22.02.2018 09:34 Uhr

Grund zur Sorge? Formkrise bei BVB-Juwel Pulisic

Christian Pulisic ist beim BVB längst eine wichtige Figur geworden
Christian Pulisic ist beim BVB längst eine wichtige Figur geworden

Sein Aufstieg bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund war kometenhaft, in seiner Heimat Amerika gilt er als Jahrhunderttalent und die großen Klubs Europas haben ihn auf ihren Wunschzetteln. Doch schon seit Wochen steckt Christian Pulisic in seiner ersten echten Formkrise.

Im letzten Ligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach saß er zunächst nur auf der Bank – laut Peter Stöger eine notwendige Maßnahme: "Ich wollte ihm ein wenig den Druck nehmen", erklärte der Österreicher unter der Woche. "Ich habe das Gefühl, dass er sich viel Verantwortung aufbürdet und damit in guter Absicht einiges an Leichtigkeit und Klarheit in seinem Spiel eingebüßt hat."

Christian Pulisic bestätigt die Sorgen seines Trainers, denn selbst will er sich eigentlich keine Pause gönnen. "Es gibt derzeit eigentlich keine Zeit für eine Pause, von daher versuche ich einfach weiter zu machen", so der US-Amerikaner. Gleichzeitig gibt er aber zu, dass es bei ihm im Moment nicht läuft: "Meine Form ist derzeit nicht die beste."

Die Leistungen von Christian Pulisic sind schon seit Ende der Hinrunde weit von dem entfernt, was er in der Frühphase der Saison zeigte. Damals verzauberte Pulisic die BVB-Fans noch mit schnellen Dribblings, großem Kampfgeist und einer jugendlichen Unbekümmertheit.

Eine Karriere auf der Überholspur

Beim Blick auf die letzten anderthalb Jahre in der Karriere des Christian Pulisic wirkt es doch nur verständlich, dass es ihm jetzt auch mal schwer fällt, unbekümmert zu bleiben. Es war enorm viel, was in extrem kurzer Zeit auf den 19-Jährigen niedergeprasselt ist – im positiven wie im negativen Sinne.

Nachdem er mit 17 Jahren in der Bundesliga debütierte, ging es sportlich zunächst nur bergauf. Dank starker Leistungen verlängerte der BVB seinen Vertrag Anfang 2017 bis 2020, er gewann mit den Dortmundern den DFB-Pokal und brillierte mehrfach in der Champions League.

Es dauerte nicht lange, bis die großen Klubs Europas auf ihn aufmerksam wurden. Stimmen die Gerüchte, dann buhlen seit längerem Vereine wie Manchester United, Real Madrid und der FC Barcelona um den jungen Flügelflitzer.

Das Gesicht des amerikanischen Fußballs

Nicht nur in Europa genießt Pulisic den Ruf eines Riesentalents. In seiner Heimat gilt der US-Fußballer des Jahres 2017 als der Hoffnungsträger schlechthin, steht regelmäßig den großen Sportsendern Rede und Antwort und übernimmt eine Führungsrolle in der Nationalmannschaft.

Doch zuletzt häuften sich auch immer mehr die negativen Erfahrungen. Mit den USA verpasste Pulisic im Oktober die WM-Qualifikation – ein schwerer Schlag für den stolzen US-Boy: "Dieses Gefühl werde ich erst los, wenn ich es irgendwann zu einer WM schaffe."

Auch beim BVB zogen dunkle Wolken auf. Es gab das Attentat auf den Mannschaftsbus im April, zwei Trainerwechsel in gut sechs Monaten, eine blamable Champions-League-Vorrunde und dazu der stetig wachsender Druck aufgrund der hohen Dortmunder Ansprüche.

Enorme Belastungen – körperlich wie mental

Für gestandene Profis wäre das schon viel gewesen. Für einen Youngster, der erst im September 19 Jahre alt geworden ist, immer mal wieder über Heimweh sprach und als sehr zurückhaltend gilt, muss es eine Zentnerlast gewesen sein. Vor allem mental. Hinzu kommt, dass Pulisic erstmals dauerhaft den zehrenden körperlichen Anforderungen bei einem Spitzenklub ausgesetzt ist.

Er hat in dieser Spielzeit für den BVB schon jetzt fast so viel gespielt (2242 Minuten) wie in der gesamten letzten Saison (2323 Minuten), nur Torwart Roman Bürki und Abwehrchef Sokratis brachten es auf mehr Einsatzzeit. Aufgrund zahlreicher Verletzungen der Teamkollegen gab es oft keine Alternative.

Dank dem wieder genesenen Marco Reus konnte Chefcoach Peter Stöger sein Juwel Pulisic zumindest gegen Gladbach mal eine kleine Pause verschaffen. Beim Europa-League-Rückspiel bei Atalanta Bergamo könnte Pulisic aber schon wieder auflaufen, auch wenn er noch am Montag das Training aufgrund einer leichten Knöchelverletzung vorzeitig beendete.

Moritz Wollert