08.04.2018 12:27 Uhr

Juwel Schüller leitet neue Ära bei DFB-Frauen ein

War viermal dort, wo eine Stürmerin stehen muss: Lea Schüller
War viermal dort, wo eine Stürmerin stehen muss: Lea Schüller

Das Aufbruchsignal kam von der Jüngsten. Lea Schüller hat den deutschen Fußball-Frauen im Spiel eins nach dem unglücklichen Kapitel Steffi Jones mit vier Toren beim 4:0 (2:0) gegen Tschechien Hoffnung auf eine erfolgreichere Zukunft gemacht.

Und dabei Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch nicht nur ein perfektes Debüt beschert, sondern ihn auch optimistisch gestimmt: "In ein bis zwei Jahren wird diese Mannschaft wieder die Weltspitze mitbestimmen."

Zumindest vorübergehend hat das Team nun wieder die Führung in Gruppe 5 inne und kann auf die direkte Qualifikation WM 2019 in Frankreich hoffen. Entscheiden wird dies wohl der Vergleich auf Island im Herbst.

20 Jahre, wohltuend zurückhaltend, auf dem Platz aber ganz und gar nicht gehemmt: Lea Schüller könnte durchaus für das stehen, was der DFB mit der Frauen-Nationalmannschaft vor hat. Ohne Ballast aus der Amtszeit von Jones in die Partie gegangen, spielte sie unbekümmert auf und war viermal dort, wo eine Stürmerin stehen muss.

"Ich musste ja nicht viel machen, die Bälle wurden mir vom Team doch auf den Fuß gelegt", sagte Schüller nach ihrer Galavorstellung bescheiden und ergänzte: "Ich hab ja nur das getan, was mir der Trainer mit auf den Weg gegeben hat: Tore machen."

Schüller in aller Munde

DFB-Präsident Reinhard Grindel lobte den Trainer und die Vierfach-Torschützin. "Horst Hrubesch hat gezeigt, dass er sich hervorragend auf die neue Aufgabe eingestellt hat. Er wusste genau, wen er einsetzen muss. Er hat ein sehr gutes Auge und das Gespür für Neues gezeigt", sagte Grindel. "Und Lea hat all das umgesetzt, was er von ihr erwartet hat."

Für Torhüterin Almuth Schult ist Schüller bereits jetzt eine komplette Spielerin. "Wir können uns schon jetzt auf das freuen, was von ihr noch kommt. Momentan beobachtet sie noch, will nichts falsch machen und wirkt wohl deshalb zurückhaltend. Auf dem Platz aber ist sie rotzfrech und kann auch einige Sprüche machen", sagte die Wolfsburgerin über die Essenerin.

Gegen Tschechien kaschierte Schüller mit ihrer Leistung vieles, was noch nicht funktionierte. Besonders die eigentlichen Leistungsträgerinnen Dzsenifer Marozsan, Lena Goeßling oder Anna Blässe überzeugten nicht.

"Sie laufen noch mit einem Rucksack aus der Vergangenheit herum. Sie sollen eigentlich führen, aber das wird nicht von heute auf morgen gehen", sagte Hrubesch, der jedoch angetan war von dem, was die Mannschaft anbot. "Sie haben es immer wieder probiert, auch wenn es mehrfach nicht geklappt hat. Genau das ist es, was ich erwarte: Sie müssen merken, dass das funktioniert, was wir ihnen an die Hand geben."

"Erst 60 Prozent von dem gesehen, was diese Mannschaft kann"

Für das Slowenien-Spiel am Dienstag gibt er deshalb die Devise aus: Verbesserung im Aufbauspiel und konsequenterer Abschluss. "Wir haben erst 60 Prozent von dem gesehen, was diese Mannschaft kann. Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken wird sie in Slowenien schneller und besser spielen", kündigte Hrubesch an.

Der Zeitpunkt der Präsentation eines neuen Bundestrainers ist nach Auskunft von Grindel indes noch offen. Grindel sagte, dass das DFB-Präsidium in absehbarer Zeit Vorschläge der sportlichen Führung in Sachen Neubesetzung erwarte. "Dann müssen wir schauen, in welchen vertraglichen Bindungen die Vorgeschlagenen stehen und wie schnell man da etwas machen kann", erklärte er. Er betonte, dass es nicht nur um den Bundestrainer-Posten, sondern um die Neubesetzung der gesamten sportlichen Leitung der Frauen-Nationalmannschaft gehe.

Im Gespräch sind die Trainerin der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft, Martina Voss-Tecklenburg, und der frühere Coach des VfL Wolfsburg und jetzige VfL-Sportdirektor Ralf Kellermann.