07.03.2018 09:20 Uhr

Glieder: "Respekt zeigen, respektlos spielen"

Edi Glieder damals und heute
Edi Glieder damals und heute

Paschings Sensation gegen Werder Bremen vor über 14 Jahren war das bis dato letzte Weiterkommen eines österreichischen Klubs gegen einen deutschen Gegner. weltfussball hat beim damaligen Doppelpacker Edi Glieder nachgefragt, welche Tipps er für Red Bull Salzburg gegen Borussia Dortmund hat.

Lange vor Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf wurde auf Schalke ein anderer Offensivspieler aus Österreich gefeiert. Von 2003 bis 2004 stürmte Edi Glieder eine Saison lang für den Traditionsklub in der deutschen Bundesliga.

Vieles hat sich in den eineinhalb darauffolgenden Jahrzehnten verändert, Glieders Kultstatus bei den Fans der "Knappen" aus dem Ruhrgebiet ist trotz seines kurzen Engagements und überschaubarer Ausbeute von nur zwei Toren gleich geblieben.

"Wenn ich auf dem Platz war, habe ich immer alles gegeben und den Fußball gelebt. Das haben die Fans honoriert und bis heute nicht vergessen", erzählt der ehemalige Angreifer im Gespräch mit weltfussball und gibt auch eine Anekdote aus dem letzten Sommer preis: "Voriges Jahr war ich bei einem Testspiel im Schalke-Trainingslager in Mittersill zu Besuch. Da hat mich jemand erkannt und plötzlich sind Sprechchöre mit meinem Namen durchs Stadion gegangen. Das war unglaublich!"

Als Glieder den nächsten deutschen Meister schwindlig spielte

Glieders Wechsel nach Deutschland ging ein Erfolgslauf mit dem in dieser Form nicht mehr existenten FC Superfund Pasching voraus, wie er heute eigentlich nicht mehr vorstellbar ist. Der Provinzklub aus der Linzer Vorstadt preschte im Sommer 2003 ins Finale des – ebenfalls nicht mehr existenten – UI-Cups vor, scheiterte dort erst an Schalke und hatte auf dem Weg dahin den späteren deutschen Meister deklassiert.

Der elfmalige ÖFB-Teamspieler traf beim 4:0 im Halbfinal-Hinspiel gegen Werder Bremen im Doppelpack, eine Woche später reichte auswärts ein 1:1 zum Weiterkommen. "Das war natürlich eines meiner Karriere-Highlights. Ich spielte damals gegen Valérien Ismaël, der später zu den Bayern ging. Der hat sich gegen mich - sagen wir einmal - sehr schwer getan", erinnert sich Glieder.

"Die Bremer haben uns damals sicher unterschätzt. Die haben das kleine Stadion gesehen und die Partie am Anfang auf die leichte Schulter genommen", glaubt der heute 49-Jährige, der nach ein paar Trainerstationen mittlerweile als Spielerberater tätig und dem Fußball weiter verbunden geblieben ist. "Wir haben Vollgas gegeben und sie sind nicht ins Spiel gekommen. Auswärts sind wir dann über uns hinausgewachsen."

Glieder: So kann Salzburg gegen Dortmund bestehen

Paschings Coup gegen Werder stellt den bis heute letzten Aufstieg einer österreichischen über eine deutsche Mannschaft in einem internationalen K.o.-Duell dar. Nun, über 14 Jahre später, hat Red Bull Salzburg im Achtelfinale der Europa League die Chance, die rot-weiß-rote Negativserie zu beenden. Ausgerechnet gegen Schalkes Erzrivalen Borussia Dortmund.

"Wir hatten damals durchaus Respekt, spielten aber respektlos", hat Glieder für Valon Berisha und Co. einen Tipp parat, wie man es gegen den BVB angehen sollte. "Das ist ja auch etwas, was Salzburg auszeichnet, dass sie mutig auftreten. Wenn sie diese Linie beibehalten, haben sie gute Chancen, auch Dortmund hinauszuwerfen."

>> Liveticker: Borussia Dortmund gegen Red Bull Salzburg

Wobei den Mozartstädtern ein Vorteil, den Pasching damals gegen Werder hatte, sicher nicht zugute kommen werde: "Ich kenne Peter Stöger gut, er ist ein schlauer Bursche. Er wird seine Mannschaft auf Salzburg sicherlich top vorbereiten."

Salzburg "bis unter die Fingerspitzen mit Adrenalin bewaffnet"

Die Chancenverteilung sieht Glieder "60:40 für Dortmund", er erwartet also keineswegs eine "gmahde Wiesn" für den deutschen Topklub. "Dortmund hat, was die Einzelspieler betrifft, natürlich viel Qualität, aber sie sind keine Mannschaft, die den Gegner an die Wand spielt", findet der gebürtige Grazer. "Sie haben ein gutes Positionsspiel, wirken aber teilweise statisch und agieren abwartend."

>> Der komplette Steckbrief von Edi Glieder

Daher ist Glieder überzeugt, "dass Salzburg in den beiden Duellen überraschen kann. Die werden bis unter die Fingerspitzen mit Adrenalin bewaffnet sein! Ich glaube nicht, dass sich Salzburg verstecken wird, auch auswärts nicht. Sie werden von Anfang an versuchen, Dortmund zu Fehlern zu zwingen. Ob es am Ende reicht? Da bin ich gespannt."

David Mayr