06.02.2018 12:11 Uhr

Vor 60 Jahren: Als Manchester seine "Babes" verlor

Ende der 50er-Jahre waren die
Ende der 50er-Jahre waren die "Bubsy Babes" in England das Maß aller Dinge

Manchester United gedenkt dem "Munich Air Crash" vor 60 Jahren. Damals kamen acht Spieler der legendären "Busby Babes" ums Leben, insgesamt starben 23 Menschen.

Wenn sich die Ikonen und lebenden Legenden von Manchester United am Dienstag zur Gedenkfeier im Old Trafford einfinden, wird sogar der extrovertierte José Mourinho demütig im Hintergrund den Kopf neigen. "Für jeden Sportsmann ist das eine der größten Tragödien", schilderte Mourinho seine Gedanken zum Flugzeugunglück von München am 6. Februar 1958: "Es wurde Teil meines Lebens - lange bevor ich hier Teammanager wurde."

Doch nicht nur für Mourinho, sondern für ganz Manchester gehört das Unglück seit 60 Jahren zum Leben dazu. Damals wurde eine der talentiertesten Mannschaften der Fußball-Geschichte durch den Tod von acht Spielern auseinandergerissen. Mit den nach ihrem Teammanager Sir Matt Busby benannten "Busby Babes" verlor England seine "Wundermannschaft".

"Wir werden niemals sterben"

"Es ist einfach eine unglaubliche Tragödie. Wir waren Matt Busbys Familie, alle hatten unglaubliches Talent. Und ich würde jeden hassen, der das einmal vergisst", betonte Sir Bobby Charlton, der damals wie der Rest der Mannschaft kaum älter als 20 war, auch heute noch.

Doch der Weltmeister von 1966 muss sich nicht sorgen. Beim Spiel des Rekordmeisters am Samstag gegen Huddersfield Town (2:0) zeigten die Fans auf der Stretford-End-Tribüne bei der Schweigeminute ein großes Banner mit dem Foto der "Babes" und der Aufschrift "We'll never die" ("Wir werden niemals sterben").

Die Erinnerung wird auch vom Klub am Leben gehalten. Eine Uhr im Stadion steht auf 15:04 Uhr - dem Zeitpunkt des "Munich Air Crash". Und im "Münchner Tunnel" steht in Gedenken an die Gestorben ein "Ewiges Licht".

"Wir haben gelacht, als wir ins Flugzeug stiegen"

United kann und will den verhängnisvollen Tag nicht aus dem Gedächtnis des Vereins streichen. Bei heftigem Schneetreiben wollte die Airspeed Ambassador der British European Airlines nach einem Tankstopp in München-Riem in Richtung Manchester abheben. Die "Babes" waren gerade in Belgrad durch ein 3:3 gegen Roter Stern ins Halbfinale des Europapokals eingezogen.

"Jeder war so glücklich. Wir haben gelacht, als wir ins Flugzeug stiegen", erinnert sich Charlton. Doch der Flieger mit 44 Menschen an Bord schaffte es beim dritten Versuch von der mit Schneematsch bedeckten Startbahn nicht in den Himmel. Heck und Backbordflügel krachten in ein Haus, der Rest der Maschine prallte gegen einen Baum. Acht Spieler starben, Busby überlebte schwer verletzt.

Vergeblicher Kampf ums eigene Leben

Charltons Glück war, dass Tommy Taylor einen vermeintlich sicheren Platz im hinteren Teil der Maschine wollte und mit ihm tauschte. Sir Bobby erlitt lediglich Schnittwunden und einen schweren Schock. In den Tagen nach der Katastrophe hielt vor allem der Überlebenskampf von Duncan Edwards die Briten in Atem.

Der laut Charlton "ohne Übertreibung Beste, mit dem ich je gespielt habe" kämpfte zwei Wochen um sein Leben - und verlor. Der erst 21 Jahre alte Mittelfeldstratege hätte England ein halbes Jahr später zum WM-Titel führen sollen. Den Titel holte Charlton 1966, und zwei Jahre später führte er die United-Elf doch noch als erstes englisches Team zum Europapokal-Sieg.

22 Todesopfer

Aber auch in der Nacht des Triumphes konnte Charlton nicht aufhören, an das Unglück zu denken. Früh verabschiedete sich der Kopf des Teams von der Siegesfeier, zog sich in die Dunkelheit seines Hotelzimmers zurück - und weinte.

Bei dem Unglück starben Kapitän Roger Byrne (28), Eddie Colman (21), Taylor (25), Mark Jones (24), David Pegg (22), Billy Whelan (22), Geoff Bent (25) und Edwards. Außerdem kamen drei Klub-Offizielle, acht Journalisten, darunter der ehemalige englische Nationaltorwart Frank Swift, der Co-Pilot, ein Crew-Mitglied und ein Reisebüro-Angestellter ums Leben.