03.05.2018 15:34 Uhr

Rose zum BVB? Experte sieht "Parallelen zu Klopp"

Marco Rose hat RB Salzburg zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geführt
Marco Rose hat RB Salzburg zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geführt

Der deutsche Trainer Marco Rose hat den österreichischen Fußball-Erstligisten Red Bull Salzburg in nur zehn Monaten vom ewigen Europacup-Deppen zum Titelanwärter entwickelt. Was ist das Geheimnis des 41-Jährigen?

weltfussball.de analysiert die Entwicklung des einstigen Jürgen-Klopp-Schützlings und sprach mit einem Österreich-Experten über die Perspektive des Salzburger Erfolgstrainers, der unter anderem bei Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt gehandelt wird. 

F91 Dudelange, Malmö FF, HNK Rijeka - Namen, die die Fans von RB Salzburg erschaudern lassen. In den vergangenen zehn Jahren war der Serienmeister der Alpenrepublik in bizarrer Regelmäßigkeit an der Qualifikation zur Champions League gescheitert, obwohl die Gegner auf dem Papier oft nicht übermächtig wirkten.

Der Königsklassen-Fluch ereilte zu Beginn der laufenden Saison auch den neuen Übungsleiter Marco Rose, der mit seiner Mannschaft am kroatischen Überraschungschampion Rijeka verzweifelte. Früh hatte das Image des deutschen Coaches, der ohne nennenswerte Trainererfahrung im Herrenbereich nach Salzburg gekommen war, Schaden genommen. 274 Tage später liegt ihm die Mozartstadt zu Füßen.

Die pure Überzeugung

Seit dem bitteren Quali-Aus im vorigen August hat sich die Stimmung grundlegend gewandelt. In der österreichischen Bundesliga wehrte der Brause-Klub den Angriff von Sturm Graz souverän ab, die Titelverteidigung ist bei vier ausstehenden Partien und elf Zählern Vorsprung nur noch Formsache.

Mehr noch als der nationale Erfolg sorgten die Salzburger Auftritte in der Europa League für Furore. Nacheinander schaltete das Rose-Team mit Real Sociedad (Primera División), Borussia Dortmund (Bundesliga) und Lazio Rom (Serie A) drei Kontrahenten aus den Top-Ligen des Kontinents aus. Der Lohn: Erstmals in der Vereinsgeschichte steht RB im Halbfinale eines internationalen Wettbewerbs.

Im Rückspiel gegen Olympique Marseille wollen die Österreicher vor heimischem Anhang den Turnaround erzwingen. Kein leichtes Unterfangen nach der 0:2-Niederlage im Stade Vélodrome. Trotz dieser Hypothek verbreiten die Salzburger Zuversicht - allen voran Coach Rose. "Wir werden uns nicht geschlagen geben, das ist sicher. Wir sind gut vorbereitet und werden Frische mitbringen", kündigte der gebürtige Leipziger an. Parolen, die bei Trainerkollegen oftmals aufgesetzt und einstudiert wirken, doch Rose ist anders: Aus jedem Satz des 41-Jährigen spricht die pure Überzeugung.

Beförderung nach Youth-League-Triumph

So kommt es nicht von ungefähr, dass der Fußballlehrer zuletzt auch mit ambitionierten Klubs aus der deutschen Bundesliga in Verbindung gebracht wurde, allen voran Borussia Dortmund. Die Westfalen haben die faszinierende Energie des Rose-Stils im Achtelfinale der Europa League zu spüren bekommen. Auch Eintracht Frankfurt, das nach einem geeigneten Nachfolger für Niko Kovac fahndet, soll zu den Interessenten zählen.

Rose hatte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn zunächst klein angefangen. Nach sieben Profi-Jahren bei Mainz 05, wo er unter einem gewissen Jürgen Klopp den erstmaligen Aufstieg ins Oberhaus feierte, übernahm er eine Doppelfunktion als Spieler und Assistent von Trainer Martin Schmidt beim Regionalliga-Team der Rheinhessen. Einem kurzen Gastspiel in seiner sächsischen Heimat bei Lok Leipzig folgte 2013 schließlich das Engagement beim Austria-Giganten RB Salzburg.

Dort arbeitete Rose erst einmal im Juniorenbereich. U16, U18, U19 - der Deutsche stieg peu á peu auf und empfahl sich für höhere Aufgaben. Besonderen Eindruck hinterließ der sensationelle Gewinn der UEFA Youth League 2017. Die Beförderung zum Chefcoach der Salzburger Profis war die logische Konsequenz. Zehn überaus erfolgreiche Monate später scheint die nächste Sprosse auf der Karriereleiter bereits in greifbarer Nähe.

"Gewisse Parallelen zu Jürgen Klopp und Thomas Tuchel"

Ist Rose tatsächlich schon reif für einen Verein der Kategorie Borussia Dortmund? weltfussball-Redakteur Johannes Sturm hat keine Zweifel an der Eignung des Ex-Mainzers: "Er ist ein moderner und vor allem sehr empathischer Trainer. Auf übermäßige Extrovertiertheit verzichtet er weitgehend. Das heißt aber nicht, dass er für seine Mannschaft keine Führungsfigur darstellt. Im Gegenteil, denn als ehemaliger Youth-League-Coach kennt er einen beträchtlichen Teil seines Teams schon lange und füllt dabei eine gewisse Vaterrolle aus."

Ein Blick auf den Kader der Salzburger belegt diese These: RB Salzburg mischt die Europa League mit einem der jüngsten Teams in der Geschichte des Wettbewerbs auf. Youngster wie Diadie Samassékou (22), Hee-Chan Hwang (22) und Xaver Schlager (20) haben sich unter Rose zu Leistungsträgern entwickelt und damit Begehrlichkeiten geweckt.

Im laufintensiven 4-4-2-System kommen die Stärken der Top-Talente perfekt zur Geltung. Rose hat eine hungrige Einheit geformt, die extrem schwer zu knacken ist. Österreich-Experte Sturm preist Salzburg anno 2018 als "wahres Mentalitätsmonster, das mit seinem aggressiven Pressing und herausragenden Fitnesswerten zur Red-Bull-Philosophie passt wie der Deckel zum Topf."

Der langjährige Beobachter des österreichischen Fußballs sieht sogar "gewisse Parallelen zu Jürgen Klopp und Thomas Tuchel", die nach ihren Engagements in Mainz und Dortmund mittlerweile zu den begehrtesten Trainern der Welt gehören. Marco Rose scheint auf dem richtigen Weg zu sein.

Heiko Lütkehus