23.04.2018 08:10 Uhr

Erfolgscoach Eusebio Di Francesco: Romas Wundermacher

Eusebio Di Francesco hat die Roma ins Halbfinale der Champions League geführt
Eusebio Di Francesco hat die Roma ins Halbfinale der Champions League geführt

Trotz einer Rekord-Saison musste die AS Rom im Sommer 2017 den Abgang von Erfolgstrainer Luciano Spalletti verkraften. Sein Nachfolger Eusebio Di Francesco gilt vor dem Hinspiel im Champions-League-Halbfinale beim FC Liverpool am Dienstag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) als großer Hoffnungsträger der Roma. Das Wunder im Viertelfinale gegen den FC Barcelona wird vor allem ihm zugeschrieben.

28 Siege, 90 Tore und Vizemeister mit der vereinsinternen Rekordausbeute von 87 Punkten: Bei der AS Roma bejubelte man im Sommer 2017 eine Saison der Superlative. 

Doch der Erfolg hatte auch eine Schattenseite: Erfolgscoach Luciano Spalletti kehrte der Ewigen Stadt den Rücken. Er erlag dem Lockruf von Renommierklub Inter Mailand.

Die AS, die seit der Jahrtausendwende satte 15 Wechsel auf dem Trainerstuhl verzeichnete, musste sich einmal mehr einen neuen Übungsleiter suchen.

Der frühere Roma-Profi Eusebio Di Francesco, zuvor bei Liga-Konkurrent Sassuolo Calcio angestellt, trat in die großen Fußstapfen Spallettis. Ein Schachzug, der aufgehen sollte. In bislang 43 Spielen verbuchte Di Francesco mit den Römern im Schnitt 1,81 Punkte.

Roma mit Meisterstück in der Champions League

Auf den ersten Blick hinkt die Roma mit Liga-Platz fünf den Ansprüchen nach der brillanten Vorsaison zwar hinterher. Bedenkt man aber, dass die Hauptstädter im Sommer allerdings die Stars Antonio Rüdiger und Mohamed Salah ziehen lassen musste, passt die Ausbeute - zumal die Römer ihr Meisterstück abseits des Liga-Alltags abliefern.

In der Champions-League-Gruppe B ließ Rom die Topteams Atlético Madrid und FC Chelsea hinter sich und zog als Tabellenerster in die K.o.-Runde ein.

Gegen Shakhtar Donetsk zitterten sich die Italiener ins Viertelfinale. In der Runde der letzten Acht galten sie im Duell mit dem großen FC Barcelona als krasser Außenseiter - und verloren das Hinspiel in Katalonien trotz eigentlich guter Leistung mit 1:4.

"Das Ergebnis ist angesichts unserer Leistung zu hoch ausgefallen", erklärte Di Francesco. "Wenn du gegen Barcelona so viele Chancen kreierst, musst du sie auch nutzen." Das Aus in der Königsklasse schien besiegelt.

Di Francesco schockt Barca mit neuem Masterplan

Doch Di Francesco nutzte seine Lehren aus dem ersten Duell, um den Masterplan für das Rückspiel auszuarbeiten. In Rom schickte der 48-Jährige sein Team erstmals mit einer Dreierkette ins Rennen. Das geballte Fünfer-Mittelfeld sollte Barca von Beginn an keine Luft zum Atmen lassen.

Die AS Rom feiert die Sensation gegen Barcelona
Die AS Rom feiert die Sensation gegen Barcelona

Der Rest ist Geschichte: Die Gastgeber feierten eine triumphale Aufholjagd, fegte Barca mit 3:0 vom Platz und beendete die Königsklassen-Träume von Messi und Co.

"Er hat diese Formation vor zwei Tagen eingeführt, sie uns in die Köpfe gehämmert, und es hat Wunder gewirkt", schwärmte Roma-Routinier Daniele de Rossi über den Taktik-Kniff seines Trainers. 

Wechselhafte Karriere liegt hinter Di Francesco

Dass Di Francesco einmal in einem Champions-League-Halbfinale an der Seitenlinie stehen würde, war zu Beginn seiner Trainerkarriere nicht zu erwarten. 

Sein Trainerdebüt beim Drittligisten Virtus Lanciano endete wegen schwacher Ergebnisse bereits nach einem halben Jahr. Es folgte im Januar 2010 eine starke Performance in der Serie B mit Pescara. Diese brachte Di Francesco ein Angebot des damaligen Erstligisten US Lecce ein.

Di Francesco ergriff die Chance beim Schopf - und scheiterte krachend. Nach nicht einmal sechs Monaten schickte Lecce ihn wieder in die Wüste.

Eine neue Chance bot im Sommer 2012 Sassuolo, das Di Francesco direkt in seiner ersten Saison in die Serie A führte. Doch als die Neroverdi Anfang 2014 im Oberhaus auf einen Abstiegsplatz abrutschten, schassten die Verantwortlichen Di Francesco.

Nur wenige Wochen später kehrte der Aufstiegstrainer, offenbar wenig nachtragend, allerdings als Retter zurück. Der Mann aus Pescara führte den Underdog bis in die Europa League. Dieser Erfolg machte die Roma aufmerksam auf Di Francesco.

Dass er als Trainer um dem Titel in der Königsklasse kämpfen würde, hätte sich Di Francesco früher nie träumen lassen. "Als Spieler wollte ich nie Trainer werden. Bei meinen ehemaligen Trainern dachte ich immer, dass ich nicht so werden will wie sie. Jetzt bin ich wirklich glücklich mit dieser Sache", sagte Romas "Wundermacher" gegenüber "forzaroma".

Marc Affeldt