18.12.2017 09:47 Uhr

Canadi: "Habe in die Komfortzone gestochen"

Nach nur fünf Monaten war Damir Canadis Amtszeit bei Rapid wieder zu Ende
Nach nur fünf Monaten war Damir Canadis Amtszeit bei Rapid wieder zu Ende

In Griechenland mit Außenseiter Atromitos Athen erfolgreich, schießt Trainer Damir Canadi gegen seinen Ex-Klub Rapid. "Fakt ist, dass sie vor mir keinen Erfolg gehabt haben, mit mir keinen Erfolg gehabt haben und jetzt vielleicht auch nicht das da ist, was sie gerne hätten."

Damir Canadi blickt auf ein für ihn bewegtes Jahr zurück. Im April wurde der Wiener nach nur fünf Monaten als Rapid-Trainer vor die Tür gesetzt, im Sommer folgte die Übersiedlung nach Griechenland. Dabei wollte er sich nach dem unrühmlichen Abschied aus Hütteldorf eigentlich eine Auszeit gönnen, um bei der Familie in Kroatien wieder den Kopf freizubekommen, wie er Sonntagabend in der Sky-Sendung "Talk und Tore" verriet.

Doch das Angebot von Atromitos aus Athen überzeugte ihn. "Der Präsident hat einen Riesenumbruch gestartet und 15 neue Spieler geholt. Im Verein hat er auch sehr viel gewechselt und wollte neue Energie hineinbekommen" erklärte Canadi, für den der aktuelle Erfolg aber auch überraschend kam. "Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so schnell funktioniert."

Zur Saisonhalbzeit belegt Atromitos den vierten Rang der griechischen Super League und befindet sich in absoluter Schlagdistanz zur Spitze. Tabellenführer Olympiakos Piräus liegt nur zwei Punkte voran, dazwischen sind PAOK Saloniki und AEK Athen mit 31 Zählern klassiert.

Canadi über Rapid-Aus: "Ein paar Leute haben ihre Köpfe geschützt"

Weit weniger erfreulich ist für Canadi der Blick zurück auf seine Zeit bei Rapid. "Was richtig weh getan hat, war die menschliche Ebene. Es wurde wenig über das Sportliche berichtet, sondern mehr über die menschliche Ebene, wie ich angeblich agiert hätte", klagte der 47-Jährige. "Was da damals gekommen ist, das war weit unter der Gürtellinie. Ein paar Leute haben ihre Köpfe geschützt und dann schicken wir eben einen voraus. Ich habe acht Monate lang nichts gesagt, habe alles geschluckt. Alles andere wäre falsch gewesen. Heute kann ich das besser einschätzen und besser über den Dingen stehen."

Rapids Performance im Herbst - sein Ex-Klub überwintert in der Bundesliga als Tabellendritter - beeindruckt Canadi nicht. "Sturm Graz ist zehn Punkte vorne und als Rapid könnte man mit der Mannschaft, die man zur Verfügung hat, auch dort stehen." Allerdings zweifelt der Coach an der mentalen Stärke der grün-weißen Akteure: "Rapid hat hervorragende Spieler, die Frage ist, ob sie auch die Mentalität haben, um Titel zu gewinnen. Dafür musst du auch Entscheidungen treffen, die unangenehm sind. Das hat für mich mit einer Komfortzone zu tun. Da habe ich reingestochen und dafür dann die Rechnung präsentiert bekommen."

Canadi hätte sich jedenfalls zugetraut, Rapid wieder zu Trophäen zu führen: "Fakt ist, dass sie vor mir keinen Erfolg gehabt haben, mit mir keinen Erfolg gehabt haben und jetzt vielleicht auch nicht das da ist, was sie gerne hätten: Ein Titel." Inzwischen gebe es beim Rekordmeister eine unterschiedliche Wahrnehmung, wie Canadi findet. "Letztes Jahr hat es nur geheißen, dass man Meister werden muss. Das hat der Verein ausgegeben, ich habe es angenommen und ich bin auch dazu gestanden. Heute lese ich, dass alle glücklich sind, wenn sie Dritter sind."

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red