08.01.2018 19:55 Uhr

Frankreichs Top-Talente: Wer wird der neue Dembélé?

Ismaïla Sarr gilt als eins der größten Talente der Ligue 1
Ismaïla Sarr gilt als eins der größten Talente der Ligue 1

Nicht erst seit den Megatransfers von Dembélé oder Mbappé gilt die Ligue 1 wieder als unerschöpfliche Quelle für die Superstars der Zukunft. Wer heute noch in Angers oder Amiens einläuft, kann morgen schon bei Europas Großklubs für Furore sorgen.

sport.de hat eine Auswahl der hoffnungsvollsten Talente aus Frankreichs Eliteliga zusammengestellt.

  • Houssem Aouar (Olympique Lyon)

Der Spielmacher mit algerischen Wurzeln gilt bereits seit gut zwei Jahren als Riesentalent. Schien es noch im Frühjahr so, als würde er die großen Erwartungen nicht erfüllen können, hat sich der 19-jährige seit Ende September in der Startelf des ehemaligen Serienmeisters festgebissen. Fünf Tore und vier Assists deuten wettbewerbsübergreifend bereits sein enormes Potenzial an.

Aouar wurde von OL-Coach Genesio bereits in der Zentrale und auf dem linken Flügel eingesetzt. Obwohl er nicht der schnellste Spieler ist, weiß er eine Abwehr durch präzise Zuspiele zu knacken. Auch seine Qualitäten im Eins-gegen-Eins können sich sehen lassen.

Houssem Aouar gilt als eins der größten Talente Frankreichs
Houssem Aouar gilt als eins der größten Talente Frankreichs

Der gebürtige Lyonnais strebt wie seine Buddies aus Lyons Vorstädten Benzema und Lacazette eine Weltkarriere an – Barcelona soll bereits an ihm interessiert sein. Doch kurzfristig will der Zauberfuß nach eigener Aussage noch bei seinem Heimatklub bleiben: "Das Interesse ehrt mich, aber ich will hier in Lyon noch viel lernen und Titel mit OL gewinnen."

  • Jonathan Bamba (AS Saint-Étienne)

Die Situation bei Jonathan Bamba kann man mit Recht als "schwierig" bezeichnen: Nach einer überzeugenden Leihe nach Angers drehte der heute 21-jährige zu Saisonbeginn bei seinem Stammverein Saint-Étienne auf. Vier Tore in den ersten sieben Saisonspielen ließen die ganze Liga aufhorchen – und damit begannen die Probleme.

Jonathan Bamba hat eine turbulente Saison hinter sich
Jonathan Bamba hat eine turbulente Saison hinter sich

Denn Bambas Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Nachdem die Gespräche über eine Verlängerung ins Stocken geraten waren und Bamba offen mit einem Vereinswechsel kokettierte, versuchte es ASSE auf die schonungslose Art und suspendierte den dribbelstarken Rechtsaußen im Oktober für zwei Spiele. Wie abzusehen war, ohne Erfolg.

Seither wirkt der sonst so wendige und trickreiche Bamba wie gehemmt und traf nur noch einmal per Elfmeter. "Les Verts" rutschten im Zuge dessen in den Abstiegskampf ab und ließen sich unter anderem beim 0:5 gegen den Erzrivalen Lyon zu Hause demütigen. Um noch eine Ablöse zu kassieren, soll der Mann mit ivorischen Wurzeln im Winter bei einem entsprechenden Angebot gehen können. Marseille und Olympiakos Piräus gelten als interessiert.

  • Martin Terrier (RC Strasbourg)

Trotz seines Namens ist in Martin Terrier wohl kein Enfant Terrible verloren gegangen. Der 20-jährige Junioren-Nationalspieler wurde letzte Saison vom damaligen Lille-Coach Frédéric Antonetti noch als "unsichtbar und zu schüchtern" bezeichnet, hat seit seiner Leihe nach Straßburg im Sommer jedoch einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. "Er hat sich in einem Jahr unglaublich entwickelt", muss Antonetti inzwischen eingestehen.

Martin Terrier kann sich seinen nächsten Arbeitgeber aussuchen
Martin Terrier kann sich seinen nächsten Arbeitgeber aussuchen

Terrier hat sich seit September einen Stammplatz beim Überraschungsteam aus dem Elsass erspielt. Als mitspielender Stürmer weiß er Kollegen ebenso gut einzusetzen wie inzwischen auch sich selbst: Beim 3:0-Auswärtssieg im Dezember in Bordeaux setzte er im Stile Maradonas hinter der Mittellinie zu einem atemberaubenden Sprint an, ließ die Hintermannschaft des Gegners alt aussehen und versenkte schließlich cool zum Endstand.

Obwohl es sein Stammverein aus Lille im Abstiegskampf dringend nötig hätte, ist eine Rückkehr im Winter laut Vertragsstatuten ausgeschlossen. Wohin es den schnellen Stürmer im Sommer ziehen wird, ist jedoch völlig offen und hängt auch vom Klassenerhalt der Doggen ab. Sollte Terrier weiterhin überzeugen, könnte sein bis 2019 laufender Vertrag in Lille in wenigen Monaten bereits Geschichte sein.

  • Ismaïla Sarr (Stade Rennes)

Der Senegalese gilt eigentlich als Entdeckung der letzten Saison, als er frisch in Europa eingetroffen bei Aufsteiger Metz für Furore sorgte und den Klassenerhalt mit sicherte. Gerade mit einem Anteil an den Dembélé-Millionen ausgestattet, ließ sich Stade Rennes die Dienste des 19-jährigen satte 17 Mio. Euro kosten. Ein Durchbruch wie bei seinem berühmten Vorgänger schien bereits in Aussicht.

Nach ordentlichem Beginn in der Bretagne verletzte sich Sarr jedoch am 7. Spieltag in Saint-Étienne am linken Knöchel und fällt seither aus. Zu Jahresbeginn trainiert Sarr erstmals wieder mit der Mannschaft. "Wir werden sehen, wie sein Fuß auf die Belastungen der nächsten Tage reagiert. Wir wollen ihn nicht verheizen, sondern langsam wieder aufbauen", so Coach Sabri Lamouchi.

Ismaïla Sarr kam im Sommer für 17 Millionen Euro nach Rennes
Ismaïla Sarr kam im Sommer für 17 Millionen Euro nach Rennes

In Topform agiert der trotz seiner stattlichen Größe von 1,85m sehr bewegliche Sarr am liebsten auf der linken Flanke, von wo aus er mit seinem starken Rechten in die Mitte zieht, um selbst den Abschluss zu suchen. Als Vorbild nennt er Sadio Mané von Liverpool, der ebenfalls von der senegalesischen Fußballschule Génération Foot stammt und in Metz seine Europa-Karriere startete.

Johann Mai