wände, es ist kalt und von außen dröhnen permanent die Schlachtrufe der Belgrad-Fans unüberhörbar nach innen. Geht es richtig zur Sache, grüßt zudem eine wartende Hundertschaft der örtlichen Polizei freundlich von der Seite.

Wer hier Angst bekommt, hat schon vor dem Spiel verloren. Und das Schlimmste: Der Gang durch das Höllentor ist schier unendlich. Immer wieder führen Abzweigen zur Seite und die Geräuschkulisse wird Schritt für Schritt lauter. 

Der Geburtsort des Panenka-Elfmeters

Die Szenerie ist einzigartig düster und führte in der Geschichte des Stadions auch immer wieder zu denkwürdigen Abenden und großen Erfolgen der Heimmannschaft.

Bestes Beispiel: Das EM-Finale 1976. Die gastgebende Tschechoslowakei traf auf Weltmeister Deutschland und wurde vollkommen überraschend erstmals Europameister. In der "Nacht von Belgrad" holte Deutschland erst ein 0:2 auf, verlor dann aber im Elfmeterschießen die Nerven. 

Während Uli Hoeneß weit über das Tor schoss, düpierte Antonín Panenka Sepp Maier mit einem rotzfrechen Lupfer in die Mitte - die Geburtsstunde des Panenka-Elfmeters.

Norman Droste