08.06.2018 10:53 Uhr

Meier: "Habe Ballack zum Märtyrer gemacht"

Urs Meier zeigt Michael Ballack den gelben Karton
Urs Meier zeigt Michael Ballack den gelben Karton

Der Schweizer Urs Meier gehörte jahrelang zu den angesehensten Vertretern der Schiedsrichterzunft. Der Eidgenosse pfiff bei den EM-Endrunden 2000 und 2004 sowie den Fußball-Weltmeisterschaften 1998 und 2002. Vor allem letzteres Großereignis ist dem gebürtigen Züricher im Gedächtnis geblieben.

Im Halbfinale der WM 2002 zeigte Meier DFB-Leitwolf Michael Ballack seine dritte Gelbe Karte im Turnierverlauf und verhinderte somit einen Einsatz des Capitanos im Endspiel der deutschen Elf gegen Brasilien. Deutschland verlor mit 0:2.

"So etwas macht man nicht gerne, du verhinderst einem Menschen ein WM-Finale. Aber als Schiedsrichter musste ich es machen, es war eine Szene, in der Ballack eine klare Torchance der Südkoreaner verhindert hat", erklärte Meier im Interview mit der "Abendzeitung". Ballack habe sich folglich danach auch nie beschwert. "Und außerdem: Ich habe ihn damit zum Märtyrer für Deutschland gemacht", so Meier weiter.

"Das ganze System ist noch nicht ausgereift"

Kritisch sieht Meier hingegen den erstmaligen Einsatz des Videoreferees bei einer WM. "Ich denke, wir werden sehr viele Diskussionen über den Videobeweis erleben", führt Meier aus und erläutert: "Das ganze System ist noch nicht ausgereift. Man hätte die Testphase, die es gab, etwa in der Bundesliga, nun erst einmal aufarbeiten müssen: Was war gut, wo gibt es Verbesserungsbedarf? Und dann hätte man den Video-Schiedsrichter bei der nächsten WM einsetzen können."

Probleme sieht der 51-Jährige vor allem für Unparteiische aus kleineren Nationen, die ohnehin Probleme hätten, sich an das hohe Tempo zu gewöhnen. 

Mit Freude blickt Meier einem Duell zwischen dem DFB und seinen Landsleuten entgegen. Bereits im Viertelfinale könnte es zum Aufeinandertreffen kommen. "Da herrscht bei mir jetzt schon Vorfreude auf dieses Spiel - und keine Angst. Ich hätte richtig Bock drauf!"