08.03.2018 08:17 Uhr

BVB unter Stöger: Pleiten- und ideenlos

Die Ergebnisse unter Peter Stöger passen, die Leistung nicht
Die Ergebnisse unter Peter Stöger passen, die Leistung nicht

Seit 13 Spielen hat Peter Stöger inzwischen das Ruder bei Borussia Dortmund in der Hand. In dieser Zeit jagte der Österreicher Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel einen Rekord ab und musste sich mit dem Fußball-Bundesligisten lediglich dem großen FC Bayern geschlagen geben. Eine starke Bilanz, die auf den zweiten Blick allerdings bröckelt.

Dass mit Stöger auch das berühmte Quäntchen Glück zurück in den Schoß des BVB fand, zeigte bereits das Debüt des 51-Jährigen auf der Bank der Schwarzgelben, bei dem nach sechs Minuten lediglich die Latte einen Fehlstart verhinderte und den Weg zum wenig überzeugenden 2:0-Erfolg über Mainz 05 ebnete. Vier Tage später folgte ein ähnlich schwammiger 2:1-Heimsieg über die TSG Hoffenheim.

Die Reaktion im folgenden Pokalspiel, bei dem der FC Bayern seinen größten Rivalen der vergangenen Dekade streckenweise am Nasenring durch die Allianz Arena führte, ehe sich die Borussen in der Schlussphase auf ihre Stärken besannen und den Rekordmeister noch einmal ins Wanken brachten, ließ zwar hoffen. Die vermeintliche Renaissance des angeknacksten BVB-Selbstvertrauens sollte sich jedoch als Strohfeuer erweisen.

Souverän nur beim Aubameyang-Abschied

Scheiterten die Dortmunder beim 0:0-Rückrundenauftakt gegen den VfL Wolfsburg noch an ihren eigenen Nerven, bezeichnete nicht nur Stöger das folgende 1:1 in Berlin und das 2:2 gegen Freiburg im heimischen Signal Iduna Park als "glücklich". Verhältnismäßig souverän wickelte man im Ruhrpott lediglich das Wechsel-Theater um Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang ab.

Ohne den Top-Goalgetter, dafür mit Chelsea-Leihgabe Michy Batshuayi an Bord, begann man den Februar 2018 mit drei Siegen. Beim 3:2-Erfolg gegen Stögers Ex-Klub Köln offenbarte der BVB allerdings einmal mehr eklatante Schwächen in der Defensive und im Spielaufbau.

Das folgende 2:0 gegen den HSV und das 3:2 in der Europa League gegen Bergamo fielen in die Kategorie Zittersieg. Nachdem der BVB beim Rückspiel in Bergamo so gerade ins Achtelfinale schlitterte, stellte Stöger sogar desillusioniert klar: "Das war kein richtiger Männerfußball."

Stöger-Rekord nach der Mutter aller Zittersiege

Wirklich kurios gestaltete sich jedoch der 1:0-Triumph in Mönchengladbach. Die Fohlen kassierten nach 30 Minuten den Rückstand und spielten der Stöger-Elf danach dennoch 60 Minuten einen Knoten in die Beine. Auch 28 Torschüsse sowie reihenweise Großchancen der Fohlen konnten die Pleite jedoch nicht abwenden. 

"Heute hat die klar bessere Mannschaft verloren", gab Gladbach-Coach Dieter Hecking im Anschluss folgerichtig zum Besten, Widerspruch von Dortmunder Seite gab es keinen. Charakteristisch: Ausgerechnet der wohl unverdienteste Sieg der Stöger-Ära markierte einen Rekord. Noch nie zuvor startete ein Dortmunder Trainer mit acht Liga-Partien ohne Niederlage.

Stöger gesteht: "Die Ergebnisse passen, die Spielphilosophie nicht"

Nach dem blutleeren 1:1 gegen den FC Augsburg und einem guten 1:1 gegen RB Leipzig steht dieser Rekord inzwischen bei zehn Partien, die Stimmung schlägt dennoch langsam um. 

"Wir verlangen von den Jungs nichts Unmenschliches. Ich hatte aber von draußen nicht das Gefühl, alle wollen alles unternehmen", kritisierte Stöger nach der Augsburg-Partie und brachte das Problem auf den Punkt: "Jetzt passen die Ergebnisse, aber die Spielphilosophie nicht." Immerhin, der Leipzig-Vergleich stimmte Stöger ("Ich habe ein außergewöhnlich gutes Bundesligaspiel gesehen") milde.

Klar ist, der BVB muss in den anstehenden "Wochen der Wahrheit" an die Leistung gegen RB anknüpfen. Bis zum Monatsende stehen mit den "Ideologie-Duellen" mit RB Salzburg im Europa-League-Achtelfinale sowie den Bundesliga-Spitzenspielen gegen Frankfurt und Bayern noch einige wegweisende Partien auf dem Plan. Stimmen die Ergebnisse nicht, wird die Luft für Stöger dünn.

Abgeneigt soll die BVB-Führung von einem Verbleib Stögers über den Sommer hinaus allerdings nicht sein. Laut "Sport Bild" ist die weitere Zusammenarbeit allerdings an die Qualifikation für die Champions League gebunden. 

Marc Affeldt