27.04.2018 08:10 Uhr

Donis Avdijaj bei Schalke: Letzte Chance, vorbei?

Donis Avdijaj könnte im Sommer erneut zum FC Schalke 04 zurückkehren.
Donis Avdijaj könnte im Sommer erneut zum FC Schalke 04 zurückkehren.

Donis Avdijaj galt beim FC Schalke 04 einst als Ausnahmetalent, avancierte dann aber zum Skandal-Profi. Bei seiner aktuellen Leihe zum niederländischen Erstligisten Roda Kerkrade schreibt der Offensivmann endlich wieder positive sportliche Schlagzeilen. Ob Avdijaj im Sommer seine letzte Chance auf Schalke bekommt, ist aber offen.

Am vergangenen Sonntag führte sein Weg Donis Avdijaj nach Köln. Auf der Tribüne verfolgte der 21-Jährige das 2:2 der Domstädter gegen den FC Schalke 04.

Es war nicht Avdijajs erster Besuch im RheinEnergieStadion und damit natürlich ein gefundenes Fressen für alle Wahrsager und Zukunftsdeuter auf dem Transfermarkt.

Der Youngster selbst ließ sich nicht in die Karten schauen. "Hier spielt mein aktueller Arbeitgeber gegen einen Super-Verein. Es hat sich angeboten, denn wir sind heute spielfrei und es sind nur 50 Kilometer von Köln nach Kerkrade", stellte Avdijaj seinen Besuch gegenüber der "WAZ" als spaßigen Sonntagsausflug dar.

Spaß hat der gebürtige Osnabrücker bei seinem aktuellen Klub Roda Kerkrade jede Menge. In zehn Pflichtspielen gelangen dem Dribbelkünstler vier Treffer und eine Vorlage.

"Donis kommt mit seiner Art, Fußball zu spielen, super gut an. Er reißt die Fans mit und ist schon Publikumsliebling", schwärmt der Ex-Schalker Marco van Hoogdalem, der die U19 von Roda trainiert.

Ein Verbleib in der Eredivisie über die Saison hinaus ist aber unwahrscheinlich. Die sportliche Zukunft Kerkrades sieht nicht gerade rosig aus.

Zwei Spieltage vor Schluss haben die Gelb-Schwarzen bereits drei Zähler Rückstand auf die Nichtabstiegszone. Der niederländische Meister von 1956 muss wahrscheinlich in die Relegation. Zudem besitzt der Klub auf Drängen der Schalker keine Kaufoption für Avdijaj.

Schalke grundsätzlich offen für Rückkehr von Avdijaj

Auf Schalke hat man Avdijaj, der seit 2014 eine Ausstiegsklausel in Höhe von fast 50 Millionen Euro besitzt, also trotz seiner vielen Verfehlungen in der Vergangenheit noch nicht ganz abgeschrieben. Der exzentrische Dribbelkünstler selbst trägt seinen Heimatverein ohnehin im Herzen.

"Ich war 14 Jahre alt, als ich nach Schalke gekommen bin. Ich habe einen sehr großen Teil meines Lebens auf Schalke verbracht. Ich liebe diesen Verein einfach", sagte Avdijaj unlängst.

Die Königsblauen verfolgen die Entwicklung des kosovarischen Nationalspielers aufmerksam. "Wir beobachten Donis sehr genau. Er hat in Kerkrade eingeschlagen, er blüht dort auf. Wir werden sehen, was im Sommer passiert", zeigte sich Manager Christian Heidel durchaus offen für eine erneute Rückkehr.

Die mögliche Champions-League-Qualifikation den Knappen könnte Avdijaj in die Karten spielen. Um dem vollen Terminkalender kommende Saison gerecht zu werden, muss Schalke seinen kleinen Kader aufstocken.

Avdijajs Vorteil ist seine Vielseitigkeit. Der flinke Rechtsfuß kann sowohl in vorderster Front, als auch als hängende Spitze agieren. Seine Schnelligkeit und sein Mut im Eins-gegen-eins könnten dem oftmals lahmenden Schalker Offensivspiel gut tun.

Plant Tedesco überhaupt mit Avdijaj?

Fakt ist allerdings auch, dass Trainer Domenico Tedesco bisher nicht auf Avdijaj baute, trotz ordentlicher Leistungen bei seiner Leihe zu Sturm Graz in der vergangenen Saison.

In der Hinrunde berücksichtigte der Erfolgscoach das Sorgenkind nicht ein einziges Mal. Die Leihe nach Kerkrade war die Folge. Allerdings dürfte Avdijajs Aufschwung auch Tedesco nicht verborgen geblieben sein.

Und der Trainer ist zum Handeln gezwungen. Im Offensivbereich stehen bei Schalke bislang vor allem Abgänge fest. Leon Goretzka wechselt nach München, Marko Pjaca geht nach seiner Leihe zurück zu Juventus Turin. Einziger Zugang ist bislang Angreifer Mark Uth von 1899 Hoffenheim.

Zum Problem für Avdijaj könnte sein zumindest ausbaufähiges Defensivverhalten werden. Im System Tedesco ist die Arbeit gegen den Ball selbst bei den Offensivspielern fast wichtiger als das Spiel bei Ballbesitz.

Niederländische Top-Teams an Avdijaj interessiert

Anderswo könnte Avdijaj seinen Spieltrieb besser ausleben. Mit Meister PSV Eindhoven, Rekordmeister Ajax Amsterdam, AZ Alkmaar und und Feyenoord Rotterdam sollen die Top vier der niederländischen Liga ihre Fühler nach dem Profi ausgestreckt haben.

Und dann ist da ja auch immer noch Köln. "Donis zu uns? Das ist natürlich möglich", kommentierte Frank Aehlig, Leiter der Lizenzspielerabteilung beim Effzeh, die jüngsten Spekulationen um ein Kölner Interesse.

Vielleicht war der Trip ins Rheinenergiestadion also doch mehr als ein Sonntagsausflug für Avdijaj. In der aktuellen Form scheinen ihm jedenfalls einige Türen offenzustehen.

Lennart Wegner