24.05.2018 20:44 Uhr

Wolfsburg verliert dramatisches CL-Finale

VfL Wolfsburg verliert Finale der Champions League gegen Lyon
VfL Wolfsburg verliert Finale der Champions League gegen Lyon

Der Traum vom Triple ist geplatzt: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben die Rückkehr auf Europas Fußball-Thron in einem dramatischen Finale verpasst.

Der Meister und Pokalsieger verlor den Abnutzungskampf im Champions-League-Endspiel gegen den eiskalten Titelverteidiger Olympique Lyon trotz Führung mit 1:4 (0:0) nach Verlängerung.

Nach dem Treffer durch Pernille Harder (93.) rissen Amandine Henry (98.), Eugenie Le Sommer (99.), Ada Hegerberg (103.) und Camille Abily (116.) die Wölfinnen aus allen Träumen vom dritten Titel in der Königsklasse nach dem Triple 2013 sowie 2014. Kurz zuvor hatte Alexandra Popp (96.) die Gelb-Rote Karte gesehen.

Das Starensemble aus Lyon um DFB-Spielführerin Dzsenifer Marozsán feierte hingegen seinen dritten Triumph nacheinander und stieg mit dem fünften Erfolg zum alleinigen Rekordsieger vor dem 1. FFC Frankfurt (2002, 2006, 2008 und 2015) auf.

Grindel und Hrubesch unter den Zuschauern

14.237 Zuschauer, darunter DFB-Präsident Reinhard Grindel und Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch, verfolgten im Waleri-Lobanowski-Stadion ein munteres Stelldichein von Nationalspielerinnen aus aller Welt. In der Neuauflage der Finals 2013 und 2016 präsentierten sich beide Teams zunächst offensiv ausgerichtet.

"Wir müssen mutig sein. Wenn wir Druck aufbauen, können wir ihnen Probleme bereiten", lautete vor dem Showdown der Top-Teams im europäischen Frauenfußball die Vorgabe von VfL-Trainer Stephan Lerch, der wie erhofft auf Popp bauen konnte.

Die Nationalspielerin hatte den Pokal-Finalkrimi fünf Tage zuvor gegen Bayern München (3:2 i.E.) wegen einer Oberschenkelblessur verpasst.

Die 27-Jährige hatte im defensiven Mittelfeld gegen Marozsan und Co. jede Menge zu tun. Beide Seiten lauerten bei zunächst hohem Tempo auf entscheidende Fehler der Gegnerinnen und versuchten, ihre schnellen Offensivkräfte in Szene zu setzen.

Marozsán scheitert in Durchgang eins an Schult

Torgefahr entwickelte aber in der ersten Hälfte nur Lyon, das in Frankreich jüngst zum zwölften Mal in Serie die Meisterschaft gewann - mit einer Bilanz von 98:5 Toren.

Marozsán (24.) prüfte ihre DFB-Kollegin Almuth Schult mit einem satten Schuss von halblinks, doch die VfL-Torhüterin war wie auch beim Aufsetzer-Kopfball von Top-Torjägerin Hegerberg (35.) nach schönem Marozsan-Pass zur Stelle.

Wolfsburg stand nun tiefer, nach vorne lief kaum noch etwas zusammen. Lyon fand indes mit klugen Pässen häufig Lücken - mit dem 0:0 zur Halbzeit war der viermalige deutsche Meister daher gut bedient.

Verlängerung wird zum irren Schlagabtausch

Olympique gab auch nach dem Seitenwechsel den Ton an, beim VfL machte sich der Kräfteverschleiß bemerkbar. Sara Gunnarsdottir erlitt ohne Gegnereinwirkung eine Muskelverletzung (57.). Für die isländische Mittelfeldspielerin kam Innenverteidigerin Joelle Wedemeyer in die Partie, Lena Goeßling rückte eine Position vor.

In der 69. Minute klärte Noelle Maritz in höchster Not einen Kopfball von Eugenie Le Sommer (69.) - allerdings war der Ball mit vollem Umfang hinter der Torlinie.

Der VfL hatte riesengroßes Glück, dass Schiedsrichterin Jana Adamkova (Tschechien) dies übersah. In der Frauen-Königsklasse kommen weder Torlinientechnik noch Torschiedsrichter zum Einsatz.

In der Verlängerung überschlugen sich die Ereignisse. Nach Harders tollem Solo erwies die bereits verwarnte Popp mit einem überharten Einsteigen gegen Delphine Cascarino ihrem Team einen Bärendienst - Lyons Blitz-Doppelschlag ließen den Wolfsburger Jubel im Keim ersticken.