13.02.2018 15:09 Uhr

Pürk: "Salzburg hat sich der Liga angepasst"

Marcus Pürk und Dietmar Kühbauer spielten beide für Rapid und Real Sociedad
Marcus Pürk und Dietmar Kühbauer spielten beide für Rapid und Real Sociedad

Trotz der zuletzt behäbigen Auftritte in der Bundesliga räumen Dietmar Kühbauer und Marcus Pürk Red Bull Salzburg in der Europa League gute Chancen gegen Real Sociedad ein. weltfussball hat mit den Ex-Legionären des "Bullen"-Gegners gesprochen.

Für österreichische Vereine ist Real Sociedad als Gegner ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. In einem Bewerbsspiel hat es bisher noch kein heimischer Verein mit dem Traditionsklub aus dem Baskenland zu tun bekommen und um die wenigen Aufeinandertreffen in Freundschaftsspielen zu finden, muss man in den Archiven weit zurückblättern.

In den 1920er-Jahren trafen sich der Wiener Sport-Club, Rapid, die Vienna und die Amateure - der Vorgänger der heutigen Austria - zum Kräftemessen mit den Blau-Weißen von der Nordküste Spaniens, später hat es jedoch keine österreichischen Duelle mit den "Txuri-urdines" aus San Sebastián mehr gegeben.

Am Donnerstag endet diese lange Serie des Aus-dem-Wege-Gehens - Red Bull Salzburg gastiert ab 19:00 Uhr (im weltfussball-Liveticker) im Anoeta-Stadion zu Donostia, wie San Sebastián auf Baskisch heißt. Gut, dass es zwei rot-weiß-rote Ex-Kicker gibt, die durchaus etwas über Real Sociedad zu erzählen haben - und das sogar aus erster Hand.

Dietmar Kühbauer und Marcus Pürk spielten in den 90er-Jahren kurz hintereinander für "La Real". weltfussball hat anlässlich des Aufeinandertreffens in der Europa League mit den beiden Ex-Teamkickern über ihren ehemaligen Arbeitgeber in der Primera División und Salzburgs Chancen aufs Weiterkommen gesprochen.

Pürk: "Salzburg ist es gewohnt, vor leeren Rängen zu spielen"

Während Kühbauer die Chancen mit "vielleicht 55:45 für Real Sociedad" beziffert, hat Pürk einen klaren Favoriten. Auswärts sei die Sache womöglich ausgeglichen, aber "daheim sollte Salzburg klar gewinnen und mindestens zwei, drei Tore machen", findet der Wiener. Auch Kühbauer traut dem heimischen Serienmeister durchaus den Aufstieg zu: "In Hin- und Rückspiel ist das absolut machbar."

Beim Gastspiel in Spanien sei für die "Bullen" laut Pürk von Vorteil, dass die Basken gerade ihr Stadion von Grund auf umbauen und dadurch nicht alle Tribünen von Fans besetzt sind. "Es ist ein weitläufiges Oval und jetzt noch dazu eine Baustelle - ein Heimstadion ist das derzeit nicht", glaubt der frühere Stürmer und schlägt eine Brücke nach Wals-Siezenheim: "So eines hat Red Bull ja auch nur bedingt, wenn immer nur ein paar Leute kommen. Sagen wir so: Sie sind es schon gewohnt, vor leeren Rängen zu spielen."

Diashow: Salzburg zu Gast auf einer Baustelle

Einig sind sich die beiden Ex-Sociedad-Legionäre, was die fußballerische Qualität der Salzburger betrifft. "Sie sind eine Topmannschaft und brauchen sich nicht zu verstecken", sagt Pürk. "International hat Salzburg die Spiele gut bestritten. Wenn sie Raum bekommen, haben sie schnelle Spieler, die für Gefahr sorgen können", weiß Kühbauer.

Kühbauer: "Auch das ist Qualität"

Bei der Mannschaft von Marco Rose sehen die beiden zwei Gesichter: Eines für die Bundesliga, wo sich die Mozartstädter zum Frühjahrsstart zu zwei knappen Siegen gegen Altach und die Admira gemüht haben und eines für den Europacup. National "spielen sie praktisch unter ihrem Niveau", urteilt Pürk und legt nach: "Sie haben sich der Liga angepasst, deswegen verlieren sie auch gewissen Spiele. Dabei können sie viel mehr."

Kühbauer erklärt die manchmal aufreibenden Auftritte in heimischen Stadien mit der Ausrichtung der Gegner: "In Österreich müssen sie fast jedes Mal gegen eine Wand anrennen und hohen Aufwand betreiben, während die anderen nur von hinten herauskontern. Wenn der Gegner so tief drinsteht, ist es wirklich richtig schwierig."

Zudem hätten die Abgänge der letzten Jahre die Durchschlagskraft des Serienmeisters geschwächt. "Salzburg hat jetzt nicht mehr diese Individualisten wie Kampl, Mané oder Soriano, aber sie bringen die Partien - im Gegensatz zu Sturm oder Rapid - drüber. Auch das ist Qualität."

Real Sociedad: Ein Gegner "mit offenem Visier"

Pürk, der in der Saison 1995/96 30 Primera-División-Spiele für die Basken bestritt und dabei fünf Tore erzielte, ist überzeugt, dass die Salzburger auf internationalem Parkett den Schalter umlegen können. "Da sind sie Profis genug. Gerade im Europacup wissen sie, worum es geht."

Gegen den Tabellen-14. aus "La Liga" erwarten Kapitän Alexander Walke und Co. sowieso ganz anderen Partien als im heimischen Oberhaus, erinnert Kühbauer: "Die werden mit offenem Visier spielen, das kommt Salzburg sicher zugute. Sie werden Möglichkeiten nach vorne bekommen, es wird ein interessantes Spiel." Wichtig sei es, "eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden".

"Real Sociedad wird Salzburg sicher nicht unterschätzen"

Dass die 2:5-Niederlage bei Real Madrid am Wochenende noch Auswirkungen auf das Europa-League-Duell am Donnerstag haben könnte, glaubt Kühbauer nicht. "Das ist egal, das Spiel gegen Real Madrid kann man anders werten. Wichtig war für sie, dass sie eine Woche vorher Deportivo La Coruña 5:0 geschlagen haben, denn davor hatten sie eine brutale Negativserie."

Auch der Abgang von Abwehrchef Iñigo Martínez habe Real Sociedad laut Kühbauer nicht entscheidend geschwächt: "Der hat ihnen genügend Geld gebracht und ich glaube nicht, dass sich die Abwehr jetzt neu erfinden muss."

Bei allem Optimismus warnt Kühbauer, der von 1997 bis 2000 in San Sebastián engagiert war und für die Blau-Weißen 56 Pflichtspiele (zwei Tore) bestritt, also auch vor den Basken: "Real Sociedad wird Salzburg sicher nicht unterschätzen." Darauf wird auch der längst in die Kritik geratene Trainer Eusebio Sacristán achten. Für den 53-Jährigen könnte es gegen die "Bullen" ums sportliche Überleben gehen.

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David Mayr